Julie Fuchs ist ein aufgehender Stern am Opernhimmel. In Hamburg sollte sie die Pamina in Mozarts «Zauberflöte» singen. Doch sie wurde schwanger und die Auflagen in Deutschland sind für werdende Mütter so streng, dass man sie nicht weiter beschäftigte. In Zürich darf sie jetzt singen – im siebten Monat. Und sie fühlt sich topfit.
Frau Fuchs, wie geht es Ihnen?
BLICK: Extrem gut! Ich bin total glücklich. Die Hormone tun mir offensichtlich gut, und ich habe keinerlei Beschwerden. Es ist sogar noch schöner, seit ich schwanger bin. Ich finde, meine Stimme ist voller geworden, lyrischer. Irgendwie besser.
Die Hamburger Staatsoper wollte Sie für Mozarts «Zauberflöte» nicht mehr weiter arbeiten lassen, als Sie schwanger wurden.
Ja, das war schrecklich, und ich bin sehr enttäuscht. Ich wollte fair sein und hab der Staatsoper und dem Opernhaus Zürich meine Schwangerschaft sehr frühzeitig mitgeteilt. Ich war gerade einen Monat schwanger. Zürich hatte kein Problem damit. Zuerst schien es auch in Hamburg keines zu geben. Doch vier Tage vor Beginn der Proben kam die Absage.
Mit welcher Begründung?
Deutschland hat sehr strikte Bestimmungen, was eine Schwangere machen darf. In der «Zauberflöte»-Inszenierung hätte ich auf einem Podest anderthalb Meter über dem Boden singen sollen – das darf man als Schwangere offenbar nicht. Zuerst sollte die Szene geändert werden, was die Staatsoper dann aber aus künstlerischen Gründen nicht machen wollte.
Wie haben Sie reagiert?
Ich war wütend. Wer soll denn entscheiden, was eine Schwangere tun darf, wenn nicht die Frau selber und vielleicht ihr Arzt? Sicher nicht ein Theaterdirektor! Klar, es gibt Gesetze. Aber die muss man vielleicht ändern. Das ist geradezu eine Aufforderung, eine Schwangerschaft lange geheim zu halten, damit Frauen keine Konsequenzen im Job befürchten müssen. Ich muss jetzt mit der Staatsoper noch um mein Honorar kämpfen.
Jetzt stehen Sie hochschwanger auf der Bühne. Wie fühlt sich das an?
Auf der Bühne bin ich Sängerin, auf meine Arbeit konzentriert, nicht werdende Mutter. Ich glaube, das Kind spürt, wenn die Mutter beschäftigt ist und verhält sich ruhig. Es merkt, wenn die Mutter glücklich ist.
Bekommt es schon etwas von Ihrer Musik mit?
Absolut! Es spürt unterschiedliche Schwingungen und Intonationen. Ich habe gelesen, dass es sich für das Kind etwa so anfühlt wie für Gehörlose.
Haben Sie keine Angst, sich zu sehr zu strapazieren?
Nein, überhaupt nicht. Mir gehts besser denn je! Aber nach dem Engagement in Zürich nehme ich Mutterschaftsurlaub bis im Dezember.
Die Sopranistin ist in Paris geboren und in Südfrankreich aufgewachsen. Dort wohnt sie mit ihrem Partner, einem spanischen Violonisten. Am Opernhaus Zürich gehörte die 33-Jährige von 2013 bis 2015 zum Ensemble. Jetzt singt sie in Monteverdis Oper «L'incoronazione di Poppea» die Rolle der überehrgeizigen und machtbewussten Intrigantin, die Kaiserin werden will – an der Seite des brutalen Nero. Sie ist eine der wenigen Opernsängerinnen, die keine Glücksrituale pflegen: «Ich bin nicht abergläubisch.»
Die Sopranistin ist in Paris geboren und in Südfrankreich aufgewachsen. Dort wohnt sie mit ihrem Partner, einem spanischen Violonisten. Am Opernhaus Zürich gehörte die 33-Jährige von 2013 bis 2015 zum Ensemble. Jetzt singt sie in Monteverdis Oper «L'incoronazione di Poppea» die Rolle der überehrgeizigen und machtbewussten Intrigantin, die Kaiserin werden will – an der Seite des brutalen Nero. Sie ist eine der wenigen Opernsängerinnen, die keine Glücksrituale pflegen: «Ich bin nicht abergläubisch.»