Weihnachten ohne Baum ist für viele Menschen undenkbar. Doch in Zeiten der Klimakrise stellt sich die Frage: Welcher Baum ist für die Umwelt am besten?
Der künstliche Baum
Grundsätzlich ist Plastik schlecht für die Natur. Denn das beim künstlichen Weihnachtsbaum enthaltene PVC oder Polyethylen wird nicht biologisch abgebaut. Dennoch kann sich auch ein Kunstbaum lohnen, wenn er lange zum Einsatz kommt. Nach Berechnungen des Ellipsos-Instituts in Montreal, Kanada, müsste er mindestens 16 bis 17 Jahre genutzt werden, damit die Ökobilanz der eines Naturbaums entspricht.
Die meisten Bäume aus Plastik kommen aus Asien und verursachen nach Angaben der kanadischen Wissenschaftler bei Herstellung, Transport und Entsorgung rund 48 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Dem stehen 3,1 Kilogramm CO2 beim Naturbaum gegenüber. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch das britische Unternehmen Carbon Trust.
Die Anbieter werben oft damit, dass ihre künstlichen Tannenbäume im Schnitt acht bis zehn Jahre aufgestellt werden können. Die Plastik-Variante landet also regelmässig auf dem Müll, bevor ihr CO2-Fussabdruck gegenüber dem eines natürlichen Baums ausgeglichen ist. Dazu kommt: Wenn man nicht gleich sehen soll, dass der Baum aus Kunststoff ist, muss man tief in die Tasche greifen.
Die echte Tanne
Der Klassiker unter den Christbäumen ist und bleibt die Nordmanntanne. Sie ist saftig grün und nadelt nicht. Dahinter liegen Blaufichte, Rotfichte und andere Arten. «Der echte Weihnachtsbaum schlägt seine künstlichen Konkurrenten um Längen», sagt Denny Ohnesorge, Geschäftsführer beim Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH). Die natürlich gewachsenen Bäume seien in der Regel klimaneutral. Während des Wachstums verarbeiten sie klimaschädliches CO2 aus der Atmosphäre. Bei der späteren Verwertung des Baumes wird aber weniger CO2 freigesetzt, als vorher gespeichert wurde. Nach dem Fest werden die Bäume meist kompostiert oder zur Energieerzeugung genutzt.
Wirklich klimafreundlich ist aber nur der Christbaum, der aus der Region kommt und dessen Holz oder Holzspäne nach dem Fest für Möbel oder Baumaterial verwendet werden. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät beim Kauf zudem zu Fichten, Kiefern und Weisstannen aus Durchforstungsmassnahmen oder von forstlichen Sonderstandorten wie unter Hochspannungstrassen. Denn diese in der Regel unbehandelten Bäume müssten sowieso gefällt werden. Wer nicht plant, seinen Plastikbaum ewig zu verwenden, sollte zum Naturprodukt aus der Region greifen. Noch besser ist es mit Bio-Siegel.
Der Baum mit Wurzel
Ginge es noch umweltfreundlicher? Ja, wenn der Baum das Weihnachtsfest überleben würde. Die Idee, statt eines gefällten Christbaumes ein Exemplar mit Wurzeln zu kaufen, hört sich theoretisch nachhaltig und gut an. Das Problem: Bäume, die erst kurz vor Weihnachten mit ihren Wurzeln aus dem Boden geholt und in einen Topf gepresst werden, überleben zwar das anstehende Fest, aber kein zweites mehr. Anders verhält es sich bei Weihnachtsbäumen, die von Anbeginn in einem Topf aufgezogen und über die Jahre mehrfach in grössere Behälter umgetopft wurden.
Aber auch diese Bäume leiden, weil sie im Dezember von Natur aus im Winterschlaf sind. Und wenn sie in das warme Haus kommen, werden sie aus dem Winterschlaf geweckt und verlieren ihren Frostschutz. Eine Ausnahme: Der Baum samt Wurzeln wird in einer regionalen Baumschule, Gärtnerei oder Försterei gemietet und dorthin zurückgebracht. Eine 1,75 Meter hohe Nordmanntanne kostet dann aber etwa 80 bis 100 Euro Leihgebühr.
Interessenten sollten ausserdem beachten, dass grosse Bäume mit grossen Wurzeln oft gegossen werden müssen, weil sonst schnell Trockenschäden entstehen. Zudem braucht ein 1,5 Meter hoher Weihnachtsbaum einen Topf, in dem etwa 50 Kilogramm Erde sind. (dpa)