Da jubelt das wehmütige Herz. In der Vitrine thronen verflossene Lieblinge: ein Scheibentelefon, eine Stereoanlage, das erste Nokia-Handy aus Jugend-tagen. Wer etwas älter ist, erfreut sich am Telex, und wer noch zur Schule geht, wundert sich über die veralteten Ausstellungsstücke des Museums für Kommunikation (MfK) in Bern.
Das Berner Haus ist die jüngste Neuerung in der Schweizer Museumslandschaft. Über 1100 Museen gibt es derzeit zwischen Rhein und Genfersee – Tendenz steigend. Allein in den letzten zwei Jahren wurden einige aussergewöhnliche Projekte realisiert, wie beispielsweise das Charlie Chaplin Museum in Vevey VD oder das neue Kunstmuseum LAC in Lugano TI, die beide auch internationale Anerkennung erfahren.
Diesen August dazugekommen ist das MfK, das nach einem einjährigen Umbau (und einer insgesamt fünf Jahre dauernden Planungsphase) wieder seine Tore geöffnet hat. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Berner zeigen das derzeit wohl innovativste Museumskonzept der Schweiz: einen Mix aus interaktiven Erlebnisstationen, Wissensvermittlung mittels Video und Soundinstallationen und den althergebrachten Schaukästen.
Allerdings kommen Letztere mit einem Twist daher. Ohne chronologische Ordnung werden beispielsweise im Ausstellungsbereich «Tools» Kommunikationsmittel der letzten 200 Jahre gezeigt. Der Blick der Besucher bleibt an kuriosen Stücken und bekannten Apparaturen aus der eigenen Vergangenheit hängen.
Innovatives Museumskonzept
Das hat vor allem einen Effekt: Es lässt Erinnerungen aufkommen und regt zu Gesprächen an. «Wir wollen, dass hier Grossvater und Enkel ins Gespräch kommen und über ihre Erinnerungen an die Gerätschaften sprechen», so Christian Rohner, Projektleiter der neuen Ausstellung. Denn den Machern geht es nicht nur um Wissensvermittlung, sondern auch um eine Plattform für Kommunikation. «Wir wollen, dass das Museum ein Ort für Gespräche ist», so Rohner.
Dafür wurde eigens der Job des «Kommunikators» geschaffen: ausgebildete Mitarbeiter, die Fragen zur Ausstellung beantworten und kleine Forschungsaufträge verteilen – ein schweizweit bisher einmaliges Konzept. In diesem Sinne sind auch die vielen Erlebnisstationen zu verstehen, die nur im Team zu meistern sind.
Verwandlungsfähiges Museum
Star der Ausstellung ist das «Filmkaraoke», wo Filmszenen nachgespielt oder mit eigenen Worten synchronisiert werden können. Wer will, kann seine Aufnahme veröffentlichen und sie auf einem grossen Bildschirm den restlichen Besuchern zeigen. Ein Riesenspass! Ohne lange Erklärtexte, die man in der Ausstellung – zum Glück – vergeblich sucht, soll damit die Bedeutung der Gestik und des Tonfalls für die Kommunikation erlebbar werden.
Ein grosser Teil der Schau ist freilich der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf das menschliche Miteinander gewidmet. Die Ausstellung soll bis ins Jahr 2030 Bestand haben – eine Herausforderung in Zeiten, in denen monatlich technische Neuerungen auf den Markt kommen. «Wir haben viele Elemente so konzipiert, dass wir sie leicht verändern können», so Rohner. «Schon nach zwei Monaten mussten wir erste Videos erneuern.»
Nicht wenige Menschen fühlen sich von der rasanten Digitalisierung des Lebens überfordert. Zum Glück kann man im Museum für Kommunikation auch in den «guten alten Zeiten» schwelgen, als ein Telefon noch kein Computer war.
Preis
Erwachsene 15 Franken, Kinder bis 15 Jahren 5 Franken.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.
Informationen
Preis
Erwachsene 15 Franken, Kinder bis 15 Jahren 5 Franken.
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.