Gemäss «Sport Schweiz 2020» widmen sich immer mehr Menschen dem Tourengehen mit den Ski oder dem Snowboard. Abseits der Pisten zu fahren bedeutet, sich auf unbewachte und unmarkierte Wege in oft abgelegenen Gebieten zu begehen. Das kann ein aufregendes Erlebnis sein, bringt aber viele Risiken mit sich. Laut dem Bundesamt für Unfälle (BFU) verlieren 19 Personen pro Jahr ihr Leben bei Skitouren. Auf gesicherten Pisten sind es fünf Personen pro Jahr.
Eine der Hauptgefahren beim Offpiste-Fahren sind die Lawinen, die für mehr als die Hälfte der Todeszahl verantwortlich sind. Je nach Schnee- und Wetterverhältnissen kann es zu einer plötzlichen Lawine am Berghang kommen. Ein weiteres Risiko ist die Möglichkeit, sich aufgrund von schlechten Sichtverhältnissen oder zu wenig Wissen über das Gebiet, in einer abgelegenen Gegend zu verirren. Aus diesem Grund muss man sich vor einer Offpiste-Route genügend informieren.
Der Offpiste-Guide Otto Voigt (68) macht schon seit über 40 Jahren Skitouren in der Schweiz und kennt sich gut damit aus. Er erklärt in einem Interview, worauf man beim Offpiste-Fahren achten sollte.
Blick: Weshalb ist das Fahren abseits der Piste so beliebt?
Otto Voigt: Bei einer frischen Ladung Schnee reizt es einen, eine Abfahrt im fluffigen Pulverschnee zu machen. Das Erlebnis in der freien Natur und die Selbstverantwortung machen es für viele zu einem attraktiven Ski-Abenteuer.
Wie gut muss man Skifahren können, bevor man Offpiste geht?
Offpiste-Fahren eignet sich für fortgeschrittene Skifahrer oder Snowboarder. Das heisst, man beherrscht die schwarzen Pisten sehr gut und hat eine aktive Schwungsteuerung.
Wie bereitet man sich auf eine Skitour vor und was muss man dabei haben?
Bevor man abseits der Piste geht, muss man sich über die Schneeverhältnisse und Lawinengefahren in dem Gebiet informieren. Beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) kann man nachlesen, wie man sich im Fall einer Lawine verhalten sollte. Eine grosse Hilfe für die Lawinenprävention ist die «White Risk»-App. Zudem sollte man mindestens ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Schaufel, eine Sonde, eine Karte und sein Handy bei sich haben. Wer einen Airbag besitzt, sollte den ebenfalls mitnehmen. Meistens verleitet dieser einen jedoch dazu, noch mehr Risiken einzugehen.
Welche Gefahren gibt es abseits der Piste?
Neben den plötzlichen Lawinen, die herunterkommen können, gibt es noch viele weitere Gefahren. Bei wenig Schnee fährt man in einen Stein oder Felsen, den man zuvor nicht gesehen hat, und verletzt sich im schlimmsten Fall. Andere Gefahren lauern, wenn das Wetter umschlägt und die Sicht durch Nebel oder einen Schneesturm beeinträchtigt wird. Dann kommt es schnell zu Orientierungsproblemen und man verirrt sich. Zum Teil hat man in Gebieten nicht einmal Handyempfang, sodass man bei einem Notfall niemanden erreichen kann.
Welche Nummer wählt man bei einem Notfall ausserhalb der Piste?
Die Rega-Nummer: 1414.
Wer in den Bergen in eine Notsituation gerät, sollte gewappnet sein. Hier erfährst du, wie man sich bei Unwettern, Stürzen oder anderen Notfällen richtig verhält und sich für den Ernstfall vorbereitet.
Wer in den Bergen in eine Notsituation gerät, sollte gewappnet sein. Hier erfährst du, wie man sich bei Unwettern, Stürzen oder anderen Notfällen richtig verhält und sich für den Ernstfall vorbereitet.
Mit wie vielen Personen geht man Offpiste?
Eigentlich nie alleine, aber auch nicht mit zu grossen Gruppen. Es ist wichtig, immer mit erfahrenen Skifahrern unterwegs zu sein. Insbesondere, wenn man sich selbst nicht gut auskennt in dem Gebiet. Wenn man Mitglied wird beim Schweizer Alpen Club (SAC) kann man auf geführte Touren mitgehen. Eine andere Möglichkeit ist, mit einem Tourenführer oder Schneesportlehrer von der Region abseits der Piste mitzugehen, wobei dies natürlich nicht umsonst ist.
Welche Ski eignen sich für Skitouren am besten?
Grundsätzlich geht es mit allen Arten von Ski. Den Berg hochgehen, klappt jedoch besser mit Tourenbindungen und Fellen. Beim Hinunterfahren eignen sich breite Ski am besten, da man mit ihnen im tiefen Pulverschnee mehr Auftrieb hat.
Wie behält man Balance im Tiefschnee?
Es gibt viele Schneearten und passende Schwungtechniken. Das Wichtigste ist eine aktive Schwungsteuerung. Der übliche, passive Pistenschwung funktioniert Offpiste nicht.