Mit dem sich ankündigenden Sommer verlagert sich das Leben wieder vermehrt nach draussen. Viele von uns nehmen diese Tage – auch wegen des schönen Wetters – die Wanderschuhe aus dem Keller hervor und bereiten sich auf die ersten Tage in den Bergen vor. Doch Vorsicht! Gerade im Frühling lauern auf Wanderwegen in höheren Lagen noch einige Risiken. Patricia Cornali (35) vom Verband Schweizer Wanderwege sagt, dass im Frühling viele Wanderer die Situation auf den Wanderwegen unterschätzen. Da es dieses Jahr im April und Mai noch viel geschneit habe, sei ab einer Höhe von etwa 1600 Metern noch immer Vorsicht geboten. Cornali gibt Tipps, wie das Wandern auch im Frühjahr Spass macht und ohne Zwischenfälle verläuft.
Informiere dich über die Infrastruktur
«Die Wanderwege sind nur für die schnee- und eisfreie Zeit ausgelegt», sagt Cornali. Das heisst: Es bestehe keine Pflicht, die Wanderwege zu unterhalten oder sie speziell zu kennzeichnen, falls sie wegen Schnee und Eis nicht begehbar oder gesperrt sind. «Wanderer sollen sich darum speziell im Frühling bei den lokalen Bergbahnen oder Tourismusbüros über den Zustand der Wanderwege informieren.» Im dümmsten Fall stosse man ansonsten auf dem Wanderweg auf Eisflächen oder unerwartete Schneefelder und müsse umkehren. Oder man begebe sich wegen des Schnees gar in Gefahr.
Unterschätze den Altschnee nicht
«Auf schneebedeckten Wegen sollte man am besten nicht wandern», sagt Cornali. Im Frühling könne selbst ein überschaubares Altschneefeld auf oder neben dem Wanderweg tückisch sein, da es Wasserläufe, Mulden oder Dolinen (trichterförmige Vertiefungen im Boden), überdecken könne. Diese topografischen Besonderheiten können zu gefährlichen Stolperfallen werden, sagt Cornali. «Wer unbedacht über ein Altschneefeld geht, kann wegrutschen oder einbrechen.» Auch beim Umgehen grösserer Altschneefelder mahnt die Expertin zur Vorsicht. «So kommt man vom Weg ab und begibt sich allenfalls in andere unangenehme Situationen.»
Pass auf Gleitschneelawinen auf
Im Frühling kann es vorkommen, dass die auf einem Hang verbliebene Schneedecke auf einmal talabwärts rutscht. «Der Schnee ist im Frühling oft nass und schwer», sagt Cornali. Grosse Schneemengen, die auf glatten Steinoberflächen oder auf einer Wiese liegen, können dabei besonders leicht zu einer Lawine führen. «Solche Gleitschneelawinen treten eher in der zweiten Tageshälfte auf, da es dann wärmer ist als frühmorgens.» Wer als Wanderer also unterhalb eines schneebedeckten Hanges entlanglaufe, sollte das immer im Hinterkopf behalten – selbst wenn der Wanderweg selbst schneebefreit sei. Eine gute Planung der Wanderung sei daher im Frühling umso wichtiger. «Ist man dann trotzdem noch unsicher über die Verhältnisse, vertagt man die Wanderung am besten um ein paar Wochen.»
Achte auf Flora und Fauna
Im Frühling erwacht die Natur zu neuem Leben. Die Setzzeit von Rehwild beginnt im April und dauert je nach Region bis Ende Juni oder Juli. In dieser Zeit ist es für Wanderer umso wichtiger, auf die Tierwelt zu achten und dazu auf den designierten Wanderwegen zu bleiben. Gleiches gilt laut Cornali für Vögel. «Die Brutzeit vieler Vögel beginnt im Frühling.» Da sich die Tiere nicht nur auf Bäumen und in Büschen, sondern auch auf Wiesen im hohen Gras oder auf Weiden aufhalten, sind Wanderer laut Cornali angehalten, sich nach Möglichkeit immer nur auf den gekennzeichneten Wegen aufzuhalten.