Der Monte Verità, der Utopistenhügel, der Wahrheitsberg, der Traumberg. «Man spürt da oben, wenn man die Antennen dafür hat, immer noch einen Hauch der Weltverbesserer von einst», sagt Schriftstellerin und Historikerin Eveline Hasler. «Sie gaben dem Monte Monescia um 1900 den geheimnisvollen Namen Monte Verità.»
Zurzeit befindet sich dort oben alles im Wandel. Im Guten, so will man hoffen. Für Eveline Hasler zeigt sich der Hügel ob Ascona heute zwar botanisch reich, «mit einem wunderbaren Baumbestand». Weniger Bestand haben die von den Menschen geschaffenen Kulturgüter. «Nur noch ein paar Lufthütten, archaische Duschen, der Walkürenfels und ein marodes Museum, das unter einem gigantischen Schutzdach der Wiedereröffnung entgegenträumt.»
Immerhin sind die nötigen Gelder dafür aufgenommen, und eigentlich sollte es nun mit klarem Fahrplan mit der Sanierung der Geschichte vorangehen. Die eine Hütte, die Casa Selma, ist in diesen Tagen saniert und neu eröffnet. Im Oktober beginnen die Arbeiten an der Casa Anatta mit dem Szeemann-Museum und die Renovation des Russenhauses.
Welt im Museum
Nicht nur der tropische Tessiner Regen, sondern auch Unverständnis für diese Schätze habe geschadet, und nun verlangen die kostbaren Exponate nach Schutz und Rettung. Denn irgendwann einmal, da sind sich alle einig, soll das Weltmuseum des Harald Szeemann wieder in der Casa Anatta zu sehen sein. Dafür wird heute geplant. Und es sollen neue, moderne Techniken in den alten Räumen versteckt werden, sodass dann sowohl der Eindruck von damals bewahrt, als auch die nötige Pflege der Gegenstände garantiert werden kann.
Ausgesuchte Kost und Logis
Bis es soweit ist, verweist Eveline Hasler auf das Restaurant des sanft renovierten Historic Hotels des Monte Verità. Dort kann man auf der Terrasse des Haupthauses der einstigen Kuranstalt für Vegetabilismus bei einem Glas Wein die Zeit überbrücken «und über die Zeit meditieren, in der Menschen mit Gegenentwürfen Zeichen setzen wollten für eine der Natur nähere Zivilisation.»
Kampf gegen Verlogenheit
Den Ursprung dafür legten Henri Oedenkoven, Sohn einer belgischen Industriellenfamilie, und seine Freundin, die Münchner Pianistin Ida Hofmann. «Den Kampf aufnehmend gegen die verlogene Zivilisation, waren sie gegen Heirat, Hüte, Korsetts, Orthographie und Sonntagsbraten, ein Zukunftsunternehmen sollte entstehen zur Sanierung des 20. Jahrhunderts.»
Was ist davon heute geblieben? Wenn Eveline Hasler das diesjährige Programm studiert, findet sie «einiges an philosophischen und künstlerischen Impulsen, auch dank der Mitwirkung der ETH». Und bei ihr erfährt man, dass auch Stein Liebe sein kann. Und auf dem Monte steht ihr kleines Büchlein «Die Einquartierung» für 6 Franken zum Verkauf.
Weitere Infos
www.monteverita.org
www.ascona-locarno.com
www.ticino.ch