Wohl dem, der Wolle hat. Dieses Frisurenmotto brachte dem deutschen Fussballer Rudi Völler (heute 58) in den Achtzigerjahren den Spitznamen «Tante Käthe» ein. Auf seinem Kopf wucherte tantenhaftes Kraushaar – keine Laune der Natur, sondern Ergebnis chemisch munitionierter Coiffeurskunst.
Minipli nannte man die Herren-Dauerwelle damals, und neben Fussballern lebten vornehmlich Stars volkstümlicher Musik ihre neu entdeckte Weiblichkeit unter Wärmehauben aus. Denn bei der Dauerwelle werden die Cystinbindungen im Keratin, die für die Festigkeit des Haars sorgen, mit Thioglykolsäure zerstört. Das erweichte Haar wickelt man auf Lockenwickler, traktiert es mit weiteren Chemikalien und zwingt es durch Hitzeeinwirkung in nicht naturgewollte Formen. Aus glatt wird wollig oder umgekehrt. Irgendwann verschwand die Dauerwelle sang- und klanglos im Schreckenskabinett modischer Scheusslichkeiten.
Doch nun rufen Coiffeure die Renaissance der lockigen Männerhäupter aus, und das geht nur mit Chemie, heute redet man von «Permanent Waves». Immerhin: Das Drahthaar ist passé, die modernen Kunstlocken ranken sich schmeichelnd ums Haupt wie bei Sänger Joe Jonas (29) von den Jonas Brothers.