Foto: MARLIES BEELER THURNHEER

Dank Linkedin zum Erfolg
Sie wagte – und gewann

Selma Kuyas fürchtete, aufzufallen. Dann teilte sie etwas auf der Businessplattform Linkedin, das andere für sich behalten hätten – und ging damit viral. Die Zürcherin trat schon am selben Anlass wie Obama auf und hilft heute Berufsmenschen, sichtbarer zu werden.
Publiziert: 21.02.2025 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2025 um 15:16 Uhr
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Jonas DreyfusService-Team

Etwas sagt Selma Kuyas oft, wenn sie über ihre Karriere spricht: «Ich hätte nie gedacht, dass ...»

Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte sich die 48-jährige Zürcherin zum Beispiel niemals vorstellen können, in einem Atemzug mit dem ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama (63) genannt zu werden.

Auch über das, was im Pandemiesommer 2020 geschah, staunt sie nachträglich. Angesichts der doch eher düsteren Weltlage entschloss sie sich damals, etwas zu wagen und die schlimmsten Selfies, die sie in ihrem digitalen Fotoalbum fand, auf der Onlineplattform Linkedin zu posten.

«Man sah meinen grauen Haaransatz und meine Falten.» Der Horror für jede Beauty-Influencerin sei für sie eine Befreiung gewesen. «Ich hatte mein Leben lang Angst, mich zu exponieren und angreifbar zu machen. Indem ich zeigte, wie ich wirklich bin, kam ich der gefürchteten Kritik zuvor.»

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Statt eines Shitstorms erntete sie nur Zuspruch. Innerhalb kürzester Zeit taten es ihr mehr als 50 Fremde gleich und zeigten sich online von ihrer schlechtesten Seite. Die Aktion ging viral. Heute hat Kuyas allein auf der Businessplattform Linkedin fast 50’000 Follower. Weitere 100’000 folgen ihr auf Plattformen wie Tiktok und Instagram. Ihr Newsletter zählt rund 25’000 Abonnenten und Abonnentinnen. 

DJ ist sie auch noch

Ihr Job: Sie unterstützt Berufsmenschen und Unternehmen dabei, sich wirksam in sozialen Medien zu präsentieren. HR-Abteilungen profitieren von ihrer Expertise bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Die Mutter von drei Kindern hält Vorträge, schreibt einen Newsletter und legt privat als DJ elektronische Musik auf. 

Nach ihrer Selfie-Aktion sei ihr bewusst geworden, dass es als Stärke wahrgenommen wird, wenn man sich verletzbar zeigt, sagt Kuyas. Sie verwendet oft Metaphern, wenn es um ihren beruflichen Werdegang geht: Sie wolle lieber ein Leuchtturm sein als ein Fähnchen im Wind. Und manchmal trete sie nicht ins Fettnäpfchen, sondern falle gleich in die Fritteuse.

Salma Kuyas Ende 2024 in Köln (D) als eine der Hauptrednerinnen an der HR-Messe «Zukunft Personal.»
Foto: zVg Selma Kuyas

Kuyas studierte zwei Jahre Betriebswirtschaft an der Universität Bern. Danach arbeitete sie viele Jahre im Backoffice verschiedener Grossunternehmen. Einmal sammelte sie Dankes-Mails von zufriedenen Kunden in einem elektronischen Ordner. Sie durchzulesen, gab ihr einen Motivationsschub, wenn sie mal einen Durchhänger hatte. «Ganz unerwartet erhielt ich eine Sonderprämie für herausragende Leistung, weil mein Vorgesetzter den Ordner entdeckt hatte und sah, was für gute Arbeit ich leiste.»

Ihr wurde bewusst, wie wertvoll es ist, andere darauf aufmerksam zu machen, wenn man die sogenannte Extrameile geht. Das habe nichts mit Angeberei oder Selbstdarstellung zu tun.

4 Tipps für die Businessplattform Linkedin
Getty Images

Mit über 850 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern und Regionen ist Linkedin das grösste Berufsnetzwerk der Welt. Da die Plattform SEO-optimiert ist, erscheint das Profil eines Mitglieds weit oben in den Suchergebnissen, sobald jemand dessen Namen googelt. 

«Viele User bleiben stille Leser und veröffentlichen selbst keine Beiträge», sagt Selma Kuyas. Vier Argumente dafür werden am häufigsten genannt. Kuyas widerlegt sie wie folgt:

1. Ich habe keine Idee, was ich posten soll 

«Wer sichtbar werden will, muss etwas dafür tun», sagt Kuyas. Fast jeder und jede stehe auf einem riesigen Wissensberg. «Auf Linkedin muss es nicht immer um Businessthemen gehen – auch etwas wie der Alltag einer Hausfrau oder eines Hausmanns kann spannend sein.» Wichtig sei, dass Einträge immer einen Kommentar beinhalten. «Der Mensch hinter dem Profilnamen muss spürbar sein.»

2. Ich habe keine Lust, etwas zu posten
Sie habe auch nicht wirklich Lust, ins Fitnessstudio zu gehen, sagt Kuyas. Aber sie tue es, um auch in fünf Jahren noch ohne ständigen Hexenschuss zu leben. «Es ist eine Investition in die Zukunft.»

3. Ich habe keine Zeit, etwas zu posten
Zeit sei immer knapp, sagt Kuyas. Wenn man jedoch keine Zeit habe, um sich als Berufsperson sichtbar zu machen, setze man vielleicht falsche Prioritäten. «Man bekommt bekanntlich keine zweite Chance, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.»

4. Ich habe Angst, mich angreifbar zu machen
Auch sie habe lange Zeit FOPO gehabt, sagt Kuyas. FOPO ist die Abkürzung für «Fear of public opinion» (Angst vor der öffentlichen Meinung). «Doch wer etwas von sich preisgibt, erhält auch etwas zurück.» Wichtig sei, zwischen Persönlichem und Privatem zu unterscheiden. «Persönlich ist für mich, was ich auch einer fremden Person auf der Strasse erzählen würde. Alles andere ist privat und gehört nicht in die Öffentlichkeit.»

Getty Images

Mit über 850 Millionen Mitgliedern in mehr als 200 Ländern und Regionen ist Linkedin das grösste Berufsnetzwerk der Welt. Da die Plattform SEO-optimiert ist, erscheint das Profil eines Mitglieds weit oben in den Suchergebnissen, sobald jemand dessen Namen googelt. 

«Viele User bleiben stille Leser und veröffentlichen selbst keine Beiträge», sagt Selma Kuyas. Vier Argumente dafür werden am häufigsten genannt. Kuyas widerlegt sie wie folgt:

1. Ich habe keine Idee, was ich posten soll 

«Wer sichtbar werden will, muss etwas dafür tun», sagt Kuyas. Fast jeder und jede stehe auf einem riesigen Wissensberg. «Auf Linkedin muss es nicht immer um Businessthemen gehen – auch etwas wie der Alltag einer Hausfrau oder eines Hausmanns kann spannend sein.» Wichtig sei, dass Einträge immer einen Kommentar beinhalten. «Der Mensch hinter dem Profilnamen muss spürbar sein.»

2. Ich habe keine Lust, etwas zu posten
Sie habe auch nicht wirklich Lust, ins Fitnessstudio zu gehen, sagt Kuyas. Aber sie tue es, um auch in fünf Jahren noch ohne ständigen Hexenschuss zu leben. «Es ist eine Investition in die Zukunft.»

3. Ich habe keine Zeit, etwas zu posten
Zeit sei immer knapp, sagt Kuyas. Wenn man jedoch keine Zeit habe, um sich als Berufsperson sichtbar zu machen, setze man vielleicht falsche Prioritäten. «Man bekommt bekanntlich keine zweite Chance, einen guten ersten Eindruck zu hinterlassen.»

4. Ich habe Angst, mich angreifbar zu machen
Auch sie habe lange Zeit FOPO gehabt, sagt Kuyas. FOPO ist die Abkürzung für «Fear of public opinion» (Angst vor der öffentlichen Meinung). «Doch wer etwas von sich preisgibt, erhält auch etwas zurück.» Wichtig sei, zwischen Persönlichem und Privatem zu unterscheiden. «Persönlich ist für mich, was ich auch einer fremden Person auf der Strasse erzählen würde. Alles andere ist privat und gehört nicht in die Öffentlichkeit.»

«Man macht auf die Sache aufmerksam, nicht auf sich als Person.» Wir hätten oft das Gefühl, dass all die tollen Sachen, die wir kreieren, mit dem Gehalt abgegolten sind. «Aber wenn man sich als Berufsperson vermarktet, eröffnen sich viel schneller neue Gelegenheiten.»

An seiner «Personal Brand» arbeiten, nennt man das im Businesskontext. Kuyas zitiert Amazon-Gründer und Milliardär Jeff Bezos (61): «Deine Marke ist das, was die Leute über dich sagen, wenn du nicht im Raum bist.» 

Auch Kleidungsmerkmale können zu einem «Personal Brand» gehören. Bei Selma Kuyas sind es die blauen Anzüge.
Foto: Livio Federspiel

Mithilfe von Social-Media-Plattformen – insbesondere dem Businessnetzwerk Linkedin – hätten Fachkräfte eine ideale Möglichkeit, aktiv zu steuern, wie sie als Berufsleute wahrgenommen werden, sagt Kuyas. Wer sie engagiert, wird speziell darauf trainiert. Wichtig zu wissen: Linkedin vergütet sie dafür nicht. 

Keine Lust auf Apéros?

Linkedin kann «persönliches» Networking gemäss Kuyas teilweise ersetzen oder zumindest sinnvoll ergänzen. Wer keine Zeit hat oder zu introvertiert ist, um sich regelmässig bei Treffen oder Apéros zu vernetzen, kann mit kontinuierlichen Posts den Kontakt zu mehreren Personen gleichzeitig aufrechterhalten. «Besser so, als sich erst zu melden, wenn man einen neuen Job sucht.»

«Das kann doch nicht sein! Ich, vom No-Name zum Date mit Obama?» schreibt Kuyas in einem Beitrag auf Linkedin über den Moment, als eine deutsche Agentur sie schriftlich einlud, im Rahmenprogramm eines Anlasses am 29. April 2023 in Zürich an einer Diskussion über die Zukunft des Arbeitsmarktes teilzunehmen.

Besucherinnen des Anlasses «An evening with President Barack Obama» im Zürcher Hallenstadion posieren vor dem VIP-Eingang für ein Selfie. Professionelle Fotografen waren in der Halle nicht zugelassen.
Foto: keystone-sda.ch

Stargast des Abends war Barack Obama. «Wie seid ihr eigentlich auf mich aufmerksam geworden?», fragte sie den Mitarbeiter der Agentur. «Linkedin», antwortete er. 

Obwohl es aus ihrer Sicht ein unvergesslicher Abend war, traf Kuyas Obama am Anlass nicht. Ihre Enttäuschung darüber brachte sie in einem Linkedin-Beitrag zum Ausdruck.

Ein starker «Personal Brand», wie Kuyas ihn hat, sorgt offensichtlich nicht nur für Aufmerksamkeit bei Menschen, die Obama nach Zürich bringen. Er hilft auch, wenn es darum geht, sich wirkungsvoll zu wehren, wenn mal etwas nicht gut läuft. Kritik, die nicht verpufft, sondern – wie bei Kuyas – von Tausenden wahrgenommen wird. 


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