Lange Zeit vor der Erfindung des E-Readers waren Bücher so wertvoll, dass man um sie herum richtige Paläste baute. Bibliotheken von Universitäten, Klöstern und Herrschern prunkten nicht nur mit ihrem Wissensschatz, sondern auch mit Architektur.
Eine der prunkvollsten Bibliotheken der Welt ist die Stiftsbibliothek des ehemaligen Benediktinerstifts St. Gallen. Sie ist die einzige der grossen Klosterbibliotheken des Frühmittelalters, deren qualitativ hervorragender Bestand vom 8. Jahrhundert bis heute einigermassen intakt beisammengeblieben ist. Sie besitzt 2100 Handschriften, 1650 Inkunabeln (Druckwerke der Zeit zwischen der Gutenberg-Bibel von 1454 bis 1500) und Frühdrucke (gedruckt zwischen 1501 und 1520) sowie etwa 160'000 spätere Bücher.
St. Gallens Bibliothek war das Internet des Mittelalters
Die Stiftsbibliothek St. Gallen versammelte ab Mitte es 8. Jahrhunderts alles, was es zu wissen gab. Es gab nichts, was man dort nicht nachschlagen konnte - ähnlich wie heute im Internet. «Neben der Kirche war sie das ideelle Zentrum eines der bedeutendsten und gelehrtesten Klöster des Abendlandes», schreibt die Historikerin Elisabeth Sladek im Fotobuch «Libraries» (Taschen Verlag), einem kiloschweren Prunkband über die schönsten Bibliotheken rund um den Globus.
Die St. Galler Bibliothek ist die einzige in der Schweiz, die es in den Bildband des italienischen Fotografen Massimo Listri (65) geschafft hat. Sie steht dort neben Kathedralen des Wissens wie der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek, der Trinity College Library in Dublin oder der Laurenziana in Florenz, Privatbibliothek der Medici, die Michelangelo gebaut hatte.