«Kann man die Verpackungen rauchen?», diese witzige Frage hört Christian Welti vom Online-Fleischhändler meat4you regelmässig, wenn er erklärt, dass die Kühlverpackung aus Hanf ist. «Sie dürfen gern versuchen, den Hanf zu rauchen – wir empfehlen es aber nicht», ist dann jeweils die scherzhafte Antwort von Welti, erzählt er BLICK.
Wie kam der Online-Fleischhändler aus Lupfig AG zu einem Öko-Verpackungsmaterial, das in Deutschland entwickelt wurde? «Wir wollten den Kunden den besten Service bieten – und da gehört für uns dazu, dass es auch nachhaltig ist», sagt Welti.
Online-Fleisch-Handel nach Schliessung der Metzgerei
Erst vor zwei Jahren entstand der Online-Handel. Vorher gab es jahrzehntelang die Metzgerei in Lupfig, die zum Gasthof Ochsen gehört. Doch die Kundschaft wurde immer rarer, darum wurde die Metzgerei geschlossen. Der Raum wurde in den Gasthof integriert, und so kann man am neugeschaffenen Metzgerstübli Platz nehmen.
«Wir wurden aber immer wieder gefragt, ob man dann nicht diese oder jene Spezialität bestellen könnte», erzählt Welti die Entstehung der Online-Fleischhandels. Und in diesem Zusammenhang stellte sich auch die Frage: Wie verschicken wir das Fleisch gut gekühlt?
24 Stunden gut gekühlt
Viel Pröbeln und Testen waren die Folge. Die bewährten Styroporboxen kamen für Welti nicht in Frage: «Der Konsument hat dann den Balkon voll mit Boxen nach vier bis fünf Bestellungen.» Dies, weil meat4you per Post liefert und keinen eigenen Kurierservice beschäftigt, der die Boxen wieder bei den Kunden abholen könnte. Sie konnten sich also keine Mehrwegverpackungen mit Trockeneis leisten, wie sie die Online-Lebenmittelhändler LeShop oder auch Coop für ihre Kühlsachen brauchen. Es musste deshalb eine Verpackung zum Entsorgen sein, die aber die Ware 24 Stunden gekühlt hält. «Auch an heissen Sommertagen muss die Kühlkette funktionieren», erklärt Welti.
Weil sie in der Schweiz nichts fanden, das ihren Vorstellungen entsprach, suchten sie im nahen Ausland. So fanden sie die Firma Landpack GmbH, die in Alling bei München die Kühlverpackungen aus Stroh und Hanf sowie Kühlelement mit reinem Wasser anbietet. Laut der Landpack hat Hanf eine vorbildliche Ökobilanz: Es entzieht der Atmosphäre deutlich mehr Kohlendioxid, als im Zuge des Anbaus, der Ernte und bis zur Verarbeitung freigesetzt werden. Hanf wächst jeden Tag bis zu vier Zentimeter, und das ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel. Und Hanf verbessere ganz nebenbei auch die Bodenfruchtbarkeit.
Kühlelement: Wasser für die Blumen
So werden die 100 bis 150 Bestellungen pro Woche im Karton mit Hanfmatten ausgelegt und dem Kühlelement aus Wasser bestückt. Der Kunde kann die Matten dann kompostieren. Oder: «Unser Tipp für Kunden mit einem grünen Daumen: Die Hanfmatte ist ein idealer Nährboden für Pflanzen.» Das Kühlelement kann man wiederverwenden oder das Wasser den Blumen geben und die Hülle im PET-Abfall entsorgen. Der Karton darf gerne wiederverwendet oder recycelt werden.
«Kein Geheimnis: Die Matten sind teuer! Wir sind in der Pflicht, in die Zukunft zu investieren», begründet Welti den Entscheid. Und denkt schon weiter: Aktuell ist der Lieferschein jeweils in Plastik verpackt auf dem Paket angebracht. «Sobald wir alle Plastikhüllen aufgebraucht haben, stellen wir um auf ein Produkt, das zu 100 Prozent abbaubar ist», erzählt Welti stolz.