Neue Studie zeigt
Weniger Kinder sind besser fürs Hirn

Die Familiengrösse kann die kognitive Leistungsfähigkeit im späteren Leben beeinflussen. Wie eine neu veröffentlichten Studie zeigt, haben Personen mit drei oder mehr Kindern geringere kognitive Fähigkeiten im Alter als jene mit zwei Kindern.
Publiziert: 23.06.2022 um 12:49 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2022 um 15:22 Uhr
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Eine neue Studie zeigt: Weniger Kinder wirken sich positiv auf die kognitive Entwicklung des Gehirns aus. (Symbolbild)
Foto: CHRISTOF SCHUERPF

Kinder können anstrengend sein – je mehr Kinder man hat, desto strenger wirds. Wie eine neue Studie jetzt aber zeigt, wirkt sich die Anzahl Kinder gar auf unser Gehirn aus. Die Familiengrösse könne sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit im späteren Leben auswirken, so die Ergebnisse.

Der im Fachjournal «Demography» veröffentlichten Studie zufolge haben Personen mit drei oder mehr Kindern dementsprechend geringere kognitive Fähigkeiten im Alter als jene mit zwei Kindern. «Der negative Effekt entspricht 6,2 Jahren Alterung», so die Forscher, die für ihre Analyse Daten aus 20 europäischen Ländern, darunter der Schweiz, herangezogen haben.

Effekt in Nordeuropa am grössten

Der Bevölkerungsökonom Vegard Skirbekk vom Norwegischen Institut für öffentliche Gesundheit (FHI) und der Columbia University (USA) hat gemeinsam mit Eric Bonsang von der Universität Paris-Dauphine Angaben aus der Datenbank «Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe» (SHARE) genutzt.

Darin finden sich Informationen über den Gesundheitszustand, beruflichen Werdegang und sozioökonomischen Status älterer Menschen. In die Studie aufgenommen wurden Daten von Personen, die 65 Jahre oder älter waren und mindestens zwei leibliche Kinder hatten.

Die Ergebnisse deuten den Wissenschaftlern zufolge darauf hin, dass das Vorhandensein von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern mit schlechteren kognitiven Fähigkeiten im späteren Leben zusammenhängt. Die Forscher sprechen von einem «kausalen Effekt», der bei Männern und Frauen ähnlich und in Nordeuropa am stärksten war. Dort verringere eine höhere Geburtenrate die finanziellen Ressourcen, während sich die sozialen Ressourcen wie etwa der Kontakt zu den Kindern dadurch nicht verbessere.

«Der negative Effekt von drei oder mehr Kindern im Vergleich zu zwei Kindern ist beträchtlich und entspricht in unserer Stichprobe einer Alterung von 6,2 Jahren. Er ist fast so gross wie der kognitive Vorteil, der mit dem Abschluss der Sekundarstufe im Vergleich zur Volksschule verbunden ist», schreiben die Wissenschaftler. Verantwortlich dafür könnten mehrere Mechanismen sein.

Weniger Einkommen, geringere Erwerbstätigkeit der Frauen

So verringert ein zusätzliches Kind das Familieneinkommen. Dadurch entstehende finanzielle Sorgen und Unsicherheiten könnten zu einer kognitiven Verschlechterung beitragen. Zudem stehe die Geburt eines weiteren Kindes in kausalem Zusammenhang mit einer geringeren Erwerbsbeteiligung der Frauen – während sich Arbeit positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirke.

Und schliesslich könne der Stress durch zusätzliche Kinder das Gesundheitsverhalten der Eltern und damit deren kognitive Entwicklung beeinträchtigen. Andererseits verringere die Geburt von Kindern das Risiko der sozialen Isolation älterer Menschen – ein wichtiger Risikofaktor für kognitive Beeinträchtigungen.

Für die Forscher legt die Studie nahe, dass der Rückgang des Anteils der Europäer, die drei oder mehr Kinder haben, positive Auswirkungen auf die kognitive Gesundheit der älteren Bevölkerung haben könnte. In künftigen Studien sollten aber auch mögliche Auswirkungen von Kinderlosigkeit oder nur einem Kind auf die Kognition im späteren Leben untersucht werden. (SDA/dzc)

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