«Es sieht etwas leer aus, weil es zurzeit einfach gut läuft», sagt Peter Hasler fast entschuldigend. Der 60-Jährige führt durch die Hallen seiner Gärtnerei im Industriegebiet von Dietikon ZH. Auf 8000 m² gedeihen rund 100'000 Pflanzen. Hasler ist einer der wenigen Schweizer, die Pflanzen produzieren. «Ich bin der Dschungelkönig aus Dietikon», sagt Hasler lachend, während er seinen Urwald zeigt. In einem der Räume stecken Mitarbeiter Setzlinge in kleine Töpfchen. Sie werden über Wochen oder Monate aufgezogen und dann verkauft. Sein Hauptprodukt ist der Efeu. Sein Hauptkunde ist die Landi. 20'000 Hängeampeln pro Jahr.
Hasler beliefert Blumenbörsen und Grossverteiler, von dort beziehen Floristen und Gartencenter ihre Ware. Hasler spürt die Nachfrage: «Obwohl die gesamte Branche eher schrumpft, steigt mein Umsatz bei den Zimmerpflanzen seit ein, zwei Jahren.»
Holland – Drehscheibe des Pflanzenmarkts
30 Prozent produziert Hasler selbst, die restlichen 70 Prozent bezieht er aus Holland. So wie Schnittblumen kommt auch der Grossteil der Topfpflanzen von dort. Die Niederlande kontrollieren den Welthandel. Holländer seien durch den Hafen in Rotterdam schon immer Handelsleute gewesen, erklärt etwa Hasler. Zudem eignen sich das Klima mit dem milden Winter, die fruchtbaren Böden und die grossen ebenen Flächen für Gewächshäuser.
Zimmerpflanzen boomen. Keine Wohnung mehr ohne Gummibaum, Monstera und Erbsenpflanze. Wir erklären, warum die grünen Mitbewohner plötzlich so beliebt sind, wie sie ihr verstaubtes Image loswurden, wo sie herkommen, was sie Gutes für uns tun und welche Pflanze die richtige für Sie zu Hause ist.
Zimmerpflanzen boomen. Keine Wohnung mehr ohne Gummibaum, Monstera und Erbsenpflanze. Wir erklären, warum die grünen Mitbewohner plötzlich so beliebt sind, wie sie ihr verstaubtes Image loswurden, wo sie herkommen, was sie Gutes für uns tun und welche Pflanze die richtige für Sie zu Hause ist.
Der Holländer Ian Nieuwnhuis (49) handelt mit Pflanzen. Er kauft direkt bei den Züchtern ein und bietet die Ware seinen Kunden in Europa an. Nieuwnhuis beliefert auch die Zürcher Blumenbörse. «Kleine Pflanzen werden in Holland gezüchtet», erklärt er. «Ein bis drei Meter grosse Pflanzen kommen meistens aus Mittelamerika und Asien.» Holland fungiert dann als Drehscheibe: Die Pflanzen kommen im Hafen an, werden in den Gewächshäusern akklimatisiert, bis sie via Lastwagen durch ganz Europa gefahren werden – und nach ein paar Zwischenstopps in unseren Wohnungen landen.
Herstellung verbraucht viel Energie
«Nein, die Produktion von Grünpflanzen ist nicht wirklich umweltfreundlich», sagt Nieuwnhuis. Es braucht viel Energie, um Gewächshäuser zu heizen. Die LKW, die sie von A nach B karren, stossen eine Menge CO2 aus. «Bei den Pflanzen fragt keiner, wie sie produziert werden», sagt Florist Dietrich Hüsch. Pflanzen seien zwar nicht nachhaltig produziert, dafür aber langlebig. Wenn man daran denke, wie viel Obst und Gemüse täglich weggeschmissen würde. Oder auch Schnittblumen würden deutlich weniger lange halten.
Hasler verschweigt die Belastung für die Umwelt nicht. Zwei Millionen Liter Wasser braucht er für seine Pflänzchen im Jahr. Doch das Wasser bleibt in einem Kreislauf, den er mit einem Bewässerungscomputer steuert. «Ich könnte auf den Kanaren sitzen und via App meine Pflanzen giessen», sagt Hasler.
Hasler senior war ein Zimmerpflanzen-Pionier in der Schweiz
Der 49-Jährige streicht über einen Farn, den er ganz jung in Holland kauft und in der Schweiz aufzieht. Sie sollen die Luft reinigen, sagt er. Und seien ein schöner Ausgleich, gerade in Städten, wo alles immer mehr verbaut werde.
Das erkannte schon sein Vater. Hasler senior war ein Zimmerpflanzen-Pionier: Rudolf Hasler gründete 1942 das Unternehmen in Dietikon. Der Gärtnermeister machte in den 50er-Jahren den Gummibaum (Ficus) in der Schweiz bekannt. Heute gehört der Ficus wieder zu den beliebtesten Pflanzen.
Lesen Sie morgen: Warum uns Pflanzen guttun und wie Sie sie richtig pflegen.