Seine eigene Fondue-Gabel giessen
Mit perfektem Guss zum grossen Genuss

In der Kunstgiesserei Appenzell kann man ganz analog seine eigene Fonduegabel giessen. Bauer erlebt eine beglückende Auszeit vom virtuellen Computer-Alltag.
Publiziert: 10.07.2017 um 11:06 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:32 Uhr
Noch im Rohzustand: zwei Fonduegabeln aus Zinn.
Foto: Christian Bauer
Christian Bauer
Christian BauerReise-Journalist

Bis zur Schulter stecken meine Arme in Gummihandschuhen. Damit hantiere ich in einer dunklen Box herum. So fühlt sich wohl ein Tierarzt, der ein Kälbchen aus einer Kuh zieht. Auch ich bin heute ein Geburtshelfer: Ich schenke einer Fonduegabel das Leben.

Workshops in der Kunstgiesserei Appenzell

Die Kunstgiesserei Appenzell – eine der letzten Überlebenden ihrer Art – bietet verschiedene Workshops für Interessierte alten Handwerks an. Die Einladung zum Fonduegabel-Giessen ist mir eine willkommene Abwechslung vom Computer-Alltag. «Willst du die dünnen oder die dicken Handschuhe?», fragt mich Kunstgiesserin Sibylle Bichsel (49).

Sibylle Bichsel hat in der Kunstgiesserei ihre Leidenschaft gefunden.
Foto: Christian Bauer

Sie schaut auf meine rosa-farbenen, unverbrauchten Tastatur-Hände und meint dann: «Die dicken!» – «Ich denke, die dünnen Handschuhe tuns auch», sage ich. Nur nicht als Weichei auffallen.

Doch schon beim Vorwärmen der eisernen Gussform kommen meine Finger und Nerven an ihre Grenzen. Das Zinn, das wie silberner Schlamm im Schmelzbecken hin und her wabert, ist mehrere Hundert Grad heiss. Schweisstropfen poppen aus meiner Stirn. Und dies nicht zu knapp Wie ein Chocolatier seine Schoggi giesse ich das Zinn in die Form.

Hier ist noch Handwerkskunst gefragt

Es folgt der wichtigste Teil der ganzen Prozedur: der gleichzeitige Einsatz von feuchten Tüchern und eines Schweiss brenners. Durch den geheimnisvollen Wechsel von Abkühlen und Erwärmen verhindert man Luftblasen im Zinn. Hierfür braucht es jahrelange Erfahrung. Nach gemächlichem Auf-30-Zählen (Zinngiessen kommt völlig ohne modernen Schnickschnack wie den Handy-Timer aus) ist meine Fonduegabel tatsächlich in Form gebracht. Nun müssen die Ränder abgeschliffen, die Gabel in Säure und Lauge getaucht, poliert und alles mit einem Sandstrahler bearbeitet werden – dies übrigens der Gummihandschuh-Kuh-Moment in der Blackbox.

Ob das etwas wird? Der Autor versucht sich am Kunstgiessen.
Foto: Christian Bauer

Das Ergebnis ist eine Fonduegabel, deren Alpaufzug-Motiv auf dem Zinngriff schwarz und silbern funkelt. Ich habe eine wabernde Masse in etwas Stilvolles verwandelt. Erfolgsgefühl! Meine Hände sind schwarz, ich habe den Geruch von Metall in der Nase, die Hose hat ein paar dunkle Flecken abbekommen. Schön weit weg vom Computer-Alltag. So richtig analog eben. I love it!»

Zum Nachmachen

Die Kunstschmiede Appenzell befindet sich im Zunfthaus mitten im Ort. Neben den Angeboten in der Kunstschmiede (Fonduegabelgiessen, Schlüsselanhänger herstellen) kann man Zinnkunst, Appenzeller Malerei, Säntis Malt Whisky, Blumenschmuck, Holz- und Tonhandwerk erwerben. Neu ist ein Schuster eingezogen, der massgeschneiderte Schuhe anfertigt. Sehr schön ist sein Design der Trachtenschuhe, die man auch im Alltag anziehen kann. Vorbeischauen lohnt sich! Das Fonduegabelgiessen gibt es für 90 Franken/Person inklusive Apéro.

Mehr Infos

www.zunfthausappenzell.ch, www.appenzellerkunstgiesserei.ch

Die Kunstschmiede Appenzell befindet sich im Zunfthaus mitten im Ort. Neben den Angeboten in der Kunstschmiede (Fonduegabelgiessen, Schlüsselanhänger herstellen) kann man Zinnkunst, Appenzeller Malerei, Säntis Malt Whisky, Blumenschmuck, Holz- und Tonhandwerk erwerben. Neu ist ein Schuster eingezogen, der massgeschneiderte Schuhe anfertigt. Sehr schön ist sein Design der Trachtenschuhe, die man auch im Alltag anziehen kann. Vorbeischauen lohnt sich! Das Fonduegabelgiessen gibt es für 90 Franken/Person inklusive Apéro.

Mehr Infos

www.zunfthausappenzell.ch, www.appenzellerkunstgiesserei.ch

Zur Person

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

Im zarten Alter von drei Jahren bestieg Christian Bauer zum ersten Mal ein Flugzeug Richtung Afrika. Erst sieben Jahre später kehrte er wieder in die Heimat zurück. Seitdem faszinieren ihn fremde Kulturen und Länder. Mittlerweile ist aus seiner Reisebegeisterung ein Beruf geworden.

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