Hör auf, zu viel nachzudenken! So könnte man den Titel des Ratgebers «Stop Overthinking» von Nick Trenton übersetzen. Die Botschaft des amerikanischen Verhaltenspsychologen und Sachbuchautors: Nachdenken ist gut – aber nicht, wenn es dich bremst, deprimiert und ängstlich macht. Damit wir uns beim Grübeln erwischen, bevor es zu spät ist, müssen wir uns bewusst sein, dass es schädliche Gedanken und Annahmen gibt, gegen die niemand gefeit ist.
Alles ist schwarz-weiss
Wenn deine Chefin oder dein Chef dich für einen Aspekt deiner Arbeit kritisiert, tendierst du womöglich dazu, das entweder als völlig berechtigt oder als völlig unberechtigt zu betrachten. Gemäss Nick Trenton erschwert diese Denkweise, Kompromisse einzugehen, kreative Lösungen zu finden und Schattierungen wahrzunehmen. Viel mehr signalisiere diese Einstellung Hilflosigkeit, Niedergeschlagenheit und fehlende Flexibilität.
Nick Trenton (42) wuchs auf einer Farm im amerikanischen Bundesstaat Illinois auf und studierte in dessen Hauptstadt Chicago Wirtschaftswissenschaften und Verhaltenspsychologie. Menschen beobachten und Skifahren bezeichnet er als seine beiden grössten Hobbys.
Nick Trenton (42) wuchs auf einer Farm im amerikanischen Bundesstaat Illinois auf und studierte in dessen Hauptstadt Chicago Wirtschaftswissenschaften und Verhaltenspsychologie. Menschen beobachten und Skifahren bezeichnet er als seine beiden grössten Hobbys.
Sei also vorsichtig, wenn du in Konversation mit dir selbst oder anderen Personen Wörter wie «immer», «absolut», «völlig» oder «nichts» verwendest. Auch pathetisches wie «Das muss gelingen, sonst bist du für immer ruiniert» ist kontraproduktiv. Genauso Verallgemeinerungen wie «Alle Männer sind so» oder «Das passiert ständig», obwohl «es» nur einmal passiert ist.
Ich bin an allem schuld
Wenn du immer alles persönlich nimmst, schreibst du dir gemäss Trenton irgendwann sogar die Schuld an zufälligen Ereignissen zu, die gar nichts mit dir zu tun haben. Er nennt drei Beispiele:
- Ein Typ rempelt dich in einer Bar versehentlich an, sein Getränk landet auf deinen Kleidern. Du denkst: Für irgendetwas wollte er sich an mir rächen.
- Deine beste Freundin ist schlecht gelaunt, weil ihr Kind die ganze Nacht geschrien hat. Du denkst: Sie ist böse auf mich, weil ich mich lange nicht gemeldet habe.
- Dein Kind kommt in der Schule seit einiger Zeit nicht mehr so gut mit. Du denkst: Ich bin eine schlechte Mutter respektive ein schlechter Vater.
Wie infantil und destruktiv dieses Denkmuster ist, zeigt Trenton am Beispiel eines Kindes auf, dessen Eltern sich scheiden lassen. Es denkt: «Mama und Papa haben sich scheiden lassen, weil ich mein Zimmer nicht aufgeräumt habe.»
Es ist immer so, wie ich befürchte
Stell dir vor, du hast dein Jahresgespräch mit deiner oder deinem Vorgesetzten vor dir und hast den schleichenden Verdacht, dass deine Leistungsbewertung nicht besonders schmeichelhaft ausfallen wird. Anstatt das Gespräch abzuwarten, wirst du immer sicherer, dass dieses schlecht verlaufen wird, und spielst mit dem Gedanken, proaktiv zu kündigen. Dein Selbstwertgefühl sinkt immer weiter ab, noch bevor du überhaupt weisst, was Sache ist. Trenton rät, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass nicht alles wahr ist, nur weil man es spürt.
Weitere Wahrnehmungsverzerrungen, die weniger verbreitet, aber genauso so schädlich fürs Wohlbefinden:
- Schwarz sehen: Das einzige Szenario ist das Worst-Case-Szenario.
- Aberglauben: Die Krähe vor meinem Fenster ist bestimmt ein Zeichen dafür, dass ich heute Zuhause bleiben soll.
- Wahrsagen: Sie wird mir im letzten Moment absagen. Ich weiss es einfach!
- Tief stapeln: Ich habe zwar zwei Doktortitel, aber, was weiss ich schon über die Welt. Nichts!