Das letzte Dorf im Maggiatal heisst Cavergno und ist heute ein Quartier der Gemeinde Cevio. Es grenzt ans Lavizzara - und ans Bavonatal. In Cavergno leben die Dadò, ein Zweig davon ist die in Locarno tätige Verlegerfamilie, die unzählige Bücher zur Geschichte des Maggia-Tals herausgegeben hat. In Cavergno lebte der laut Verleger Dadò «einzige Tessiner Erzähler von internationalem Niveau». Das Werk des Dorflehrers und Literaten Plinio Martini ist mit den beiden Romanen «Nicht Anfang und nicht Ende» und «Requiem für Tante Domenica» so konzentriert wie stilsicher. Tessinklischees hat er genauso umgestossen wie die von der katholischen Kirche eingeforderte Schicksalsergebenheit. Seine Auswanderergeschichte geht noch immer zu Herzen. Flaniert man heute durch Cavergno, scheinen Sätze aus seinem Erzählband «Fest in Rima» aufzuleben, und die Gardinen bewegen sich noch immer, obwohl es windstill ist. Die neuen Ausgaben wurden im Limmatverlag realisiert, wobei «Fest in Rima» dem Verlag just dieser Tage ausgegangen ist.
Im Winter zu
Wegen Lawinengefahr bleibt das wildeste Tal des Tessins im Winter geschlossen. Dafür ist es den Sommer über stark elektrifiziert, obwohl die Stromversorgung erst zuhinterst im Tal beginnt: von Einheimischen, die sich an den Wochenenden ins Seitental Calneggia oder in ihre Rustici verziehen. Aber auch von Touristen, die das wohl ursprünglichste Tal der Schweiz auch mal sehen möchten oder an archäologischen Schmuckstücke interessiert sind. Nicht zu vergessen sind die vielen einsatzbereiten Lehrlinge, die Filmtrupps, Schauspieler, Berggänger, Gletscherbesucher und Alpbewirtschafter. Seit einigen Jahrzehnten kümmert sich eine Stiftung um den Erhalt und die Wiederbelebung des Tals. Am grossen Wasserfall (la froda) gibt es eine delikate Torta di pane und an heissen Tagen die Gazosa.
Dem Sommer entgegen
Das ganze Jahr über geöffnet hat die Stiftung des Bavonatals mit Sitz in Cavergno. Auch ihre Internetseite lädt zum ganzjährigen Besuch ein. Seit 400 Jahren lebt der Brauch der Prozession von Cavergno bis nach Gannariente. Am ersten Sonntag im Mai nehmen die Menschen von ihrem Tal wieder für den Sommer Besitz. Mehrere Personen nehmen bei jeder Witterung an dem rund 10 Kilometer langen Prozessionszug teil. Bei der Kapelle in Mondada wird jeweils ein Gebetsstopp eingeplant, damit man dort seinen nach Australien ausgewanderten Vorfahren und späteren Benefattori (Förderer, Gönner) gedenken kann. Darüber hat der Tessiner Geschichtsforscher Giorgio Cheda einiges Interessantes zusammentragen können.
Weitere Infos
www.vallemaggia.ch
www.ticino.ch