Ob es Influencer seien, will Ria Eugster (63) wissen. Die Coaching-Spezialistin aus Stäfa ZH kennt Pietro Lombardi (30) und seine Ex-Frau Sarah Engels (29) auf Anfrage von Blick nicht. Doch die Art des Konflikts, den die beiden deutschen Popstars jüngst in den sozialen Medien austrugen, ist ihr als langjähriger Beraterin von Patchwork-Familien sehr wohl ein Begriff. «Es ist ein Beispiel dafür, wie es Eltern nicht machen sollten.»
Wenn sich Prominente mit Ex-Partnern wegen der gemeinsamen Kinder streiten, tun sie es nicht selten vor Publikum. Madonna (64) ist so ein Beispiel: Sie beklagte sich auf der Bühne einmal weinend über ihren damals 15-jährigen Sohn Rocco, der lieber bei seinem Vater Guy Ritchie (54) in England wohnen wollte als bei seiner Mutter in den USA.
Oder eben – das neuste Beispiel dieser öffentlich ausgetragenen Familienfehden – der Fall von Pietro Lombardi und seiner Ex-Frau Sarah Engels. Die beiden stritten sich auf Instagram, weil Lombardi dem gemeinsamen Sohn Alession (7) offenbar erlaubte, sich eine platinblonde Frisur machen zu lassen. Engels, mit der sich Lombardi das Sorgerecht teilt, wusste davon nichts.
Elternschaft strikt von Partnerschaft trennen
Sie finde es nicht richtig, die Haare in diesem Alter zu färben, schrieb Engels. «Aber ich finde es gut und der Kleine auch», antwortete Lombardi. Er wird demnächst wieder Vater. Mutter seines zweiten Kindes ist Influencerin Maria Rypa (26). Auch Engels ist wieder verheiratet, mit Fussballer Julian Engels (29, ehemals Büscher) und hat mit ihm eine Tochter.
Ein Kind wolle beide Elternteile gernhaben, sagt Eugster. «Es leidet beim Versuch, es in einem Streit auf eine Seite zu ziehen.» In ihrer Praxis lehrt sie Väter und Mütter aus Patchwork-Konstellationen und Eltern, die sich im Trennungsprozess befinden, einen respektvollen Umgang miteinander zu entwickeln.
«Was meine Kinder beim Ex-Partner dürfen, geht mich nichts an»
Eugster hat selber fünf Kinder in einer Patchwork-Familie grossgezogen, zwei eigene und drei Stieftöchter. Damit die Kommunikation zwischen Ex-Partnern mit Kindern funktioniere, müsse man die Elternschaft strikt von der Partnerschaft trennen – respektive von dem, was davon übrig geblieben ist. «Das Kind muss sich sicher sein können, dass die Eltern sich nicht seinetwegen streiten, sondern sich bei Konflikten friedlich einigen», sagt sie. «Das Wohl des Kindes ist die beste Motivation dafür, dass dieses Vorhaben gelingt.»
Wenn der Ex-Partner das gemeinsame Kind mit Plastikspielzeug eindeckt, das man selbst niemals kaufen würde, es ständig Glace essen und bis tief in die Nacht gamen lässt, ist das für den «strengeren» Elternteil oftmals schwer auszuhalten. Doch da müsse man lernen, tolerant zu sein, sagt Eugster. «Was meine Kinder bei meinem Ex-Partner dürfen und was nicht, geht mich nichts an – er ist in dieser Zeit, die sie mit ihm verbringen, aber auch für sie verantwortlich.»
Coaching-Spezialistin Ria Eugster (63) berät in ihrer Praxis in Stäfa ZH Eltern, die sich in Patchwork-Konstellationen befinden, sich trennen oder scheiden lassen. Ein weiteres Spezialgebiet Eugsters ist die Trauerbegleitung.
Coaching-Spezialistin Ria Eugster (63) berät in ihrer Praxis in Stäfa ZH Eltern, die sich in Patchwork-Konstellationen befinden, sich trennen oder scheiden lassen. Ein weiteres Spezialgebiet Eugsters ist die Trauerbegleitung.
19 Prozent der Schweizer Kinder wohnen nicht mit beiden Elternteilen
Gemäss Bundesamt für Statistik leben in der Schweiz sechs Prozent der Kinder in Patchwork-Familien. Sie bestehen gemäss Definition von Pro Familia aus zwei Einelternfamilien oder einer Einelternfamilie und einer alleinstehenden Person. 13 Prozent der Kinder in der Schweiz wachsen in Einelternhaushalten auf.
Oftmals sehen Kinder aus diesen Konstellationen ihre biologischen Väter nur an den Wochenenden. Das führt laut Eugster dazu, dass die Mütter sich manchmal in die Rolle der Spassverderber gedrängt fühlen. Sie empfiehlt deshalb, dass die Väter ihre Kinder auch mal unter der Woche zu sich nehmen, damit auch sie ihren Nachwuchs morgens für den Kindergarten parat machen oder ihm bei den mühsamen Hausaufgaben helfen müssen. «Den Alltag zu teilen, tut der Eltern-Kind-Beziehung gut.»
Wichtig sei, dass man sich als geschiedenes Paar bei den grundsätzlichen Lebenseinstellungen zugunsten der Kinder einige. «Wenn ein Elternteil dagegen ist, dass das gemeinsame Kind vegan ernährt wird, muss man zum Beispiel eine gemeinsame Lösung finden», sagt sie. «Eine Frisur, die mir nicht gefällt, finde ich hingegen keine Katastrophe – Haare wachsen wieder nach.»