Petra Kelly – die erschossene Pazifistin
Die Friedensbewegung rüstet auf

Fünf Jahrzehnte nach dem magischen Jahr 1968 stellt sich die Frage: Was bleibt von der Studentenrevolte, die damals Europa erschüttert hat? BLICK gibt zwölf Antworten. Heute Teil 11: Petra Kelly – die Pazifistin, die erschossen wurde.
Publiziert: 08.09.2018 um 15:18 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:41 Uhr
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Mit Petra Kelly (2. v. l.), Aushängeschild der deutschen Anti-Atom- und Friedensbewegung, gelingt den Grünen 1983 der Sprung in den deutschen Bundestag: Kelly mit ihrem Lebenspartner, dem Grünen-Abgeordneten Gert Bastian (l.), SPD-Politiker Otto Schily (2. v. r.) und der Grünen-Abgeordneten Marieluise Beck-Oberdorf.
Foto: picture-alliance / dpa / dpa Picture-Alliance / Hartmut Reeh
René Lüchinger

1970 tauchte in Deutschland eine junge Frau auf, die nicht in das gängige Lebensschema ihrer 68er-Altersgenossen aus der Studentenbewegung passte: Ihr Stiefvater war ein Oberst der US-Army, in Amerika hatte sie prägende Jahre verbracht. Sie war von der dortigen Bürgerrechtsbewegung inspiriert, trug das typisch amerikanische Selbstbewusstsein vor sich her, und die Studentenbewegung im Land ihrer Geburt hatte sie verpasst: Petra Kelly.

Überall dabei, immer vorn

Die Friedensaktivistin war über Jahre das medial prägende Gesicht der deutschen Friedensbewegung. «Ende der Siebzigerjahre war Petra Kelly allgegenwärtig, wo sich neue soziale Bewegungen bildeten: Anti-Atom-, Gleichberechtigungs-, Friedens-, Arbeitnehmerrechtsgruppen – überall war Kelly vorneweg dabei», heisst es in einem Nachruf nach ihrem Tod.

Massenprotest wie noch nie

In Deutschland tobte 1983 der «heisse Herbst» der Friedensbewegung: Millionen von Bundesbürgern gingen gegen die Nachrüstung und die Stationierung von amerikanischen Pershing-II-Raketen auf die Strasse: Der Nato-Doppelbeschluss mobilisierte die grösste Massenbewegung in der Geschichte der Bundesrepublik. Petra Kelly, Mitbegründerin der Grünen Partei, Bundestagsabgeordnete und Fraktionssprecherin der Friedenspartei, war die «Ikone» des heterogenen Bündnisses.

«Hoffnungsschimmer in trostloser Welt»

Für viele war Kelly «ein grüner Hoffnungsschimmer in dieser grauen trostlosen Welt» – das schrieb ihr eine dankbare Frau. Es gab Zeiten, sagte Petra Kelly einmal, da erreichten sie pro Tag hundert solcher Briefe.

Der Kampf gegen die Nachrüstung ging dennoch verloren. Im Herbst 1983 beschloss eine Mehrheit im Deutschen Bundestag die Stationierung von 108 Pershing-II-Raketen und 96 Marschflugkörpern auf dem Bundesgebiet. Die Niederlage brach der mächtigen Friedensbewegung das Genick: Die Friedensbewegten spalteten sich auf, politisierten bei den Grünen weiter, in Politzirkeln oder Splittergruppen.

Erschossen vom Lebensgefährten

Auch Petra Kelly war ihrer bedeutendsten Politbühne beraubt. Je stärker sich die Grünen professionalisierten, desto mehr emanzipierte sich die Partei von ihrer prominenten Aktivistin. Eine Zeit lang moderierte sie noch eine TV-Umweltreihe auf Sat1.

Sie starb vereinsamt 1992. Erschossen von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian, einem ehemaligen Bundeswehrgeneral, der zum Friedensaktivisten wurde. Nach der Tat richtete sich dieser selbst.

GSoA überrascht alle

Die wohl grösste Tat der schweizerischen Friedensbewegung war die Gründung der «Gruppe für eine Schweiz ohne Armee» (GSoA) 1982. Viele Friedensbewegte wurden durch den Nato-Doppelbeschluss politisiert und fanden so den Weg in die GSoA.

Ihre breiteste Wirkung erzielte die Organisation mit der 1986 eingereichten Initiative «Für eine Schweiz ohne Armee und für eine umfassende Friedenspolitik» – zu einer Zeit, als der Kalte Krieg noch virulent war.

Im November 1989 erzielte die Initiative an der Urne mit 35,6 Prozent Ja-Stimmen ein sensationelles Überraschungsresultat, das die bürgerliche Schweiz schockierte. In den Kantonen Genf und Jura wurde die Initiative gar angenommen. 

Die wohl grösste Tat der schweizerischen Friedensbewegung war die Gründung der «Gruppe für eine Schweiz ohne Armee» (GSoA) 1982. Viele Friedensbewegte wurden durch den Nato-Doppelbeschluss politisiert und fanden so den Weg in die GSoA.

Ihre breiteste Wirkung erzielte die Organisation mit der 1986 eingereichten Initiative «Für eine Schweiz ohne Armee und für eine umfassende Friedenspolitik» – zu einer Zeit, als der Kalte Krieg noch virulent war.

Im November 1989 erzielte die Initiative an der Urne mit 35,6 Prozent Ja-Stimmen ein sensationelles Überraschungsresultat, das die bürgerliche Schweiz schockierte. In den Kantonen Genf und Jura wurde die Initiative gar angenommen. 

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