Projekt soll Frauen digital sichtbarer machen
Darum braucht es mehr Frauen auf Wikipedia

Mehr Frauen auf Wikipedia – das fordern die Veranstalterinnen des Edit-a-thons, der morgen Donnerstag zum vierten Mal stattfinden wird. Rund 80 Teilnehmende werden sich dabei digital treffen und Biografien von Frauen auf Wikipedia erfassen.
Publiziert: 29.04.2020 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 16:09 Uhr
Darum braucht es mehr Frauen auf Wikipedia
3:24
Ungleichgewicht aufbrechen:Darum braucht es mehr Frauen auf Wikipedia
Bettina Widmer

Frauen spielen eine wichtige Rolle in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Trotzdem sind sie nicht nur in Führungspositionen, sondern auch digital unterrepräsentiert.

Nur 16,1 Prozent der Biografien auf der deutschsprachigen Wikipedia handeln von Frauen. Die Gründe dafür sind vielfältig. «Einerseits ist das sicher historisch bedingt. Frauen wurden in wissenschaftlichen Disziplinen oft vernachlässigt», erklärt Muriel Staub (33), Vorstandsmitglied von Wikimedia Schweiz. Zusätzlich seien aber auch heute noch viele Positionen von Männern besetzt, und die Medien würden vermehrt über Männer berichten. In diesem Sinne sei Wikipedia auch ein Abbild dieser gesellschaftlichen Realität.

Politikerinnen haben oft einen Beitrag auf Wikipedia. Anders sieht es bei Frauen aus der Wirtschaft aus. «Politiker und Politikerinnen werden durch ihre öffentliche Position von Wikipedia als relevant eingestuft», erklärt Staub. Aber auch die Untervertretung von Frauen in Führungspositionen sei ein Grund für das Defizit.

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Die Organisatorinnen des Edit-a-thons Katia Murmann, Muriel Staub und Patrizia Laeri (v.l.).
Foto: Thomas Meier

Zu wenig relevant für einen Beitrag

Jeder kann für Wikipedia einen Beitrag schreiben. Damit es eine Biografie dann aber auch auf die Seite schafft, muss sie einige Relevanzkriterien erfüllen. Diese werden von Editoren überprüft. «Diese Kriterien gelten unabhängig vom Geschlecht», so Staub. Dennoch kommt es vor, dass Frauen abgelehnt werden.

Vor knapp zwei Jahren sorgte der Fall der Kanadierin Donna Strickland für Schlagzeilen. Anfang Oktober 2018 erhielt sie als dritte Frau überhaupt den Physik-Nobelpreis verliehen. Einen Artikel zu ihr auf der englischen Wikipedia-Seite suchte man damals vergebens. Er wurde im Mai 2018 von einem Editor abgelehnt mit der Begründung, er sei zu unwichtig.

Dafür, dass der Beitrag über Strickland gelöscht wurde, gebe es eine einfache Erklärung, so Staub. «Für das Aufzeigen der Relevanz orientieren sich die Editoren an der Berichterstattung in verlässlichen Quellen. Über Donna Strickland gab es zu diesem Zeitpunkt sehr wenige Medienberichte. Darum wurde der Beitrag damals abgelehnt.»

Dieser Fall zeige gut, wie wichtig ein Zusammenspiel von Medien und Wikipedia sei, wenn es darum geht, Frauen sichtbarer zu machen, so Staub. «Je mehr Frauen in den Medien sichtbar werden, desto mehr Material haben wir, um Wikipedia-Artikel zu schreiben.»

«Wikipedia ist ein Spiegel der Medien», bestätigt auch SRF-Moderatorin Patrizia Laeri (42). «Und diese berichten mehrheitlich über Sportler, Chefs und Politiker oder führen Interviews mit männlichen Experten. Dieses Ungleichgewicht gilt es aufzubrechen. Sowohl in den Medien, als auch auf Wikipedia.»

Wer schafft es auf Wikipedia?

Wikipedia ist eine Enzyklopädie und kein Personenverzeichnis. Damit eine Person aufgenommen wird, müssen in der Regel einige Relevanzkriterien erfüllt sein. Als relevant gelten Personen mit einer breiten Öffentlichkeitswirkung. Das wird unter anderem anhand von medialer Berichterstattung, Treffer in Suchmaschinen oder einem Eintrag in einem anerkannten Lexikon beurteilt.

Wikipedia ist eine Enzyklopädie und kein Personenverzeichnis. Damit eine Person aufgenommen wird, müssen in der Regel einige Relevanzkriterien erfüllt sein. Als relevant gelten Personen mit einer breiten Öffentlichkeitswirkung. Das wird unter anderem anhand von medialer Berichterstattung, Treffer in Suchmaschinen oder einem Eintrag in einem anerkannten Lexikon beurteilt.

203 neue Frauen auf Wikipedia

Ein Projekt, um Frauen sichtbarer zu machen, ist der Edit-a-thon, der gemeinsam von SRF, Ringier und Wikimedia Schweiz organisiert wird. Dabei trifft sich eine Gruppe, um gemeinsam an Wikipedia-Einträgen über Frauen zu schreiben.

Rund 120 Personen haben an den vergangenen drei Edit-a-thons über 203 Wikipedia-Einträge erfasst und mitgeholfen, Geschichte zu schreiben.

Aufgrund der Corona-Pandemie findet der nächste Event morgen Donnerstag zum ersten Mal digital statt. 80 Teilnehmende haben sich angemeldet. «Dieser Edit-a-thon ist ein Experiment», so Patrizia Laeri. Gemeinsam mit Katia Murmann, Leiterin Digital der Blick-Gruppe und Muriel Staub hat sie das Projekt Edit-a-thon initiiert.

Die digitale Durchführung stellt das Team vor eine Herausforderung: «Werden wir das Editieren verständlich erklären können? Springt der Funke rein virtuell rüber? Wie können wir alle betreuen, wenn wir nicht von Tisch zu Tisch gehen können? Das wird hart», so Laeri. Trotzdem sei sie froh, dass der Anlass nicht – wie viele andere Veranstaltungen – abgesagt werden musste.

«Frauen für Wikipedia»

Das Projekt «Frauen für Wikipedia» bringt mehr Frauen auf die wichtigste Informationsseite der Welt – auf Wikipedia. Wer dort nicht existiert, bleibt unsichtbar. Und wer unsichtbar ist, kommt nirgendwo hin.

Zurzeit ist die grosse Mehrheit der Wikipedia-Editoren männlich. Doch nicht nur Autorinnen fehlen: Auch Frauen-Biografien! Der Edit-a-thon von SRF, Ringier und Wikimedia setzt genau da an und will Frauen sichtbar machen.

Das Projekt «Frauen für Wikipedia» bringt mehr Frauen auf die wichtigste Informationsseite der Welt – auf Wikipedia. Wer dort nicht existiert, bleibt unsichtbar. Und wer unsichtbar ist, kommt nirgendwo hin.

Zurzeit ist die grosse Mehrheit der Wikipedia-Editoren männlich. Doch nicht nur Autorinnen fehlen: Auch Frauen-Biografien! Der Edit-a-thon von SRF, Ringier und Wikimedia setzt genau da an und will Frauen sichtbar machen.

Frauen sind auf Wikipedia nicht nur weniger präsent, ihre Artikel sind oft auch anders verfasst. «Forscherinnen haben herausgefunden, dass Artikel über Frauen auf Wikipedia, im Vergleich zu anderen Enzyklopädien, öfter die Wörter Familie und Kinder enthalten», so Staub. Häufiger gebe es auch Verweise auf Artikel von Männern.

«Das ist durchaus auch ein Aspekt, der beim Edit-a-thon wichtig ist», erzählt Staub. «Wir haben bei den Events immer erfahrene Wikipedianer und Wikipedianerinnen dabei, die den Teilnehmenden helfen, die Artikel so ausgewogen und neutral wie möglich zu schreiben.»

Jede und jeder ist gefragt

Nur rund zehn bis 20 Prozent der Leute, die für Wikipedia schreiben, sind Frauen. Dieses Ungleichgewicht möchte der Edit-a-thon ändern. «Mehr Frauen sollen mitschreiben, und es soll mehr über Frauen geschrieben werden. Das macht die Wikipedia besser und dient uns allen», so Staub.

Wikipedia-Artikel schreiben: So gehts!

Wie kann man mitarbeiten?

Wenn man merkt, dass etwas fehlt oder falsch ist, sollte man einfach mutig sein und auf den ‹Bearbeiten›-Knopf drücken. Das müssen keine grossen Dinge sein – bereits kleine Ergänzungen, Aktualisierungen oder Korrekturen sind wertvoll.

Was braucht es dazu?

Einen Laptop und eine Internetverbindung. Es kann wirklich jeder und jede mitschreiben. Schliesslich stammen alle Wikipedia-Artikel von Leuten, die dies in ihrer Freizeit und unentgeltlich tun. Also: Ein Thema aussuchen, für das man Leidenschaft hat und loslegen.

Worauf muss man beim Bearbeiten achten?

Im Idealfall sollte man bei jedem Satz belegen können, woher man diesen hat. Auch wichtig: Wikipedia ist eine Enzyklopädie. Es geht nicht darum, seine eigene Meinung, sondern die Inhalte so neutral wie möglich wiederzugeben.

Tipp: Wer unsicher ist, kann sich am Aufbau und Stil anderer Artikel orientieren.

Wie kann man mitarbeiten?

Wenn man merkt, dass etwas fehlt oder falsch ist, sollte man einfach mutig sein und auf den ‹Bearbeiten›-Knopf drücken. Das müssen keine grossen Dinge sein – bereits kleine Ergänzungen, Aktualisierungen oder Korrekturen sind wertvoll.

Was braucht es dazu?

Einen Laptop und eine Internetverbindung. Es kann wirklich jeder und jede mitschreiben. Schliesslich stammen alle Wikipedia-Artikel von Leuten, die dies in ihrer Freizeit und unentgeltlich tun. Also: Ein Thema aussuchen, für das man Leidenschaft hat und loslegen.

Worauf muss man beim Bearbeiten achten?

Im Idealfall sollte man bei jedem Satz belegen können, woher man diesen hat. Auch wichtig: Wikipedia ist eine Enzyklopädie. Es geht nicht darum, seine eigene Meinung, sondern die Inhalte so neutral wie möglich wiederzugeben.

Tipp: Wer unsicher ist, kann sich am Aufbau und Stil anderer Artikel orientieren.

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