Neue Lösung gegen den Verpackungswahnsinn: Kickbag
Weg mit dem Kartonberg!

Viele shoppen seit dem Lockdown vermehrt online. Und im Keller stapeln sich die Kartons. Ein ökologischer Schwachsinn, dachten sich zwei Jungunternehmer. Und revolutionieren von St. Gallen aus den Onlinehandel.
Publiziert: 30.08.2020 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2020 um 08:11 Uhr
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Die Jungunternehmerin Mariella Huber …
Foto: zVg
Silvia Tschui

Ou, wann ist schon wieder Kartonabfuhr? Gopf, nein, gestern! – Wem gehts in Zeiten, in denen wir wegen des Lockdowns online shoppen, als gäbe es kein Halten mehr, nicht genauso? Und im Keller stapeln sich die Kartons bis zur Decke.

Nun könnte man zeilenlang über den Sinn und Unsinn des komplizierten schweizerischen Entsorgungssystems verschwenden – wer regt sich etwa nicht regelmässig darüber auf, dass man PET- und Glasflaschen, Karton und Batterien nicht an ein und derselben Stelle entsorgen kann? Zugezogene kratzen sich darob jedenfalls jeweils am Kopf. Man kann, statt sich am Kopf zu kratzen, aber auch innerhalb der Bedingungen, die nun mal bestehen, etwas tun. Zumindest was die Kartonflut betrifft, die mit dem Onlinehandel einhergeht.

Karton braucht Ressourcen bei der Herstellung – und setzt CO2 frei

Das haben sich auch Tobias Zingg und Mariella Huber gesagt – und etwas getan. Die Jungunternehmer haben beide bereits je ein Versandhandelsgeschäft aufgezogen: Stadtlandkind.ch von Zingg bietet im Onlinehandel ausgewählte, qualitativ hochwertige und nachhaltig produzierte Kinderkleidung, Schuhe, Spielzeug und Wohnaccessoires an, Stoff&so von Huber vertreibt Stoffe und Nähbedarf.

Beide mussten sich ständig mit dem gleichen Kundenfeedback rumschlagen: Warum man fabrikfrische Kartons erhalte, die einem den Keller verstopfen und die man sofort wieder entsorgen müsse. «Ein totaler ökologischer Schwachsinn», sagt Zingg. Kartonherstellung verbraucht Holz und weitere Ressourcen. Und bei der Verbrennung setzt Karton erst noch massenhaft CO2 frei. Gängige Alternativen wie Plastik und Styropor sind auch nicht umweltfreundlicher.

Wiederverwendbarer Beutel aus Recycling-PET schafft die Kartonberge ab

Huber und Zingg haben eine umweltverträgliche, schlaue Alternative entwickelt: den Kickbag. Der wiederverwertbare Beutel ist grösstenteils aus rezykliertem PET hergestellt, ist leicht, widerstandsfähig und verfügt über einen Klettverschluss. Der Kunde bekommt seine Bestellung im Beutel, faltet diesen, wenn er geleert ist, auf Briefgrösse zusammen, klebt eine mitgelieferte Rücksendeetikette drauf und schmeisst den Beutel gratis und franko in den nächsten Briefkasten.

Dank der Zusammenarbeit mit der Post landet der Beutel wieder beim Absender, welcher ihn sogleich wiederverwertet – bis zu 30-mal. Die Herstellung und der Transport sind komplett klimaneutral. «Wir kompensieren alle Ressourcen, die wir zur Herstellung und dem Versand brauchen, zu hundert Prozent», sagt Zingg.

Post an Zuammenarbeit interessiert

Dabei gibt es nur Gewinner: Die Kunden haben keine nervigen Kartonstapel mehr im Keller, die Umwelt wird geschont, und die Händler sparen Verpackungskosten. Eine feine Sache. Das findet auch die Schweizerische Post, die sich sofort für eine Zusammenarbeit interessiert hat. Und das findet auch Climatepartner.com, ein Unternehmen, welches sich auf Klimaschutzmassnahmen und auf die Entwicklung innovativer Projekte spezialisiert hat, die dem Klimawandel entgegenwirken. Auch der St. Galler E-Commerce-Dienstleister MS Direct ist mit an Bord.

Und das Projekt schlägt Wellen: Kurz nach der Lancierung haben bereits rund 20 Onlinehändler und E-Commerce-Anbieter ihr Interesse an dem umweltfreundlichen Beutel bekundet – hoffentlich bald auch die grossen wie Zalando. Warten Sie's ab – der Kickbag landet höchstwahrscheinlich demnächst auch in Ihrem Briefkasten.


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