Das Messer ist die gefährlichste und am meisten eingesetzte Waffe auf der Strasse. Laut Kriminalstatistik des Bundes wurden 2016 123 Menschen mit einem Messer getötet. Mit einer Schusswaffe waren es «nur» 47. Bei Tian Wanner (44), Trainer für Gewaltprävention und Selbstverteidigung, ist die Verteidigung gegen Messerattacken denn auch ein zentrales Thema in seinem Training. Wer gewisse Regeln einhält und auf konkrete Zeichen achtet, kann bei einer Messerattacke lebensgefährliche Verletzungen verhindern.
In Wanners Schule Functional Fighting in Zürich lernen die Kursteilnehmer, wie man einen Angriff mit Messer erkennt und bekämpft. Das Wichtigste: die Attacke bereits im Ansatz zu verhindern. Das heisst in erster Linie, einem Konflikt aus dem Weg gehen. Falls es aber trotzdem kritisch wird, helfen folgende acht konkrete Tipps:
- Oberste Devise: Kampf vermeiden! Jeder vermiedene Kampf ist ein gewonnener Kampf. Denn selbst wenn man den Gegner besiegen sollte, hat Gewalt Konsequenzen. Das Beste ist, wenn eine Eskalation des Konflikts verhindert werden kann.
- Kein Messer mitführen: Selbst in den Händen einer untrainierten Person kann ein Messer lebensgefährliche Verletzungen und Verstümmelungen verursachen. Am besten hält man sich davon fern.
- Aufmerksam durchs Leben gehen: Auf die Umgebung achten und nicht in das Handy starren. Nur so kann man aggressive Personen und Situationen frühzeitig erkennen und ihnen aus dem Weg gehen.
- Entschärfung der Situation: Versuchen, aggressive Situationen mit Worten und Körpersprache zu deeskalieren. Dabei hilft, sowohl psychisch wie physisch Abstand zu halten. Die Hände darf man nie aus den Augen lassen. Wenn sie aus dem Sichtfeld verschwinden, ist sofortiges aktives Handeln angesagt.
- 100 Prozent Einsatz: Bei Anzeichen von Gewalt muss man alles geben. Entweder schnellstmöglich die Flucht ergreifen oder Angriff mit vollem Einsatz. Zögern ist gefährlich.
- Prinzip «2 on 1»: Bei einem Messerangriff liegt die Priorität auf der Fixierung des messerführenden Arms mit beiden Händen. Die «2 on 1»-Methode. Gleichzeitig kann man andere Ziele attackieren, oder den Angreifer zu Boden bringen.
- Nicht entwaffnen: Erst gar nicht versuchen, dem Gegner das Messer wegzunehmen. Solange er noch steht, kann er weiterkämpfen, auch während des Versuchs, dem Angreifer das Messer wegzunehmen. Viel wichtiger ist es, dem Gegner die Fähigkeit und den Willen zum Angriff zu nehmen.
- Den Ernstfall trainieren: Kämpfen muss erlernt werden. Speziell die Abwehr von Messerangriffen ist anspruchsvoll und braucht Übung. Doch selbst langjähriges Training garantiert nicht, eine Messerattacke unverletzt zu überstehen. Darum sollte auch trainiert werden, wie man einen Kampf vermeiden kann.