Darum gehts
Soll ich meinen Kolleginnen und Kollegen erzählen, dass ich kurz vor der Scheidung stehe? Oder anders gefragt: Möchte ich, dass mir jemand im Büro so etwas anvertraut?
Fragen wie diese wirken banal, berühren aber ein grundsätzliches Thema: Wie viel Persönliches ist im Arbeitsalltag erlaubt – oder sogar nötig?
Altes Motto ist realitätsfremd
Lange galt eine klare Regel fürs Büro: Privates bleibt draussen. Wenn es nach Fachpersonen wie Liz Fosslien (39) geht, ist dieses Motto aus heutiger Sicht realitätsfremd. «Menschen sind emotionale Wesen – egal, unter welchen Umständen», schreibt sie in «No Hard Feelings», ihrem «New York Times»-Bestseller über Emotionen im Berufsleben.
Fosslien argumentiert, dass die moderne Arbeitswelt von uns verlangt, Gefühle nicht nur zuzulassen, sondern sie konstruktiv zu nutzen. «Aber die meisten von uns haben nie gelernt, wie das geht.»
Wer Gefühle im Arbeitsumfeld ignoriere, übersehe wichtige Hinweise und treffe schlechtere Entscheidungen. «Wir kommunizieren ungeschickt, spüren keinen Sinn mehr in dem, was wir tun, und brennen aus.»
Die grosse Herausforderung besteht laut Fosslien darin, die Balance zu finden zwischen angemessenem Teilen von Persönlichem und sogenanntem Oversharing (übermässigem Teilen).