«Zwei Vögel haben uns gejagt»
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Die schönsten Erlebnisse:«Zwei Vögel haben uns gejagt»

Foto-Kollektiv «The Alpinists»
Diese Schweizer erreichen mit Alpenfotos Millionen Menschen

Elf junge Männer finden zum Kollektiv The Alpinists zusammen, dank ihrer geteilten Leidenschaft für Fotografie, die Alpen – und Instagram. Nun folgt schon ihr zweites Wanderbuch, das unsere Berge zeigt, wie man sie noch nie gesehen hat.
Publiziert: 03.10.2023 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2023 um 11:56 Uhr
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Sie lieben Abenteuer, Bergwelten und Fotografie: ein Teil der Gruppe The Alpinists auf dem Kleinen Kamel in den Urner Alpen.
Foto: The Alpinists, AT Verlag / www.at-verlag.ch
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Ohne Instagram gäbe es das junge Fotografen-Kollektiv The Alpinists nicht. Und das ist wörtlich gemeint: Das Foto-Sharing-Netzwerk hat die Mitglieder des Kollektivs inspiriert, sie zusammengeführt, ihnen eine Plattform für ihre Alpenbilder geboten und sie gross gemacht.

Doch von vorne: The Alpinists ist eine Gruppe von elf Freunden aus der Deutschschweiz. Sie sind zwischen 24 und 31 Jahre alt, kennengelernt haben sich die meisten von ihnen über Instagram, wo sie über ihre geteilte Leidenschaft für Fotografie – insbesondere Fotografie von Berglandschaften – zueinanderfanden. Daraus entstand ein kollektiver Insta-Kanal @thealpinists, sowie die Idee zu Treffen und gemeinsamen Berg- und Fototouren im realen Leben.

Epische Spots

Eines der jüngsten Mitglieder ist Jannis Richli (24). Er stiess 2016 während eines gemeinsamen Roadtrips durch die Dolomiten zum Kollektiv, war aber bereits vorher mit einigen Mitgliedern befreundet. Heute fotografiert der Bündner, der in Zürich studiert, gerne auch analog und versucht, seinen digitalen Bildern einen analogen Anstrich zu verleihen.

«Ich suche Inspiration in dem, was nicht schon hundertfach fotografiert und auf Instagram geteilt wurde. Mich erfüllt es heute weniger, den epischsten Spot zu fotografieren; wichtiger ist mir das Erlebnis», sagt der angehende Primarlehrer.

Der gelernte Schreiner Joni Hedinger (31) aus Rapperswil SG ist dank Instagram überhaupt erst zum Fotografieren gekommen. Heute ist er selbständiger Fotograf und Videograf.«Unser Stil hebt sich ab von klassischen Postkarten und ist von der Instagram-Ästhetik beeinflusst», sagt er. 

Neue Arten der Bildbearbeitung geben den Aufnahmen ebenso einen frischen Touch wie neue Elemente im Bild selbst: Ein Mensch, der die Dimensionen der Landschaft erst greifbar macht, oder ein Schlafsack am Rand eines Bergsees.

Preisgekrönte Influencer

Auch wenn – oder gerade weil – die Gruppe sich fotografisch von tausendfach kopierten Sujets auf Instagram abhebt, hat sie sich zur grössten Schweizer Community für Outdoor-Fotografie entwickelt: Auf Social-Media-Kanälen erreicht das Kollektiv über eine Million Menschen. 2022 gewann es die Kategorie «Travel» bei den Swiss Influencer Awards. Auch dieses Jahr sind die elf Abenteurer wieder nominiert.

Wirkung entfalten die Bilder auch gedruckt: Soeben ist ihr zweites Berg- und Wanderbuch auf Deutsch erschienen, in wenigen Wochen folgt die englische Ausgabe. Jeder der elf Alpinisten stellt sich im Buch vor, gibt Tipps fürs Fotografieren und präsentiert mehrere Bergtouren, manche hochalpin, manche weniger anspruchsvoll, samt Wanderroute und Fotopoints. 

Fotospots bleiben auf Insta geheim

Mit der grossen Popularität kommt auch eine besondere Verantwortung. «Die schönen Bilder inspirieren andere, auch nach draussen zu gehen», sagt Joni Hedinger. Das Kollektiv will verhindern, dass Plätze aufgrund von ihrer Arbeit überlaufen werden, wie dies mit anderen Insta-Fotospots bereits geschehen ist.

Daher gibt die Gruppe auf Instagram die Location nicht preis, an der ein Bild entstanden ist. Das Kollektiv hat es sich zum Auftrag gemacht, junge Menschen zu begeistern, die vielfältige Schweizer Natur mehr schätzen zu lernen und sie für den richtigen Umgang mit ihr zu sensibilisieren.

Das spezielle Licht

Die elf Freunde sind zu jeder Jahres- und Tageszeit in den Alpen unterwegs. Joni Hedinger liebt an den Bergen das Abenteuer, das Biwakieren, frühe Aufstehen und Fotografieren vor Sonnenaufgang, wenn der Himmel im Osten hell wird und die Schatten auf den Bergen blau leuchten.

Jannis Richli verbindet mit Skitouren und Wanderungen Kameradschaft oder Zeit mit seinem Vater. Und er liebt die Stille der hochalpinen Landschaften: «Hier kann ich mich gut regenerieren vom schnellen Leben in der Stadt.» Für ihn ist die halbe Stunde vor Sonnenuntergang die schönste: «Dann hat sich das Licht noch nicht bis auf die Bergspitzen zurückgezogen und beleuchtet auch noch das Herbstgras orange, hellbraun und gelb. Ich liebe diese Farben im Bild.»

The Alpinists, «Lost in the Alps 2», AT Verlag 2023, 312 S. 

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