Pulverschnee, glückliche Menschen, strahlend blauer Himmel und im Hintergrund das Alpenpanorama: Mit solchen Bildern machen die Skigebiete in den alpinen Wintersport-Mekkas der Schweiz, Italiens oder Österreichs derzeit wieder Werbung. Doch so sehr uns Kitzbühel, Livigno oder St. Moritz GR ans Herz gewachsen sein mögen: Diesen Winter könnte es etwas Neues sein. Wir haben zehn unbekanntere Wintersportgebiete rausgesucht, die einen speziellen Pistenspass versprechen.
1. Dänemark - CopenHill: Piste aus Kunststoffmatten
450 Meter lang ist die wohl verrückteste Skipiste der Welt. Sie wurde diesen Herbst in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen eröffnet – auf dem Dach der dortigen Kehrichtverbrennungsanlage. «CopenHill» heisst das futuristisch anmutende Projekt, das die umweltbewussten Dänen dazu bewegen soll, für den Abfahrtsspass nicht extra ins ferne Ausland zu reisen. Statt auf Schnee rutschen die dänischen Ski-Cracks allerdings auf Kunststoffmatten die Piste runter. «Dry Slopes» nennt sich das Konzept. Mindestens einen Vorteil hat das Ganze: Schnee brauchts dafür keinen. Und das ist in Zeiten des Klimawandels ein riesiger Wettbewerbsvorteil.
2. Marokko - Oukaïmeden: Abfahrten im Atlas
Tajine statt Schnipo, Atlas statt Alpen, «Marhaba!» statt «Guete Morge»: In Marokkos Oukaïmeden-Skigebiet ist alles ein wenig anders als in den Schneesport-Hotspots unserer Breitengrade. Doch Ski fahren kann man auch hier, auf einer Höhe zwischen 2600 und 3200 Metern, wunderbar: auf fünf präparierten Pisten (insgesamt zehn Kilometer Länge) und einigen kleinen Anfänger-Hügeln. Entlang der Pisten verkaufen kleine Berber-Shops ihre Wintersnacks. Und am Horizont thront der mächtige Djebel Toubkal, der höchste Gipfel des Atlas-Gebirges.
3. Spanien - Baqueira-Beret: Königlicher Skispass
Spaniens pensionierter König Juan Carlos (81) hat allen Grund, diesen Winter dem Trubel der Hauptstadt Madrid zu entfliehen. Mühsame Koalitionsverhandlungen der politischen Parteien, freiheitshungrige Katalanen und neue Wirren um das Grab seines einstigen Förderers, Diktator Franco, sind Grund genug, in die Berge zu gehen. Seit Jahren ist Juan Carlos Stammgast im Skigebiet Baqueira-Beret in den Pyrenäen. Zwischen 1500 und 2500 Metern Höhe warten hier 150 Kilometer Pisten auf Schneesportler. In den Après-Ski-Bars gibts – richtig – Tapas statt Holdrio!
4. Schweden - Riksgränsen: In der Mitternachtssonne
Riksgränsen ist das nördlichste Skigebiet der Welt. Der Ort weit oben in Schwedens Norden hat so viel Schnee, dass die gesamte Dorfbevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts einst auswandern musste, weil man mit der Isolation im ewigen Weiss nicht mehr klarkam. Heute locken die 16 hübschen Pistenkilometer Skifans aus aller Welt in die Gegend 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Im Mai kann man bei Mitternachtssonne Ski fahren, im Winter in der ewigen Dunkelheit. Das Gebiet hat neben den üblichen Pistenabfahrten alle möglichen Heli-Skiing-Ausflüge im Angebot.
5. Bulgarien - Bansko: Budget-Wintertraum
Mit 70 Kilometern Pisten ist Bansko das grösste Skigebiet Bulgariens. Am Rande des Nationalparks Pirin gelegen, bietet Bansko fantastische Ausblicke in die wilde Natur des osteuropäischen Landes. Und wild ist ein gutes Stichwort: denn mehr Après-Ski-Bars und Feierhütten als in Bansko findet man weit und breit nirgends. Am 25. und 26. Januar 2020 ist der Ski-Weltcup der Frauen zu Gast in Bansko.
6. Afrika - Afriski: Downhill in Lesotho
Lesotho? Ja, Lesotho! Das kleine, bergige Land im Süden Afrikas ist ein Geheimtipp unter Abenteuerreisenden. Und statt auf Safaris oder exotische Lodges konzentriert sich der Tourismus hier neuerdings auf die wunderbaren Gipfel, die das Land zu einem alpinen Paradies machen. Das Afriski-Gebiet liegt inmitten der Drakensberg-Maluti-Berge auf über 3000 Metern über Meer. Erreichbar ist das Gebiet auf einer abenteuerlichen 4½-Stunden-Fahrt von Johannesburg aus. Die Skipiste ist mit einem Kilometer Länge zwar eher bescheiden. Aber hey, Ski fahren in Lesotho: Been there, done that!
7. Kosovo - Brecoviza: Kurvenfahren im Kosovo
Die Kosovaren sind die einzigen Europäer, die noch immer nicht visafrei in den Schengenraum einreisen dürfen. Und weil das Rumreisen für die 1,8 Millionen Bewohner des kleinen Balkanstaates so schwierig ist, geben sich einige findige Unternehmer Mühe, die wenigen eigenen Berge touristisch nutzbar zu machen. In Brecoviza ist das – mit tatkräftiger Finanz- und Beraterhilfe aus der Schweiz – hervorragend gelungen. Auf wunderbar präparierten 16 Pistenkilometern kann man sich hier die kosovarischen Hänge runterstürzen. Fun Fact: Bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo fungierten die Hänge in Brecoviza als Ausweichlösung, falls es im deutlich tiefer gelegenen Sarajevo nicht genügend Schnee gehabt hätte.
8. Iran - Dizin: Schneesicherer Winterspass
Das Dizin-Skigebiet mit seinen 18 Kilometern Piste liegt unweit des Kaspischen Meeres im Norden des Iran. Dank einer Höhe von bis zu 3600 Metern ist es so schneesicher wie kaum ein anderes Wintersportziel. Ausserdem zählt es zu den 40 höchstgelegenen Skigebieten der Welt. Frischer Pulverschnee, weisse Gipfel und – leider – immer wieder bissige Winde sind garantiert. Die Wintersaison dauert von Dezember bis Mai. Auch im Sommer ist heiteres Rutschen angesagt: Seit den 1990er-Jahren finden in Dizin regelmässig Grasski-Wettkämpfe statt.
9. USA - Arizona: Blick auf den Grand Canyon
Tiefe Gräben, imposante Canyons und höllische Hitze: Das verbindet man viel eher mit Arizona, dem wilden Bundesstaat im amerikanischen Südwesten. Dass man in Arizona auch wunderbar Ski fahren kann, wissen die wenigsten. «Arizona Snowbowl» heisst das Skigebiet in den vulkanischen Gipfeln der Humphreys Peaks (37 Pistenkilometer). Seit über 80 Jahren kann man hier die Vulkan-Flanken runterbrettern und durch frisch verschneite Tannenwälder gleiten. Von ganz oben sieht man an guten Tagen in der Ferne die Ausläufer des Grand Canyon: ein einzigartiger Anblick.
10. Schottland - Cairngorms-Nationalpark: «Ski heil» in den Highlands
Wäre Barry, der berühmte Bernhardiner, ein Schotte, dann wäre das Gebräu im kleinen Fässchen um seinen Hals kein billiger Rum, sondern ein edler Whisky. Doch leider haben die Schotten das mit den Lawinenhunden, die in unseren Alpensagen durch den ewigen Schnee springen, noch nicht für sich entdeckt. Anyway: Immerhin Ski fahren kann man in Schottland schon. Und zwar mitten im hübschen Cairngorms-Nationalpark im Herzen Schottlands. Hier warten 30 Kilometer markierte Pisten und – wer weiss – vielleicht auch ein verirrter Schnee-Nessie auf Wintersportler.