Der Antrag bei der Uno-Kulturorganisation Unesco solle bis März 2020 erfolgen, hiess es am Dienstag von beiden Seiten. Die österreichische Aussenministerin Karin Kneissl und ihr slowenischer Amtskollege Miro Cerar unterzeichneten im Tiroler Ort Going eine entsprechende gemeinsame Erklärung.
Den Namen Lipizzaner erhielten die weissen Edelpferde nach der Gründung des Gestüts in Lipica im Jahr 1580. Der römisch-deutsche Kaiser Maximilian II. - ein Habsburger - holte die Pferde 1562 erstmals aus Spanien nach Wien. Er gründete in Kladrub, Böhmen, ein Hofgestüt. Die in der Reitschule verwendeten Pferde - damals wie heute nur ausgewählte Hengste - brachte man in der Stallburg, dem ältesten Trakt der Wiener Hofburg, unter.
Weil die Habsburger ihr Streben nach absoluter Macht auch auf dem Rücken edler Pferde demonstrieren wollten, wurden die Lipizzaner besonders dressiert.
Entsprechend wird der Lipizzaner seit langem mit der Spanischen Hofreitschule assoziiert, wo die Pferde nach der im 16. Jahrhundert entstandenen Reitkunst ausgebildet werden, mitsamt der berühmten Schulsprünge. Früher wurden sie am Hof aber auch für Karussells, als Reit- und Paradepferde und als Kutschpferde gezüchtet.
Der Name Lipizzaner tauchte erst Ende des 18. Jahrhunderts erstmals auf, davor wurden die Pferde «Karster» genannt, nach dem Namen der Ursprungsregion. Legendär ist die mentale Stärke der Lipizzaner, die hohe Anforderungen an ihre Ausbildner stellt. So können Lipizzaner schnell und mitunter sogar unbemerkt lernen, doch ist ihrem Willen durch physische Härte nur schwer beizukommen.
Als Pferderasse sind die Lipizzaner ein europäisch-arabisches Gemeinschaftswerk. Vermutlich aufgrund der nachlassenden Qualität wurden nämlich ab dem 18. Jahrhundert vermehrt Pferde aus anderen Regionen eingekauft, um die Zucht zu verbessern, etwa aus Italien, dem arabischen Raum und aus Dänemark.
Ihre Langlebigkeit und Gesundheit sollen die Lipizzaner dem rauen, gebirgigen Karst rund um das Stammgestüt Lipica im Hinterland von Triest verdanken. Deshalb werden auch die Lipizzaner aus dem österreischischen Bundesgestüt Piber in der Weststeiermark im Sommer auf Hochalmen in rauer, karger Umgebung gehalten. So haben sie im Tiroler Going ihre Sommerweide.
Brenzlig wurde es für die Lipizzaner am Ende des Zweiten Weltkrieges, als sie in Hostau (Hostoun) im heutigen Tschechien in den sowjetischen Einflussbereich gelangten. Sie wurden Ende April 1945 vom US-General George Patton entgegen den Befehlen des US-Oberkommandos in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Wien gebracht.
Aus Dank für diese Rettungsaktion vermachte Österreich dem US-Präsidenten Ronald Reagan im Jahr 1982 den Hengst «Amadeus» zur «lebenslangen Leihgabe". Eine weitere Rettung gab es im Jahr 1992, als während des Brandes der Wiener Hofburg 69 Pferde aus den Stallungen der Hofreitschule evakuiert wurden.
Neben Österreich und Slowenien züchten weitere Länder Lipizzaner, aber nur in geringer Zahl. Die Gestüte in Dakovo (Kroatien), Silvasvarad (Ungarn), Topolcianky (Slowakei), Monterotondo (Italien) und Simbata de Jos (Rumänien) züchten traditionell die weissen Pferde, die als gefährdete Art gelten. Schätzungen zufolge gibt es weltweit nur noch etwa 3000 bis 4000 reinrassige Lipizzaner.
Mit Lipizzanern schmückte sich auch der frühere jugoslawische Präsident Josip Broz Tito. Sein Hengst aus dem serbischen Staatsgestüt Karadjordjevo, Maestoso Mara, wurde 41 Jahre alt.
Nach dem Ende Jugoslawiens war Slowenien bestrebt, zum alleinigen Lipizzaner-Land zu werden. So stellte es im Jahr 1999 bei der Welthandelsorganisation WTO einen Antrag auf Schutz der Lipizzaner.
Für Aufregung in Österreich sorgte auch, als Slowenien die Lipizzaner auf seine im Jahr 2007 erstmals geprägten 20-Eurocent-Münzen prägte. Die Abbildung zweier junger Hengste wurde so zur europaweiten Nachfolgerin des auf der Fünf-Schilling-Münze gezeigten Lipizzaners in der «Levade», stehend auf den Hinterbeinen.
(SDA)