Auf einen Blick
Wer kennt es nicht: Du startest voller Elan in die Ferien, nimmst dir vor, endlich die Dinge anzugehen, die im Alltag oft zu kurz kommen. Doch kaum haben die freien Tage begonnen, sind sie auch schon wieder vorbei. Die Ferien enden, die Routine kehrt zurück, und die guten Vorsätze und langgehegten Wünsche bleiben auf der Strecke.
Ohnehin ist die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung bei vielen Menschen gross: Ob es das Anlegen eines Gartens oder das Erlernen einer neuen Sprache ist – ein Sabbatical könnte die Lösung sein. Also, eine berufliche Auszeit, die dir die Möglichkeit bietet, tief verwurzelte Wünsche zu erfüllen. Doch ein solches Vorhaben will gut vorbereitet sein, sagt Sabbatical-Coach Andrea Oder aus Berlin.
Wie plane ich ein Sabbatical?
Bevor du bei deiner Chefin an die Tür klopfst und sie über dein Vorhaben informierst, gleich mehrere Monate den Arbeitsplatz zu verlassen, solltest du dir einige wesentliche Fragen stellen. Was ist dein persönliches Ziel des Sabbaticals? Woher kommt der Wunsch, eine längere Auszeit zu nehmen? Und welchen Gewinn hat deine Chefin und dein Team von dieser Auszeit? Andrea Oder empfiehlt, das vor dem Gespräch mit Vorgesetzten gründlich zu durchdenken.
«Es ist auch ratsam, bereits Ideen zu entwickeln, wie deine Abwesenheit im Unternehmen überbrückt werden kann», sagt Oder. Das zeigt deiner Chefin, dass du proaktiv bist und Interesse am Unternehmen hast. Schliesslich solltest du auch planen, wie du dir mehrere Monate berufliche Auszeit finanzierst.
Welche Sabbatical-Formen gibt es?
Ein Sabbatical ist so individuell wie die Person, die es in Anspruch nimmt. Eine klare Definition gibt es nicht, denn manche nennen vier Wochen verlängerte Ferien bereits ein Sabbatical. «Die meisten Sabbaticals, die ich in meinem Coaching begleitet habe, dauerten drei bis sieben Monate», sagt Andrea Oder.
Andrea Oder (65) ist selbstständiger Coach und Autorin des Buches «Sabbatical». Sie selbst hat bereits dreimal einen Ausstieg auf Zeit gewagt und sich in ihrer Coaching-Karriere auf das Thema spezialisiert.
Andrea Oder (65) ist selbstständiger Coach und Autorin des Buches «Sabbatical». Sie selbst hat bereits dreimal einen Ausstieg auf Zeit gewagt und sich in ihrer Coaching-Karriere auf das Thema spezialisiert.
Abhängig von Job, Position, finanzieller Situation und persönlichen Zielen nahmen diese Auszeiten eine dieser vier Formen an:
- Das Teilzeitmodell sieht vor, dass du einige Jahre lang zwar 100 Prozent arbeitest, aber nur beispielsweise nur 80 Prozent deines Gehalts beziehst. Wenn du dir dann ein Jahr freinimmst, erhältst du während dieser Zeit die «angesparten» 20 Prozent deines Gehalts. Der Vorteil dieses Modells ist, dass die AHV-Beiträge und Versicherungen über den Arbeitgeber weiterlaufen.
- Das Ansparen von Zeitguthaben ist laut Oder eine viel genutzte Art, die Zeit für das Sabbatical zu bekommen. In Absprache mit deiner Vorgesetzten sparst du dir über einen gewissen Zeitraum Überstunden an, die du dann in einem Block beziehst. Auch bei dieser Option bist du weiterhin von der Versicherung und AHV gedeckt.
- Oder aber, du ermöglichst dir die berufliche Auszeit mittels Freistellung ohne Gehalt oder unbezahltem Urlaub. Beachte dabei aber, dass in der Schweiz nach 30 Tagen unbezahlter Abwesenheit am Arbeitsplatz der Versicherungsschutz durch den Arbeitgeber entfällt. Auch AHV- und IV-Beiträge musst du in diesem Zeitraum selbst entrichten. Erkundige dich unbedingt bei deinem Arbeitgeber, sollte dies eine Option für dich sein.
- Für manche ist bereits klar, dass sie nach dem Sabbatical nicht zurückkehren wollen. Eine geplante Kündigung mit einer Pause zwischen zwei Jobs kann man auch für ein Sabbatical nutzen. Um die dabei entstehende Lücke in der AHV und die fehlende Unfallversicherung müsstest du dich in dieser Zeit selbst kümmern.
Was muss ich nach dem Sabbatical beachten?
Während des Sabbaticals rät der Coach, die Zeit in vollen Zügen zu geniessen. Ob du die Pläne einer Weltreise verwirklichst oder ein Buch schreibst: Lass den Alltag und seine kleinen Sorgen hinter dir. Je weiter du dich vom Alltag entfernst, desto schwieriger kann es allerdings sein, wieder zurückzukehren. Nimm also in Ruhe wieder Tuchfühlung mit deinem alten Leben auf.
Andrea Oder empfiehlt, spätestens zwei Wochen vor dem geplanten Wiedereinstieg in das Berufsleben nach Hause zu kommen. Nimm dir die nötige Zeit, um dich schrittweise wieder an einen geregelten Tagesablauf zu gewöhnen.
In dieser Übergangszeit ist es ratsam, bei deiner Chefin oder deinem Team kurz einzuchecken. Das kann ein Treffen mit Kollegen sein oder eine kurze E-Mail, in der du ankündigst, wieder im Land zu sein. Viele Arbeitgeber sind am Ende eines Sabbaticals etwas unsicher und fragen sich, ob der Mitarbeiter tatsächlich zurückkehrt.
Ein Austausch über deine Erlebnisse am Arbeitsplatz kann schön sein – achte jedoch darauf, wie viel du über dein Sabbatical erzählst. «Manche könnten neidisch werden», warnt Oder. Um deine positiven Erinnerungen nicht durch eine mögliche negative Teamdynamik zu trüben, halte die Erzählungen lieber kurz.