Heidi, Luki und Darling. Das sind nicht etwa die beliebtesten Vornamen 2018. Nein, so heissen die neugierigen Rentiere aus Dachsen in der Nähe von Schaffhausen, wo Walter Fürst mit seiner Frau Katharina und Tochter Salome einen Hof betreibt. Rentiere in der Schweiz? Ja, das gibts. Und sie sind herzig.
Zehn Weibchen und zwei Männchen sind auf dem Mühlebachhof zu Hause.
Sie sind die ersten ihrer Art im Kanton Zürich. Das bedeutet aber nicht, dass es für ihre Haltung keine Vorschriften gibt. Im Gegenteil: Sie benötigen viel Auslauf, einen Unterstand und eine zwei Meter hohe Umzäunung. So schreibts der Bund vor. Eine Menge Aufwand für zwölf Tiere. Für Salome Fürst lohnt sich dieser aber allemal: «Auf dem Hof braucht es einfach Tiere.»
Vor gut einem Jahr hat die Familie den Milchviehbetrieb eingestellt. Zwar leben noch Gänse, Ziegen und Kaninchen auf dem Hof, doch diese reichten der 20-Jährigen nicht. Bei einem Hirschhalterkurs hatte sie zum ersten Mal mit Rentieren zu tun. Sofort war sie hin und weg. Und mit ihr die ganze Familie, die sie bei der Haltung unterstützt.
Das Gesuch dafür reichte sie beim Kanton vor einem Jahr ein. Dann hiess es abwarten. Und zittern. Sicher, dass der Bund eine Bewilligung erteilen würde, war sie nicht. «Es handelt sich um eine neue Art der Tierhaltung, da weiss man nie.»
Bald werden Patenschaften angeboten
Es gibt nur drei weitere Höfe in der Schweiz, auf denen die Hirschart gehalten wird. Von einem konnten die Fürsts die Tiere abkaufen. Den Preis möchte Salome Fürst nicht verraten. Aber: «Sie sind ziemlich teuer.»
Wenn die nordischen Tiere ihre Besitzerin kommen sehen, laufen sie ihr entgegen und begrüssen sie mit einem lauten Knacken. Dieses ist überlebenswichtig für die Herdentiere. Bei jedem Schritt springt die Sehne am Huf über den Knorpel. Dadurch können sie sich gegenseitig hören und verlieren sich bei starkem Schneefall nicht. Und dieser ist in ihrer Heimat Sibirien oder Grönland Standard.
Aber keine Angst, frieren müssen sie bei diesen Temperaturen nicht. «Dafür sorgt ihr kuscheliges Fell», erklärt die Zürcherin. Bald möchte sie Patenschaften anbieten. Und später auch Trekkingtouren. Dass es in Dachsen seit kurzem Rentiere gibt, hat sich nämlich schnell rumgesprochen. Täglich besuchen Wanderer und Kinder das Gehege. Vor allem jetzt in der Weihnachtszeit. Denn spätestens seit dem Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1998 gehört das Rentier mit der roten Nase genauso zu Weihnachten wie Santa. Immerhin hat er seinen Schlitten gezogen und ihm im dichten Nebel den Weg gezeigt.
Für Salome Fürst haben die Tiere aber nicht viel mit dem Fest zu tun. Deshalb hört auch keines auf den Namen Rudolph. Schliesslich sind alle zwölf eine kleine Sensa tion. «Für uns sind die Tiere das grösste Geschenk», sagt sie.