Seinen ersten Einsatz im Kampf gegen orientalische Schaben in mehreren Mietshäusern hat der Schädlingstechniker Andrew Page (39) an dem Morgen, als BLICK ihn in Zürich trifft, bereits hinter sich. Seit knapp drei Jahren arbeitet Page bei der Schädlingsbekämpfungsfirma Tuttifix in Zürich-Seebach.
Dafür hat sich der gelernte Automechaniker in einer einjährigen Umschulung zum Schädlingstechniker ausbilden lassen. «Nach einigen Jahren im Innendienst einer Produktionsfirma, wollte ich wieder mehr Kundenkontakt und bekam dieses Jobangebot vom Firmeninhaber. Wir sind seit Jahren befreundet und haben früher auch schon zusammengearbeitet», erklärt der Aargauer seinen Jobwechsel auf dem Weg zum nächsten Einsatz.
Giftbehandlung mit Auflagen
In einem Mehrfamilienhaus in Zürich wurden Mäuse festgestellt. Um sie zu Bekämpfen werden tödliche Giftfallen aufgestellt. Die Köder sind in verschliessbaren Fallen und werden von Page mit einem Spezialschlüssel geöffnet. Das Anknabbern der Köder bedeutet für die Mäuse das Todesurteil. «Die Maus verblutet innerlich und stirbt. Das klingt brutal, ist aber für sie ein schöner Tod. Vom Wirkstoff schläft die Maus ein und spürt nichts mehr», erklärt der Fachmann.
Nicht immer sei die Giftmethode aber ratsam. Im Küchenbereich und Restaurants sei dies verboten. «Wir sind ein zertifizierter Betrieb und gehören dem Verband der Schweizer Schädlingsbekämpfer an. Es gibt strenge Auflagen und Regelungen über Methoden und die Verwendung von Pestiziden», so Page
Noch einmal legt er neue Köder aus und vereinbart einen weiteren Kontrolltermin mit dem Hauswart, bevor er sich auf den Weg zu einer Kita in Zürich-Nord macht. Seit einigen Wochen ist Page dort daran, Ameisen im Garten den Garaus zu machen. Die Kleinkinder waren beim Spielen auf dem Erdhügel mit Rutsche innert Minuten von Ameisen überfallen worden.
Kampf den Ameisen
Wieder zieht Page seine Plastikhandschuhe an und macht sich an die Arbeit. Das leicht dosierte Giftpulver wird gezielt unter den Holzstufen eingearbeitet und so sparsam wie möglich eingesetzt. «Wir müssen dabei immer darauf achten, dass nicht Nützlinge wie Igel in Mitleidenschaft gezogen werden oder Rückstände in Gewässer gelangen», erklärt der Kammerjäger.
Zuletzt überspült er die behandelte Region mit reichlich Wasser und kontrolliert das Resultat. Nur vereinzelt lassen sich noch Ameisen erkennen. Welche Schäden Ameisenkolonien anrichten können, weiss Page aus Erfahrung. An den Holzstufen des Spielplatzes sind schon deutliche Beschädigungen ersichtlich.
Nach der Mittagspause werden die Kinder schon wieder im Garten herumtollen können, ohne mit Beeinträchtigungen rechnen zu müssen.
Zu langes Warten kann teuer werden
Welche Bekämpfungsmethoden, in welchen Fällen sinnvoll sei, müsse immer individuell beurteilt werden, erklärt Page. Es spiele beispielsweise eine Rolle ob Kinder oder Haustiere in einem Haushalt leben, ebenso wo und wie weit der Befall schon fortgeschritten sei.
«Leider warten aber viele Menschen aus falscher Scham oft zu lange, bevor sie sich an einen Fachmann wenden. So dauert die Leidenszeit der Betroffenen oftmals unnötig lang und die Bekämpfung dauert länger und kann kostspielig werden.»
Besonders bei Bettwanzenbefall habe er schon einige Menschen erlebt, die unter erheblichem Schlafmangel und Ekel litten und schon psychisch angeschlagen waren, so Page.
Ungeziefer kann überall vorkommen
Noch immer werden Schädlinge vor allem mit mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht. Daher tun sich Betroffene oft schwer, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Für Page und seine Arbeitskollegen ist Diskretion darum eines der wichtigsten Gebote. «Restaurantbetreiber verlangen manchmal, dass ich den angeschriebenen Firmenwagen nicht vor dem Restaurant parkiere, weil sie um ihr Image besorgt sind», sagt Page.
Er weiss, dass sich Ungeziefer leicht einschleppen lässt, sich schnell ausbreiten und jeden betreffen kann. Beispielsweise beim Kauf von Bio-Früchten und Gemüse oder als unliebsame Souvenirs von Reisen. Ebenso bei Renovationen können Schädlinge durch Leitungen in Wohnungen gelangen. «Bettwanzen finden sich an der Goldküste genauso, wie in sozial schwächeren Schichten.»
Silberfische in einer topmodernen und gepflegten Wohnung an guter Lage sind Pages nächste Station. Auch hier ist er nicht zum ersten Mal. Der Befall ist nach der vorgenommenen Behandlung nur noch gering.
«Gesundheitliche Schäden muss man bei Silberfischen nicht befürchten. Sie sind aber vorwiegend dort, wo es eine hohe Luftfeuchtigkeit gibt», sagt Page. Seine Messungen im Wohnbereich ergeben keine Auffälligkeit. Kein einziges Tierchen lässt sich während der Anwesenheit des Kammerjägers blicken. Dennoch injiziert der Fachmann in allen Silikonfugen noch einmal dosiertes Pestizid. Damit sollte die Silberfisch-Angelegenheit erledigt sein.
Befall von Bettwanzen in Messie-Wohnung
Weiter führt Pages Tour in eine ältere Liegenschaft Nähe Zürich Hardbrücke. Im vierten Stockwerk sind Bettwanzen und Schaben in allen Wohnungen. Am schlimmsten ist der Befall in einer Messie-Wohnung. Der Mieter ist nicht zu Hause. Page hat den Schlüssel in Absprache mit der Liegenschaftenverwaltung und dem Mieter. Auf etwa zwölf Quadratmetern stapelt sich im Innern ein Chaos von Kleidern, Schuhen, Büchern, Krimskrams, Lebensmittel und es riecht übel. Es kreucht und fleucht überall.
Die Kochstelle und das Bett sind nicht mehr zu sehen. Der einzige freie Platz zum Schlafen ist auf dem Boden. «Der Bewohner ist heillos überfordert. Hier und in den angrenzenden Wohnungen auf dieser Etage werden wir morgen die Arbeit in Angriff nehmen», sagt Page.
Die Nachbarn kommen aus ihren Wohnungen und begrüssen den Kammerjäger freundlich. Sie zeigen Page und BLICK bereitwillig ihre Wohnungen, die ebenfalls von Schädlingen belagert sind und sind froh, dass Page und sein Team sich am nächsten Tag um das Problem kümmern werden. «Ohne professionelle Hilfe ist dieses Problem nicht mehr zu bewältigen und die Schädlinge könnten sich noch in zahlreichen weiteren Wohnungen ausbreiten.»
Belastende Situationen auch für ein Profi
Die Arbeit eines Kammerjägers ist nicht für jedermann. Andrew Page gefällt aber seine Tätigkeit. Er interessiert sich für Menschen, Tiere und Natur, was ihm bei seiner Arbeit zugutekommt.
«Man muss sich mit Insekten auskennen und wissen, wie die Tierchen ticken. Zudem sollte man keine Berührungsängste und Ekel haben», so der Fachmann. Manchmal kommt aber auch er an seine Grenzen. Beispielsweise, wenn er bei einem aussergewöhnlichen Todesfall ausrücken muss.
Seine Firma hat einen Vertrag mit der Stadt Zürich und wird in solchen Fällen auch manchmal aufgeboten. So in der vergangenen Woche. In einer Messie-Wohnung wurde nach einiger Zeit aufgrund von starken Geruchsemissionen ein Verstorbener aufgefunden. Die Wohnung und der Leichenfundort waren komplett mit Wanzen übersät und musste durch das Team von Page von Ungeziefer befreit und geräumt werden, bevor die Handwerker und eine Reinigungsfirma ihre Arbeit aufnehmen konnten.
«Da müssen wir mit Schutzanzügen rein und genau darauf achten, dass nicht irgendwelches Ungeziefer den Weg nach draussen findet.» Es sind dann nicht die Viecher die Andrew Page zu schaffen machen, sondern viel mehr die Lebenssituation solcher verwahrlosten und vereinsamten Personen. «Sowas kann man nicht mehr wohnen und leben nennen. Das nenne ich nur noch hausen», sagt Page nachdenklich und macht sich auf den Heimweg.
Dann geht es für ihn zuerst mal unter die Dusche, bevor er den Feierabend mit Frau und Kind in seinem gepflegten Zuhause geniesst.
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