Die Ferien sind gebucht und die Koffer so gut wie gepackt. Jetzt heissts vorausschauend planen, damit es am Strand kein böses Erwachen gibt. Denn viele unterschätzen die Sonneneinstrahlung in fernen Ländern. Generell gilt: Je näher wir uns am Äquator befinden, desto belastender sind die UV-Strahlen für unsere Haut. Damit wir sie nicht einem unnötigen Risiko aussetzen, müssen wir uns rechtzeitig um das richtige Sonnenprodukt kümmern. Und sein Handling. Damit wir nicht weiterhin im Dunkeln tappen, räumt Stephan Lautenschlager, Chefarzt Dermatologie am Stadtspital Waid und Triemli in Zürich, mit 8 Sonnenschutz-Mythen auf und hat erst noch ein paar wertvolle Tipps parat.
1. Mythos: Die bereits angebrauchte Tube von vergangenem Sommer ist noch gut
WAHR UND FALSCH. Die Hersteller garantieren die Wirksamkeit bis zum angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum. Ist es erreicht, ist der UV-Schutz nicht sofort aufgehoben, kann jedoch wegen des eingetretenen Sauerstoffs die Inhaltsstoffe verändern. Wenn sich Geruch und Konsistenz nicht verändert haben und die Sonnencreme nicht mehrfach grosser Hitze ausgesetzt war, können wir sie weiterhin verwenden.
2. Mythos: Mit einer wasserfesten Sonnencreme sind wir den ganzen Tag geschützt
FALSCH. Ein wasserfestes Produkt hat üblicherweise den standardisierten Test von zweimal 20 Minuten Schwimmen bei mittlerem Wellengang durchlaufen. Durch längeres Baden, Schwitzen und Abfrottieren beim Trocknen der Haut reduziert sich seine Schutzwirkung. Darum ist es wichtig, dass wir uns beim Sonnenbaden über den ganzen Tag verteilt wiederholt eincremen.
3. Mythos: Ein Sonnenschutz mit hohem LSF verhindert, dass wir bräunen
FALSCH. Der sogenannte Lichtschutzfaktor bezieht sich auf die Dauer, wie lange wir Sonnenbaden können, ohne uns zu verbrennen. Es ist ein Mass für den Schutz vor UV-B-Strahlen. Weil die Bräune jedoch mehrheitlich durch UV-A-Strahlen verursacht wird, müssen wir bei einer Sonnencreme auch zwingend auf einen UV-A-Filter achten. Diesen symbolisiert auf der Verpackung der Aufdruck von einem kleinen Kreis mit einem «A» oder «UVA» darin. Darum gilt: Augen auf beim Einkaufen.
4. Mythos: Im Schatten oder bei einem bewölkten Himmel ist ein Sonnenschutz überflüssig
FALSCH. Wir sind auch bei einem bewölkten Himmel oder unter Sonnenstoren UV-B- und UV-A-Strahlen ausgesetzt. Im Schatten ist es zwar kühler, aber dennoch gelangt etwa die Hälfte aller Strahlen auf unsere Haut. Der Grund dafür ist die Umgebung. Besonders die Wasseroberfläche oder weisser Sand reflektieren das Sonnenlicht selbst unter einem Strandschirm.
5. Mythos: Mit Solariumbesuchen bereiten wir unsere Haut optimal auf das Sonnenbaden in den Ferien vor
FALSCH. Bitte nicht: Die Röhre gibt hochintensive UV-A-Strahlen ab. Diese fördern nicht nur die Bildung von Falten, sondern langfristig auch die Entstehung von Hautkrebs. Zwar toleriert die Haut die Sonne danach tatsächlich besser, jedoch auf Kosten unserer Gesundheit, die darunter leidet.
6. Mythos: Ein Sonnenschutz führt zu einem Vitamin-D-Mangel
FALSCH. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Sonnenschutzmittel einen geringen oder gar keinen Effekt darauf haben. Sogar hohe Schutzfaktoren wie 50+ zeigen nur einen minimalen Rückgang der Vitamin-D-Konzentration in unserem Blut. Für die körpereigene Vitamin-D-Produktion reicht es völlig aus, wenn wir von Frühling bis Herbst unsere Hände, Vorderarme und das Gesicht zwei- bis dreimal pro Woche rund zehn Minuten sonnen.
7. Mythos: Kein Sonnenbrand gleich kein Hautkrebs
FALSCH. UV-A-Strahlen, die keinen Sonnenbrand verursachen, sind ebenfalls an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt. Diverse Untersuchungen an Solariumgänger*innen zeigen, dass auch bei keinem Sonnenbrand das Risiko für ein Melanom, den bösartigsten aller Hautkrebsformen, viermal höher ist als bei Menschen, die nicht ins Solarium gehen.
8. Mythos: Viel Creme gleich viel Schutz
WAHR UND FALSCH. Es ist tatsächlich wichtig, dass wir beim Eincremen beherzt zugreifen und nicht sparsam mit der Lotion umgehen. Es ist allerdings mindestens genauso wichtig, dass wir einen auf unseren Hauttyp abgestimmten Lichtschutz verwenden und das Produkt gleichmässig auftragen – auch am Rücken und an exponierten Stellen wie Ohren und Füssen.
So schützen wir uns zusätzlich
Generell sollten wir einen textilen Sonnenschutz einer Creme oder Lotion vorziehen. Falls das nicht möglich ist, sollten wir folgende Dinge beachten:
- Meiden der Mittagssonne von 11 bis 15 Uhr
- Auftragen einer ausreichenden Menge an Sonnencreme – mehr ist mehr
- Gleichmässiges Auftragen nicht vergessen
- Verwenden eines hohen Lichtschutzfaktors – 50+ ist vorzuziehen
- Auftragen des Sonnenschutzes VOR dem Sonnenbaden
- Verwenden einer wasserfesten Breitspektrum-Formulierung (mit UVA und UVB)
- Erneutes Auftragen nach längerem Schwimmen, Schwitzen und Abfrottieren
- Cremes, Lotionen und Co. sollten nicht dazu verleiten, das Sonnenbaden zu verlängern