Geldmaschine und Kreativmotor
Ein Stand an der Art Basel kostet 90'000 Franken

Am Mittwoch startet die Art Basel. Die grösste Kunstmesse der Welt ist ein Wirtschaftsfaktor für Basel und die ganze Schweiz – und bereichert das Land nicht nur finanziell.
Publiziert: 10.06.2019 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
  • Art Basel 2019 - 13. - 16. Juni
  • Die Basler Messe liegt unmittelbar im Stadtzentrum - Messeplatz 10, Basel
  • Über 300 sorgfältig ausgewählte Aussteller der weltweit bedeutendsten Galerien.
  • Tickets: Tagesticket: 58 CHF; Dauerticket: 140 CHF
  • Öffnungzeiten: 11.00 - 19.00
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Voreröffnung: Die Art Basel öffnete gestern für ausgewählte Kunstliebhaber die Tore.
Foto: zvg
Jonas Dreyfus

Wenn es einen fixen Termin für die internationale Kunstszene gibt, dann ist es die Art Basel. Bereits am Montag wimmelte es in der Innenstadt von Sammlern in schicken Anzügen und weissen Sommerschuhen, von Galeristinnen in der neuesten Gucci-Kollektion und Künstlern mit Bärten im Gesicht und exzentrischen Foulards um den Hals.

Bis zur Vernissage am Mittwochnachmittag ist die Messe für die Branche und ihre Kundschaft zugänglich, danach für die breite Masse.

Dass die Art Basel, die 2020 ihr 50. Jubiläum feiert, die wichtigste Kunstmesse der Welt ist, dafür sprechen schon einmal die Zahlen. Fast 95'000 Besucher zählte sie 2018. Bereits am ersten Tag verkaufte die Schweizer Galerie Hauser & Wirth, einer der grossen Player im Kunstmarkt, drei Werke im Wert von insgesamt fast 20 Millionen Dollar. 

«Aufgrund ihres internationalen Auftretens trägt die Art Basel zum Ansehen und der Wahrnehmung der Stadt Basel im Ausland bei», sagt der Amerikaner Marc Spiegler (51), Direktor der Messe.

Die Stände in den Ecken der Hallen sind Top-Positionen

Aussteller an der Art Basel zu sein, ist das wertvollste Gütesiegel, das eine Galerie haben kann - egal, ob diese aus London kommt, aus Los Angeles, aus Singapur. Oder aus der Schweiz wie die Zürcher Galerie Mai 36 von Victor Gisler (59).

Seine Galerie stammt ursprünglich aus Luzern, er stellt seit bald dreissig Jahren an der Art Basel aus. Jahrelang war er im Komitee, das entscheidet, welche Galerien, die sich für die Teilnahme bewerben, einen Platz zugesprochen erhalten.

Dabei spielen qualitative Kriterien eine Rolle. Indirekt auch der Erfolg, den eine Galerie bereits vorweisen kann. Ein Stand an der Art ist teuer. Mai 36 ist in einer der vier Ecken von Halle 1 im ersten Stock stationiert. Eine Top-Position, die rund 90'000 Franken Miete kostet.

Für Galeristen ist die Art Basel wie Weihnachten für Kinder

Die Wände müssen Galerien zusätzlich noch einziehen lassen. Hinzu kommen Kosten für Transport, Versicherung, Werbung, Essen und Mitarbeiter, die vor Ort Besucher betreuen und im Hintergrund mithelfen, die Verkäufe abzuwickeln.

Damit sich die Messe lohnt, müsse Mai 36 mindestens 800'000 Franken Umsatz machen, sagt Gisler. «Die Art Basel ist wie Weihnachten als Kind: Jedes Jahr gibts einen Christbaum, aber man weiss nie, was darunter liegt.» 

Wenn die Sonne untergeht, verlagert sich die Szene in weiss aufgedeckte Restaurants, wie die Kunsthalle, das Stucki von Tanja Grandits, das Chez Donati oder das Cheval Blanc im Hotel Les Trois Rois. Das «Drey Keenig», wie es die Einheimischen nennen, ist das einzige Fünfsternehotel der Stadt. 

Die Direktion hält sich bedeckt, was die Belegung der Zimmer betrifft. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass es praktisch unmöglich ist, in den ersten Tagen der Messe, an denen die Kunstgeschäfte abgewickelt werden, ein Zimmer zu kriegen. Zumindest wenn man nicht zu dem kleinen Teil der alteingesessenen Kunstelite gehört, die dort seit Jahren absteigt.

Airbnb-Angebote für 5000 Franken pro Nacht

Laut Felix Hauser (61), Präsident des Basler Hotelier-Vereins, liegt die Zimmerauslastung in den Hotels von Montag bis Donnerstag bei 95 Prozent. Viele Private vermieten Teile ihrer Wohnungen oder Häuser via die Plattform Airbnb.

«Während der Art gibt es in Basel rund 3500 dieser Angebote», sagt Hauser. Vom Zimmer mit Luftmatratze für 200 Franken im Kleinbasel bis zu ganzen Stockwerken in Villen auf dem Bruderholz für 5000 Franken - beides pro Nacht - sei alles mit dabei.

Viele gut betuchte Art-Besucher würden sich in einem der vielen Luxushotels in Zürich und Luzern niederlassen und mit einem Limousinenservice hin und her pendeln. «Für Menschen aus Kunstmetropolen wie New York ist eine Stunde Weg keine Distanz.»

Sogar der Circus Knie ist mit der Art am Start

Auch im Kulturbereich profitieren Hunderte Institutionen von der Strahlkraft der Art. Jedes Museum und jede Galerie im Umkreis von Basel spart sich seine beste Ausstellung für den Juni auf. Selbst der Circus Knie macht während der Art immer auf der Rosentalanlage neben dem Messeplatz halt. Und in Zürich findet seit zwei Jahren am Wochenende vor der Art das Zurich Art Weekend statt, das für viele Branchenleute bereits zum Pflichtprogramm gehört. 

«Die Art Basel ist ein Magnet für Kunstliebhaber aus aller Welt und damit ein Eingangstor in die Kunst in der Schweiz und unsere Schweizer Städte», sagt Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus. «Das Angebot in den Bereichen Kunst und Kultur ist in der Schweiz von Weltklasse. Wohl in keinem anderen Land ist die Museumsdichte so hoch.»

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