Jedes Jahr verletzen sich auf den Schweizer Skipisten 2300 Menschen schwer, wie eine Statistik der Suva zeigt. «Als schwer gelten Verletzungen, bei denen man längere Zeit im Spital bleiben muss und mindestens drei Monate nicht arbeiten kann», sagt Samuli Aegerter (49), Schneesportexperte bei der Suva. Er gibt vier Tipps, mit denen man das Unfallrisiko beim Ski- und Snowboardfahren reduzieren kann.
Skibindung prüfen lassen
Wer einen eigenen Ski besitze, sollte dessen Bindung gemäss Experte vor jeder Saison in einem Skigeschäft prüfen lassen. «Es ist wichtig, dass der Auslösemechanismus der Bindung richtig eingestellt ist.» Das bedeutet, dass sich der Ski bei einem Sturz rechtzeitig vom Fuss löst, sodass sich das Verletzungsrisiko reduziert. Aegerter sagt: «Wenn die Skibindung zu hart eingestellt ist, löst sie sich nicht vom Fuss, was schlimme Knieverletzungen verursachen kann.» Die Prüfung vor jeder Saison sei sinnvoll, weil sich das Material des Skis im Estrich oder Keller verändern könne. Auch Schwankungen des Körpergewichts beeinflussen die Einstellung der Bindung.
Aufwärmübungen machen
Den Körper aufzuwärmen, habe zwei Vorteile, sagt Aegerter. «Einerseits kann man damit das Verletzungsrisiko bei einem Sturz reduzieren, weil die warmen Muskeln belastbarer sind und andererseits kommen die Signale vom Gehirn schneller bei den Muskeln an.» Das heisst, man kann den Ski oder das Snowboard besser steuern und auch die Bewegungen kontrollierter ausführen. Der Experte empfiehlt, sich morgens, bevor man die erste Piste herunterfährt, und nach einer längeren Mittagspause aufzuwärmen. Folgende Übungen seien dafür geeignet:
- Beine kreisen und vor und zurückschwingen
- Arme kreisen und schwingen
- «Fangis» spielen mit Kindern
- Die Treppen nehmen, anstatt den Lift
Wer noch mehr Inspiration braucht, findet in der App «Slope Track» von der Suva eine Funktion, bei der die Schweizer Skirennfahrerin Wendy Holdener (30) ihre Aufwärmübungen zeigt.
Samuli Aegerter (49) leitet die Kampagne Schneesport bei der Suva. Er ist ausgebildeter Schneesportexperte und hat an der Hochschule Luzern den Master in Prävention und Gesundheitsförderung gemacht. Aegerter fährt selbst leidenschaftlich Snowboard. Er lebt mit seiner Familie in Adligenswil LU.
Samuli Aegerter (49) leitet die Kampagne Schneesport bei der Suva. Er ist ausgebildeter Schneesportexperte und hat an der Hochschule Luzern den Master in Prävention und Gesundheitsförderung gemacht. Aegerter fährt selbst leidenschaftlich Snowboard. Er lebt mit seiner Familie in Adligenswil LU.
Eigene Leistung nicht überschätzen
«Viele Unfälle passieren, weil die Menschen ihre Fähigkeiten überschätzen», sagt Aegerter. Hinzu komme, dass man häufig nicht merke, wie schnell man unterwegs sei. «Auf der Piste erreicht man oft eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 Kilometer pro Stunde.» Deshalb ist es gemäss Experte wichtig, die eigene Fahrweise daran anzupassen, wie fit man sich fühlt, wie die Schneeverhältnisse sind und wie viele Menschen eine Piste herunterfahren. Aegerter sagt: «Die meisten schweren Unfälle passieren zwischen 13 und 14 Uhr.» Er vermute, dass zu diesem Zeitpunkt ein Teil der Skifahrer Mittagspause mache und die Pisten weniger voll seien, was einen dazu verleite, schneller und unvorsichtiger zu fahren.
Genügend Pausen machen
Auch wenn es trivial klingt: «Pausen sind notwendig, damit die Muskeln entspannen können und man sich wieder besser konzentrieren kann», sagt Aegerter. Wenn man die Bewegungen beim Fahren nicht mehr sauber ausführen könne oder das Gefühl habe, dass man die Kontrolle über den Ski oder das Snowboard verliere, sei ein guter Zeitpunkt für eine Pause. Schwere, müde Oberschenkelmuskeln sind ein weiteres Anzeichen. Der Experte sagt: «Es ist wichtig, dass man sich gut beobachtet und eingesteht, wenn man eine Pause braucht.» Insbesondere, wenn man mit einer Gruppe unterwegs sei. Eine Untersuchung der Suva hat ergeben, dass der Druck, mit der Gruppe mitzuhalten, das Unfallrisiko erhöht.