Irgendetwas Skandalöses muss es haben, das Spiel mit den Kugeln, dass es im Laufe seiner Geschichte immer wieder verboten wurde: dem Volk etwa 1319 vom französischen König Philipp V, genannt «der Lange», und den Vertretern des geistlichen Standes 1697 durch die Pariser Diözesanbehörde. Noch mehr aber faszinierte es die Menschen, nachweislich seit dem Alten Ägypten, denn sie haben nie aufgehört, es zu spielen. Die Variante «Boccia» machte in Italien Furore, in Turin wurde 1873 der erste Verein gegründet.
Auch Adenauer gab sich gern die Kugel
Wie so Vieles, übernahmen die Tessiner das Vergnügen von ihren südlichen Nachbarn. Schliesslich bedarf es keiner Reichtümer: Ein möglichst ebener, rechteckiger Platz und ein paar Kugeln genügen, um die Dinge ins Rollen zu bringen. Ausserdem gibt es keine Altersgrenze. So schob auch der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer bis ins hohe Alter gern mal eine ruhige Kugel, wie zahlreiche Fotos belegen.
Mit Rundem gegen Rundes
Jahrzehnte lang lockte jeder Wirt im Grünen, das etwas auf sich hielt, mit einer Boccia-Bahn. Die Popularität des gemütlichen Präzisionssports hat etwas nachgelassen, doch noch immer zählen die Südschweizer zu den Besten. So holte Davide Bianchi aus Mesocco 2005 den Weltmeistertitel mit nach Hause. Und noch immer kann man in vielen ländlichen Lokalen Bewegung und leiblichen Genuss kombinieren – und so mit Kugeln der Kugelform um die Hüften vorbeugen. Eine Besonderheit stellt diesbezüglich der Grotto Teresa am Luganersee dar: Dort gibt es auch noch einen traumhaften Seeblick dazu und die Möglichkeit, das gesunde Vergnügen mit einer Schiffsrundreise zu anderen Grotti zu verbinden. In diesem Sinne: Kugel ahoi!