Bolle di Magadino
Wo die liebestollen Frösche quaken

Seit 2006 gehören die wilden Bolle di Magadino wieder ganz und gar der Natur. Das Feuchtgebiet an der Mündung des Ticino setzt Gegenakzente zur pulsierenden Tourismusregion.
Publiziert: 28.05.2019 um 13:05 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2021 um 12:04 Uhr
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Ein Naturparadis; die Bolle di Magadino. (Weitere Ausflugs-Tipps fürs Tessin finden Sie unter www.ticinoweekend.ch)
Foto: Gambarogno Turismo, Ticino Turismo

Es ist noch früh. Und still. Nicht im Sinne von geräuschlos. Nein. Die Natur ist niemals stumm. Sie singt und schwingt, rauscht und summt immerzu. Die hier beschriebene Stille zeichnet sich vielmehr durch die Abwesenheit von Zivilisationslärm aus. Kein Motorengeheul, keine quietschenden Reifen und dröhnenden Maschinen. Eine blau-grün schimmernde Libelle schwebt auf der Suche nach einem proteinhaltigen Frühstück über dem Wasser. Frösche quaken, erzählen von Liebe und Leidenschaft. Eine Schlange sucht sich im Schilf ihren Weg. Das sind die Bolle di Magadino, ein idyllisches Naturparadies inmitten einer pulsierenden Tourismusregion.

Vom Kieswerk zum Naturschutzgebiet

Das war nicht immer so. Das Mündungsgebiet am südlichen Alpenrand diente vor der Renaturierung dem Kiesabbau. Erst 2006 musste das Kies- und Betonwerk das Feld räumen und das einmalige Feuchtgebiet endgültig der Natur überlassen, wie es die kantonalen Naturschutzbestimmungen übrigens schon seit Anfang der 1970er-Jahre vorgesehen hatten. Die Delta-Landschaft ist von unschätzbarem Wert für die Ökosysteme der Flüsse. Nicht nur einheimische Spezies sind auf die Bolle angewiesen, auch unzählige Zugvögel nutzen das Flussdelta als Rastplatz, bevor sie die anstrengende Flugetappe über die Alpen antreten. Diese Tatsache ermöglicht den Ornithologen schon seit 1994 eine sachkundige Beobachtung und Erforschung der Vögel, die zwischen Europa und Afrika pendeln.

Das Vogelparadies am Langensee

Im Naturschutzgebiet an der Mündung des Flusses Ticino leben etwa 300 Vogelarten, 90 Algen-, 20 Moos- und Flechtenarten, 16 verschiedene Farne und Schachtelhalme, 287 Pilzarten und viele unterschiedliche Amphibien und Reptilienarten. Dank Naturlehrpfaden kann die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt der südalpinen Auenlandschaft erkundet werden, ohne diese allzu sehr zu belasten. Am meisten sieht und lernt man auf einer geführten Wanderung. Am 24. Mai (20.00 Uhr, Gemeindehaus Magadino) steht ein Nachtspaziergang auf dem Programm, am Tag danach (8.00 Uhr, Gemeindehaus Magadino) wird eine Frühlingsexkursion spannende Einblicke in das Bolle-Leben gewähren.

Die Libelle hat sich unterdessen mückengesättigt verzogen, die Schlange sich lautlos davongemacht. Nur die Frösche quaken immer noch liebeskrank nach willigen Bräuten. Das sind die Bolle di Magadino. Eine stille Symphonie der Lebendigkeit.


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