Wie eine Oase in der Wüste taucht «Susy’s Hoflädeli» am Wegesrand auf. Ein Rettungsanker voller Vanille, Quark und Schoggi – genau der richtige Energieschub für müde Velomuskeln. In einem Schrank auf dem Trottoir am Ausgang des Dörfchens Seewen SO bietet Susy ihre Leckereien an, bezahlt wird in einem Kästli.
In den verträumten Tälern des Jura ist die Welt noch in Ordnung. Eine Idylle ist das Mittelgebirge sowieso – und die wohl grösste Überraschung auf meiner Velotour entlang der fünften Etappe der «Tour de Suisse». Genussradeln auf einer Rennstrecke? Unbedingt!
Neun Tage für 1172 Kilometer
Denn die Streckenführung des bedeutendsten Schweizer Radrennens wird jedes Jahr neu ausgetüftelt und eignet sich auch für Genuss-Radler als Inspiration für ein paar Tage abseits der bekannten Velorouten. Heuer führen die insgesamt 1172 Kilometer (und 18'994 Höhenmeter) in neun Tagen durch das Emmental nach Murten entlang der Aare und der jungen Reuss hinauf zum Gotthard und ins Oberwallis. Auswahl für ein kleines (oder längeres) Velo-Reisli gibt es also genug.
Vom Baselbiet bis in den Kanton Schwyz
Ich entscheide mich für die 160 Kilometer lange Etappe vom Baselbiet über den Jura und entlang des Sempacher- und Zugersees bis in den Kanton Schwyz. Die Profis werden das in fünf Stunden herunterreissen – ich brauche mit dem E-Bike knapp drei Tage (und habe zugegebenermassen ein bisschen mit dem Zug geschummelt). Aber die Profis interessieren sich ja auch nicht für all die Schönheiten, die es am Wegesrand zu entdecken gibt: das skurrile Goetheanum in Dornach, die Festung von Aarburg, das Luzerner Seenland und das Schlachtfeld von Morgarten.
Allen voran die Ausläufer des Jura haben es mir angetan. Der Mix aus Weiden, Streuobstwiesen, Wäldern und verträumten Dörfchen gibt es so kein zweites Mal in der Schweiz. Insbesondere im Dörfchen Reigoldswil mit seinem historischen Ortskern lohnt sich ein längerer Stopp.
Schautafeln erläutern das Leben und die Geschichte der Posamente-Weberei von anno dazumal, die einst einen bescheidenen Wohlstand in das abgeschiedene Fünflibertal brachte. Gewusst? Der seltsame Übername kommt von der Skepsis der einstigen Bewohner gegenüber dem Papiergeld. Für die Bezahlung akzeptierte man nur Fünffrankenstücke. Den Aberglauben kann man den Menschen nicht verübeln. In den dunklen Wäldern des Jura kratzt, pfeift und raschelt es noch heute, als ob die Feen und Hexen der Winterabend-Geschichten durchs Unterholz schleichen.
| Tour de Suisse in Zahlen |
Länge | 1172 Kilometer |
Steigungen | 18994 Höhenmeter |
Etappen | 9 |
Anzahl Teams | 21 |
Höchste Pässe | Auch in diesem Jahr müssen sich die Rennfahrer über einige hohe Pässe schleppen. In Etappe 7 sind das der Lukmanier- und Gotthardpass; in Etappe 9 Furka-, Susten- und Grimselpass. An diesem Tag müssen alleine 4000 Höhenmeter geschafft werden. |
Zeitfahren | Das Mannschaftszeitfahren findet am Start-Hub in Langnau im Emmental statt, das Einzelzeitfahren in Ulrichen VS (Etappe 8). |
Bombastische Aussicht
Verhext ist heute allerdings nur das Wetter. Während an der Jurakante, von der man den gesamten Alpenkamm sehen könnte, die Sonne scheint, verstecken sich die Berge hinter einem Dunstschleier. Schade eigentlich. Erst am nächsten Morgen (und einigen Muskelkater später) öffnet sich auf dem Hügelkamm zwischen dem Sempacher- und Baldeggersee der Blick auf Pilatus, Stanserhorn und Rigi. Bombastisch.
Viel Prunk im barocken Chorherrenstift St. Michael
Hier zwischen den Seen liegt auch das Landessender-Örtchen Beromünster: Noch so eine überraschende Entdeckung. Während der Ort schweizweit wegen seines Sendemasts bekannt ist, verbirgt sich im Ort das wahre Schmuckstück: das barocke Chorherrenstift St. Michael, das an dieser Stelle schon seit 1000 Jahren existiert und das mit seinem Prunk so gar nicht in den friedlichen Landstrich passen will. Heute dient das Ensemble als Altersruhesitz für Kirchenhäupter. Einer der Chorherren, der mich mit meinem bepackten Velo erspäht, spricht mich an. «Wohin wollen Sie denn mit dem Velo?» «Ich wills bis nach Einsiedeln schaffen.» «Oh, das ist noch weit! Grüssen Sie dann bitte die Madonna von mir, ja?»
Ein Wunsch, denn man freilich nicht abschlagen kann. Aber bis zum wichtigsten Wallfahrtsort der Schweiz ists noch eine rechte «Büez». Nach Küssnacht am Rigi, dem Zugersee und einem Abstecher in den Tierpark Goldau folgt der wohl kraftraubendste Aufstieg der Tour: von Goldau hinauf nach Sattel. Auch das E-Bike stöhnt. Aber wer sagt denn, dass die schönsten Touren auch die gemütlichsten sind?
Pünktlich zur Abendvesper trudle ich erschöpft, aber glücklich in Einsiedeln ein. Am Schluss der Zeremonie singen die Benediktinermönche in der Gnadenkapelle vor der Schwarzen Madonna das «Salve Regina». Mittelalterliche Klänge erfüllen das Kirchenschiff – der beste Moment, um einen Gruss aus Beromünster gen Himmel zu schicken. Und um für die Heilung wunder «Körperstellen» zu bitten.
Häxewääg Schwarzsee: Wenn es dem Nachwuchs bereits an der 3. Etappe der Tour de Suisse zu langweilig wird, können Eltern einen Abstecher zum «Häxewääg» um den Schwarzsee FR machen, der unweit der Rennstrecke liegt. Entlang des vier Kilometer langen (und kinderwagentauglichen) Wegs rund um den See sind sieben Stationen aufgebaut, an denen die Sagen der Region spielerisch entdeckt werden können. Es können ein Rätsel gelöst und Preise gewonnen werden. Für den Themenweg sollte man etwa 2½ Stunden einplanen.
Emmentaler Schaukäserei: Wie die Löcher in den Käse kommen, muss man in der Schweiz niemandem mehr erklären – und doch ist der Besuch in einer Schaukäserei ein eindrückliches Erlebnis. Die Emmentaler Käserei in Affoltern ZH (Etappe 2) hat nach einer Umbauphase nun eine neue Erlebniswelt lanciert. Beim sogenannten Königsweg führen eine Kuh, eine Käserin und eine Maus interaktiv und mit unterschiedlichen Animationen durch den Produktionsprozess des berühmten Käses. Wer möchte, kann in der Schaukäserei sogar selbst Hand anlegen.
Mittelalterstädtchen Murten: Murten FR ist Etappenort der diesjährigen Tour de Suisse (Etappen 3 und 4). Ein Besuch des 8000-Seelen-Dorf lohnt, denn die Altstadt ist eine Gründung der berühmten Zähringer Grafen, die auch Bern und Freiburg erbauen liessen. Zu sehen gibt es eine intakte Stadtmauer, mittelalterliche Häuser und die charakteristischen Laubengänge. Sehenswert ist zudem das Römermuseum in Vallon FR.
Museum der besonderen Art: 2019 jährt sich die Gründung des Museums für Musikautomaten zum 40. Mal. Die Schau im kleinen Ort Seewen SO (Etappe 5) besitzt die grösste Sammlung Schweizer Spieldosen in der Welt. Gezeigt werden sowohl Automaten für den öffentlichen Raum wie Bahnhofhallen oder Kneipen sowie für den Gebrauch in der heimatlichen Stube.
Tierpark Goldau: Der Tierpark in Goldau SZ (Etappe 5) ist weithin bekannt für seine Freilaufzone, in der Sikahirsche und Mufflons frei herumstreifen – und sich über die Fütterung mit Spezialfutter freuen. Insgesamt beherbergt der Tierpark etwa 100 Arten aus der Schweiz und Europa, darunter auch Bären und Wölfe, die in einer grosszügigen Anlage gemeinsam gehalten werden. Im Jahr 2016 wurde ein knapp 30 Meter hoher Turm eröffnet, von dem man nicht nur den Park, sondern auch die Rigi und den Zugersee bewundern kann.
Schloss Sargans: Weithin sichtbar thront das Sarganser Schloss SG über dem Rheintal (Etappe 6). Schon im 13. Jahrhundert wird hier eine Burg erwähnt. Im Turm ist auf sechs Etagen das Museum des Sarganserlands eingerichtet, das einen Blick auf Geografie, Kultur und Geschichte der Region gibt. In den historischen Räumen des Haupthauses befindet sich ein Restaurant, in dem man nach Wunsch wie die alten Rittersleute schlemmen kann.
Gelmerbahn in Handegg: Leider hat die Gelmerbahn (Etappe 9) den Titel als steilste Standseilbahn der neuen Bahn auf den Stoos SZ abtreten müssen. Dennoch ist eine Steigung von 106 Prozent eine eindrückliche technische Leistung – und ein Erlebnis für die Besucher. Gebaut wurde die Gelmerbahn für den Warentransport von Handegg im Haslital BE hinauf zum Gelmerstausee, der im Jahr 1929 gestaut wurde. Oben abgekommen bietet sich eine Rundwanderung um den alpinen See (1850 Meter) an, für den allerdings Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt wird.
Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt: Für Freunde der Schweizer Verkehrsgeschichte lohnt sich ein Abstecher in die Schöllenenschlucht (Etappe 9). Das enge Reuss-Tal war im Mittelalter das grösste Hindernis auf dem Weg von der Zentralschweiz über den Gotthard in den Süden. Erst im 13. Jahrhundert gelang es den Walsern, einen Saumpfad in den senkrechten Wänden anzulegen. Eine erste Holzbrücke wurde erst 1595 durch eine steinerne Konstruktion ersetzt, die – wie die Legende erzählt – vom Teufel persönlich gebaut worden sein soll. In etwa 1½ Stunden lässt sich die Schlucht heutzutage bequem durchwandern.
Häxewääg Schwarzsee: Wenn es dem Nachwuchs bereits an der 3. Etappe der Tour de Suisse zu langweilig wird, können Eltern einen Abstecher zum «Häxewääg» um den Schwarzsee FR machen, der unweit der Rennstrecke liegt. Entlang des vier Kilometer langen (und kinderwagentauglichen) Wegs rund um den See sind sieben Stationen aufgebaut, an denen die Sagen der Region spielerisch entdeckt werden können. Es können ein Rätsel gelöst und Preise gewonnen werden. Für den Themenweg sollte man etwa 2½ Stunden einplanen.
Emmentaler Schaukäserei: Wie die Löcher in den Käse kommen, muss man in der Schweiz niemandem mehr erklären – und doch ist der Besuch in einer Schaukäserei ein eindrückliches Erlebnis. Die Emmentaler Käserei in Affoltern ZH (Etappe 2) hat nach einer Umbauphase nun eine neue Erlebniswelt lanciert. Beim sogenannten Königsweg führen eine Kuh, eine Käserin und eine Maus interaktiv und mit unterschiedlichen Animationen durch den Produktionsprozess des berühmten Käses. Wer möchte, kann in der Schaukäserei sogar selbst Hand anlegen.
Mittelalterstädtchen Murten: Murten FR ist Etappenort der diesjährigen Tour de Suisse (Etappen 3 und 4). Ein Besuch des 8000-Seelen-Dorf lohnt, denn die Altstadt ist eine Gründung der berühmten Zähringer Grafen, die auch Bern und Freiburg erbauen liessen. Zu sehen gibt es eine intakte Stadtmauer, mittelalterliche Häuser und die charakteristischen Laubengänge. Sehenswert ist zudem das Römermuseum in Vallon FR.
Museum der besonderen Art: 2019 jährt sich die Gründung des Museums für Musikautomaten zum 40. Mal. Die Schau im kleinen Ort Seewen SO (Etappe 5) besitzt die grösste Sammlung Schweizer Spieldosen in der Welt. Gezeigt werden sowohl Automaten für den öffentlichen Raum wie Bahnhofhallen oder Kneipen sowie für den Gebrauch in der heimatlichen Stube.
Tierpark Goldau: Der Tierpark in Goldau SZ (Etappe 5) ist weithin bekannt für seine Freilaufzone, in der Sikahirsche und Mufflons frei herumstreifen – und sich über die Fütterung mit Spezialfutter freuen. Insgesamt beherbergt der Tierpark etwa 100 Arten aus der Schweiz und Europa, darunter auch Bären und Wölfe, die in einer grosszügigen Anlage gemeinsam gehalten werden. Im Jahr 2016 wurde ein knapp 30 Meter hoher Turm eröffnet, von dem man nicht nur den Park, sondern auch die Rigi und den Zugersee bewundern kann.
Schloss Sargans: Weithin sichtbar thront das Sarganser Schloss SG über dem Rheintal (Etappe 6). Schon im 13. Jahrhundert wird hier eine Burg erwähnt. Im Turm ist auf sechs Etagen das Museum des Sarganserlands eingerichtet, das einen Blick auf Geografie, Kultur und Geschichte der Region gibt. In den historischen Räumen des Haupthauses befindet sich ein Restaurant, in dem man nach Wunsch wie die alten Rittersleute schlemmen kann.
Gelmerbahn in Handegg: Leider hat die Gelmerbahn (Etappe 9) den Titel als steilste Standseilbahn der neuen Bahn auf den Stoos SZ abtreten müssen. Dennoch ist eine Steigung von 106 Prozent eine eindrückliche technische Leistung – und ein Erlebnis für die Besucher. Gebaut wurde die Gelmerbahn für den Warentransport von Handegg im Haslital BE hinauf zum Gelmerstausee, der im Jahr 1929 gestaut wurde. Oben abgekommen bietet sich eine Rundwanderung um den alpinen See (1850 Meter) an, für den allerdings Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vorausgesetzt wird.
Schöllenenschlucht zwischen Göschenen und Andermatt: Für Freunde der Schweizer Verkehrsgeschichte lohnt sich ein Abstecher in die Schöllenenschlucht (Etappe 9). Das enge Reuss-Tal war im Mittelalter das grösste Hindernis auf dem Weg von der Zentralschweiz über den Gotthard in den Süden. Erst im 13. Jahrhundert gelang es den Walsern, einen Saumpfad in den senkrechten Wänden anzulegen. Eine erste Holzbrücke wurde erst 1595 durch eine steinerne Konstruktion ersetzt, die – wie die Legende erzählt – vom Teufel persönlich gebaut worden sein soll. In etwa 1½ Stunden lässt sich die Schlucht heutzutage bequem durchwandern.