Bei Obduktionen von 24 toten Schweinswalen, die 2019 an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gefunden worden waren, entdeckten sie nach Angaben der Hochschule vom Donnerstag bei zehn Tieren charakteristische Verletzungen an den akustischen Organen. Diese könnten nur durch starke Druckwellen entstanden sein. Der Schutz bei Sprengungen müsse verbessert werden.
Die Wale waren demnach zwischen September und November 2019 entlang der schleswig-holsteinischen Ostseeküste gefunden worden. Einige der Kadaver wurden dabei laut Hochschule nur wenige Wochen nach einer Sprengung von britischen Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg nahe Fehmarn entdeckt. Schallschutzmassnahmen habe es dabei nicht gegeben.
Zehn der obduzierten Tiere wiesen Verletzungen an Mittelohrknochen sowie Blutungen in den Fettgeweben am Kopf auf, die ein wichtiger Teil des Hörapparats sind. So stellten die Experten Einblutungen etwa in der sogenannten Melone fest, deren Fettgewebe für die Echoortung der Tiere und damit für Orientierung und Beutefang wichtig ist.
Ein Schweinswal hatte zusätzlich Blutungen und Hämatome in Muskel- und Fettschichten, was den Tierärztinnen und Tierärzten zufolge auf ein «stumpfes Explosionstrauma» hindeutet. Auch ein weiterer junger Schweinswal, der als sogenannter Beifang aufgefunden wurde, wies Explosionsverletzungen auf. In beiden Fällen dürften die Schäden die Orientierungsfähigkeit der Tiere erhebliche herabgesetzt haben, hiess es in der jetzt in einer Fachzeitschrift erschienenen Untersuchung.
In den Gewässern der Ost- und Nordsee liegen noch gigantische Mengen an alter Munition, die dort nach den Weltkriegen entsorgt wurde. Sie stellt eine Gefahr für Schiffsrouten oder neu entstehende Windparks dar. Wenn eine Bergung nicht möglich ist, wird diese Munition gesprengt.
Bei Detonationen unter Wasser entstehen allerdings extreme Druck- und Schallwellen, die Tiere noch in mehreren Kilometern Entfernung schwer schädigen können. Es gibt zugleich technische Schutzmassnahmen. So können «Vorhänge» aus aufsteigenden Luftblasen die Ausbreitung der Schockwellen deutlich einschränken. Zudem werden Tiere aus den betroffenen Bereichen vorher oft durch akustische Störungen verjagt. (SDA)