Dachs
Wie gefährlich ist er?
«Der Dachs flüchtet in der Regel vor Menschen», sagt Wildhüter Mirko Calderara (49) aus St. Gallen. Gefährlich kann es werden, wenn sich ein kranker oder geschwächter Dachs in Wohnsiedlungen verirrt. «Fühlt sich das Tier in die Enge getrieben, plustert es sich auf und knurrt.»
Was tun bei einem Angriff?
Wenn man sich nicht von einem knurrenden Dachs entferne, könne er angreifen. «Dann muss man davonrennen und laut schreien oder klatschen, um ihn zu vertreiben», sagt Calderara. Ein Biss müsste ärztlich behandelt werden.
Hirtenhund
Wie gefährlich ist er?
In der Schweiz sind rund 250 Herdenschutzhunde im Einsatz. Gemäss Verband Schweizer Wanderwege sollten sich Wanderer bewusst sein, dass die Tiere sie als Gefahr einstufen – vor allem in Begleitung eines Hundes. Der Hirtenhund bellt, solange er einen Menschen als Gefahr für seine Schützlinge sieht. Wer nicht zurückweicht, läuft in Gefahr, gebissen zu werden.
Was tun bei einem Angriff?
Ruhe bewahren und nicht in die Augen schauen, sind die gängigsten Tipps im Umgang mit aggressiven Hunden. Bei Hirtenhunden, die nicht bellen, können Wanderer die Herde weitläufig umgehen. Wer Gebiete, in denen sie sich aufhalten, ganz umgehen will, kann sich mit einer Karte von schweizer-wanderwege.ch informieren.
Braunbär
Wie gefährlich ist er?
Gefährlich sind laut David Gerke (38), Präsident der Gruppe Wolf Schweiz und Fachmann für Wildtiere, höchstens Bärenmütter mit Jungtieren. In Italien sei es durch sie bereits zu Zwischenfällen gekommen. «In der Schweiz sind aber nur einzelne Männchen registriert. Sie sind scheu und keine Gefahr.»
Was tun bei einem Angriff?
Bei einer Begegnung müsse man ruhig bleiben und auf den Bären einreden. «Dann entfernt er sich meistens», sagt Gerke. Nähere er sich trotzdem, gilt: Sich auf den Bauch legen, den Nacken mit den Armen schützen und sich tot stellen. «Wenn der Bär merkt, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht, hat er kein Interesse an einem Angriff.»
Wolf
Wie gefährlich ist er?
Wölfe seien scheu und hielten sich meist vom Menschen fern, sagt Gerke. «Wenn man sie anfüttert, können sie zum Problem werden.» Seit der Wiederansiedlung des Wolfes 1995 kam es aber nie zu einem Angriff auf einen Menschen.
Was tun bei einem Angriff?
«Ist der Wolf weniger als 30 Meter entfernt, sollte man ihn sachte auf sich aufmerksam machen», sagt Gerke. Sonst werde er aufgeschreckt. «Am besten, man behält ihn im Auge und entfernt sich langsam von ihm.» Sollte sich ein Wolf nähern, müsse man versuchen, ihn zu verscheuchen. «Das ist aber sehr unwahrscheinlich.»
Rotfuchs
Wie gefährlich ist er?
Der Rotfuchsbestand sei in Städten grösser als auf dem Land, sagt David Gerke. «Aggressiv sind sie nur bei Tollwut.» Die Krankheit ist in Westeuropa ausgerottet. Sollte ein gesunder Fuchs einen Menschen angreifen, müsse Biss- oder Kratzwunde gereinigt und desinfiziert werden, sagt Gerke.
Was tun bei einem Angriff?
Ein Angriff eines Fuchses ist unwahrscheinlich. «Die Tiere sind scheu», sagt Gerke. Sie kommen dem Menschen nur zu nahe, wenn sie zuvor angefüttert wurden. «Die Tiere lassen sich aber gut verscheuchen, am besten mit Geräuschen oder einem Stock.»
Widder und Ziegenbock
Wie gefährlich sind sie?
«Widder können hinterhältig sein», sagt Stefan Geissmann vom Plantahof, Landwirtschaftliches Bildungs- und Beratungszentrum in Graubünden. Das betreffe aber am ehesten den Besitzer. «Er dreht einem solchen Tier nie den Rücken zu.» Geissböcke, die es gewohnt sind, gestreichelt zu werden, fordern das laut Geissmann bei jemandem, der sich dem Tier zu sehr nähert, manchmal ein, indem sie den Kopf entsprechend drehen. «Das kann aggressiv wirken und zum Beispiel ein Kind verletzen, das daneben steht, und von einem Horn touchiert wird.
Was tun bei einem Angriff?
Die Chance, dass ein männliches Schaf oder eine männliche Ziege einen Wanderer angreife, seien immens klein, sagt Geissmann. Er hat deswegen nur einen Tipp: Es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Das heisst: Herden umgehen und Tiere generell nicht streicheln.
Biene, Wespe, Hornisse
Wie gefährlich sind sie?
Das Gift aller drei Insektenarten sei ähnlich, sagt Fabian Trüb (49) vom Beratungs- und Kompetenzzentrum Apiservice. «Dass vier Hornissen ein Pferd töten können, ist ein Ammenmärchen.» 50 Stiche sollte ein Mensch ohne Allergie ertragen können.
Was tun bei einem Angriff?
Wenn man ein Nest versehentlich beschädige, empfiehlt Trüb, so schnell wie möglich wegzurennen und den Mund geschlossen zu halten. Es helfe, Haken zu schlagen respektive nicht nur geradeaus zu rennen.
Kuh
Wie gefährlich ist sie?
«Eigentlich stellen nur Mutterkühe, die sich bedroht fühlen und ihr Kalb beschützen wollen, eine Gefahr dar», sagt Sandra Helfenstein, Mediensprecherin beim Schweizer Bauernverband. Falsches Verhalten vonseiten der Wanderer wie Streicheln oder Füttern der Kühe löse vereinzelte Angriffe aus in der Schweiz.
Was tun bei einem Angriff?
«Wenn Kühe sich bedroht fühlen, senken sie den Kopf oder stampfen.» Dann ist laut Helfenstein sofortiger, ruhiger Rückzug angesagt. «Um einen Angriff gar nicht erst herauszufordern, sollte man etwa 20 Meter Abstand halten zu den Kühen und eine Herde auf dem Wanderweg langsam und ruhig umgehen.» Hunde müssen an der Leine geführt werden, damit sie nicht in die Herde rennen und die Tiere provozieren.
Mäusebussard
Wie gefährlich ist er?
«Mäusebussarde können Jogger von März bis Juni in Waldnähe angreifen», sagt Daniel Kleger (63), Präsident der Schweizerischen Falkner-Vereinigung. Vor allem, wenn sich die Vögel in ihrem Brutrevier gestört fühlen.
Was tun bei einem Angriff?
Nähert sich ein Mäusebussard, sollte man den Kopf mit den Armen schützen, um Verletzungen am Gesicht zu vermeiden. Kleger: «Das Tier zu verscheuchen, ist aussichtslos.» Stattdessen sollte man sich aus dem Gebiet entfernen. Meist hinterlassen die Vögel Kratzwunden, die man wie jede Wunde reinigt und desinfiziert. «Das Risiko einer Infektion ist gering.»