Sprechen die Einwohnerinnen und Einwohner in der Gegend von Disentis Sedrun überhaupt noch Rätoromanisch und den Dialekt Sursilvan?
Gion Tenner: War es eine Zeit lang eher verpönt, Romanisch zu sprechen, so sind wir heute stolz auf die Sprache. Sie hat vor 20 bis 40 Jahren ein Revival erlebt. Dazu beigetragen haben ein tieferes Bewusstsein der Einheimischen und ihre Suche nach Identität, neue Gesetze und Förderprogramme, aber sicher auch die Medien, vor allem das rätoromanische Medienhaus Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR). Die Einheimischen sind heute bereit, für die Sprache zu kämpfen. Und das ist wichtig, denn unsere Sprache ist mit unserer Kultur und unseren Wurzeln verbunden.
Sprechen Sie im Alltag romanisch?
Ja, natürlich, Romanisch ist meine Mutter- und Hauptsprache. Ich setze mich für ihren Erhalt ein. Sie ist eine Schlüsselsprache. Ich behaupte, dass jede romanischsprachige Person mit etwas gutem Willen Italienisch versteht und sich rudimentär verständigen kann, ohne jemals Italienisch gelernt zu haben. Im Englischen haben viele Wörter lateinischen Ursprung, die sich auch im Romanischen wiederfinden.
Die Muttersprache von Gion Tenner ist Romanisch. Er ist 54 Jahre alt, wohnt in Segnas/Disentis und unterrichtet seit 30 Jahren die 5./6. Klasse in Disentis. Er hat dort die Grundschule absolviert, später das Lehrerseminar und die Pädagogische Hochschule besucht sowie diverse Weiterbildungen und Nachdiplome gemacht. Tenner ist zudem Gemeinde- und Kreisarchivar – neben der Schule ist das seine Hauptverbindung zur Sprache und Ortsgeschichte. Neben Romanisch spricht er auch Deutsch, Französisch, Englisch und ein wenig Italienisch.
Die Muttersprache von Gion Tenner ist Romanisch. Er ist 54 Jahre alt, wohnt in Segnas/Disentis und unterrichtet seit 30 Jahren die 5./6. Klasse in Disentis. Er hat dort die Grundschule absolviert, später das Lehrerseminar und die Pädagogische Hochschule besucht sowie diverse Weiterbildungen und Nachdiplome gemacht. Tenner ist zudem Gemeinde- und Kreisarchivar – neben der Schule ist das seine Hauptverbindung zur Sprache und Ortsgeschichte. Neben Romanisch spricht er auch Deutsch, Französisch, Englisch und ein wenig Italienisch.
Sprechen Sie am Familientisch romanisch?
Das ist selbstverständlich. Alles andere wäre fremd.
Und beim Einkaufen in der Bäckerei?
Ebenfalls, überall in den Läden in Disentis und Umgebung ist Einkaufen auf Romanisch möglich. Einige Läden haben die Waren oder Abteilungen auch romanisch angeschrieben.
Lernen die Kinder die Sprache in der Schule?
Ja, das Romanisch ist Schulsprache für den Kindergarten und die Primarschule. Auf der Oberstufe werden einige Fächer romanisch unterrichtet. Romanisch ist nicht nur Schulsprache, sondern auch Amtssprache. Korrespondenz mit den Behörden passiert auf Romanisch.
Ist sie vor allem bei älteren Leuten verbreitet? Oder auch bei jüngeren?
Bei beiden. Es gibt ältere Einheimische, deren Muttersprache das Romanisch ist und die nicht wirklich gut Deutsch sprechen. Unterdessen ist das leider auch bei einigen Jugendlichen so. Vor allem Schweizerdeutsch ist für sie nicht üblich, denn sie haben nur wenig Gelegenheit, den Dialekt zu lernen und anzuwenden. Jugendliche, die ihre Schul- und Berufsbildung in der Region machen, sind besonders betroffen.
Wolltest du schon immer unsere 4. Landessprache beherrschen, um damit über (fast) eine Geheimsprache zu verfügen?
In der Sommerzeit findet in Sedrun jeweils während einer Woche der Romanisch-Kurs «Capeschas ti romontsch?» statt. Er erfreut sich grosser Beliebtheit, da nebst dem Näherbringen der Sprache auch der Austausch in der Gruppe sowie der Spass beim fakultativen Rahmenprogramm wichtig sind. Mach mit bei unserem Quiz und sei auch du und eine Begleitperson mit dabei, wenn beim nächsten Mal die Frage gestellt wird: Capeschas ti romontsch?
Damit ihr für den Gewinn perfekt ausgerüstet seid, statten wir euch mit je einem Sprachführer «Kauderwelsch Rätoromanisch Surselvisch» sowie zwei Eintritten ins Talmuseum La Truaisch aus.
Im Talmuseum La Truaisch in Sedrun findest du nebst einer spannenden und wertvollen Mineraliensammlung auch eine Wohnung von anno dazumal. Tauche ein in die Geschichte und die Sprache des Tals und dem früheren Leben in der oberen Surselva.
Der Gewinn kann in der Sommersaison 2023 während der Durchführung des Sprachkurses eingelöst werden. Der Wert des Gewinnes beträgt 660 Franken.
Den Wettbewerbs-Talon findest du etwas weiter unten.
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Im Talmuseum La Truaisch in Sedrun findest du nebst einer spannenden und wertvollen Mineraliensammlung auch eine Wohnung von anno dazumal. Tauche ein in die Geschichte und die Sprache des Tals und dem früheren Leben in der oberen Surselva.
Der Gewinn kann in der Sommersaison 2023 während der Durchführung des Sprachkurses eingelöst werden. Der Wert des Gewinnes beträgt 660 Franken.
Den Wettbewerbs-Talon findest du etwas weiter unten.
Gibt es bei Jugendlichen auch Slang-Ausdrücke, die nur sie gebrauchen?
Bei ihnen tauchen immer wieder neue Wörter und Wortkombinationen auf. Jugendliche überraschen mich oft mit schönen und teils ganz eigenen Wortbildungen. Zu reines Romanisch ist unter ihnen eher verpönt – das tönt für sie zu gestelzt.
Wie integriert die Sprache neue Begriffe wie Social Distancing, Lockdown oder Influencer? Werden die wie im Deutschen übernommen?
Kommt darauf an, je nachdem, wie nahe das Wort beim Romanischen liegt. Social Distancing habe ich nie gehört, stattdessen distanza sociala. Lockdown dagegen ist gängig. Beim Influencer gibt es beide Varianten – influencer oder influenzader. Englische Wörter liegen meistens ziemlich eng beim Romanischen, vor allem wenn es um Fachausdrücke geht.
Nutzen Einheimische ihre Sprache auch, wenn sie wollen, dass Auswärtige sie nicht verstehen?
Ja, sicher. Das ist lustig, vor allem ausserhalb unseres Sprachgebiets. Die Leute schauen oft komisch, weil sie die Sprache nicht zuordnen können. Ein interessantes Erlebnis hatte ich in Berlin: Ein Spanier verstand zwar, was wir sprachen, er wusste aber nicht, um welche Sprache es sich handelte. Den Trick in Chur und Zürich anzuwenden, ist aber gefährlich: Zu viele Leute dort verstehen Romanisch.
Mischen sich auch Wörter aus dem Deutschen hinein?
Das kommt vor. Rätoromanen gebrauchen manchmal fremdsprachige, vor allem aber deutsche Wörter, obwohl sie das heimische Wort eigentlich kennen würden. Auf die Frage, warum sie dann das deutsche Wort benutzen, sagen sie meist: «Ich war zu faul, um nachzudenken.»
Gibt es regionale Unterschiede?
Ja, und das finde ich toll. Es ist ein Zeichen, dass die Sprache lebt. Es existieren regionale Entwicklungen, die an anderen Orten nicht verständlich sind. Beispiel: «fai buca la petta» (nerve nicht) oder «gliema buc» (dito) wird nur in der Gegend um Disentis verstanden. Ein anderes schönes und neues Wort heisst «il segarovens» (der Trimmer). Meistens entwickeln die Jugendlichen neue Wörter, andere werden von Linguistinnen und Linguisten geformt. Hier nutzen wir den Vorteil der Digitalisierung: Die Wörterbücher gibt es online – zum Beispiel www.pledarigrond.ch – und täglich kommen neue Begriffe hinzu. Sie sind also stets aktuell.
Gibt es auch Leute, die aus Interesse Romanisch lernen, weil sie die Gegend schön finden und sich viel dort aufhalten?
Ja, bei mir in der Umgebung gibt es Leute aus dem Unterland, die Romanisch lernen und auch sprechen. Leider sind wir Romanen zu ungeduldig und wechseln zu schnell ins Deutsche oder eine andere Sprache. Denn Romanen sind von Natur aus meistens multilingual.
Dieser Beitrag wurde vom Ringier Brand Studio im Auftrag eines Kunden erstellt. Die Inhalte sind journalistisch aufbereitet und entsprechen den Qualitätsanforderungen von Ringier.
Kontakt: E-Mail an Brand Studio
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