Stefan Rechberger verbrachte seine Kindheit «an den Wochenenden mit dem Vater im Wald, um zu holzen, das Bächlein putzen, zu spielen oder Würste zu braten. Wir hatten einfach den Plausch.» Diese Freude am Wald hat Rechberger später dazu veranlasst, an der ETH Forstingenieur zu studieren. Heute ist der 52-jährige Wald-Chef als Kreisförster für die strategische Planung, die Beratung der Revierförster und Baubewilligungen für die Region Zürich Unterland verantwortlich: «Ich komme dann ins Spiel, wenn es Probleme gibt.» Dies können forstrechtliche Schwierigkeiten sein, wie die Fragen, ob ein Waldstück gerodet werden oder ob ein Bauprojekt den vorgeschriebenen Waldabstand unterschreiten darf.
Das Waldgesetz verbietet einen Kahlschlag oder die Verwendung von Dünger und Pestiziden. Ansonsten seien Waldbesitzer aber ziemlich frei in der Entscheidung, welche Bäume sie pflanzen und welche Ziele sie verfolgen möchten. Schweizweit gibt es rund 245'000 private Waldbesitzer. Der Anteil des Privatwaldes im Forstkreis von Rechberger bleibe immer etwa gleich gross oder sinke sogar marginal. «Das liegt daran, dass Privatwälder entweder an andere Privatpersonen weiterverkauft werden oder in gewissen Fällen an die Gemeinde», so Rechberger. Umgekehrt braucht es eine Bewilligung, wenn Gemeinden oder der Kanton ihre Wälder verkaufen möchten.
Der Wald als eine Art Bankkonto
Privat besitzt Rechberger zwei Waldgrundstücke im thurgauischen Pfyn, wo er aufgewachsen ist und heute wieder lebt. Im Jahr 2013 übernahm er ein 64 Are grosses Waldstück von seinem Vater, der ihm auch heute noch oft bei der Waldarbeit hilft. «Die Holzbeige dort hat er so schön geschichtet», sagt Rechberger und zeigt auf den sorgfältig aufgetürmten Stapel, der sowohl funktional als auch schön anzusehen ist. Stefan Rechberger sei einfach ein «Fan» des Waldes. «Ich habe das als Beruf und es ist natürlich schön, wenn man auch privat ein Stück bewirtschaftet.» Er sei auch froh um das Brennholz, das ihm «sein» Wald jeweils liefert: «Der Wald ist wie ein Bankkonto, das jedes Jahr 2 bis 3 Prozent Zins abwirft – man kann Holz rausnehmen, es entsteht kein Schaden und wächst wieder nach.»
An seinem fussballfeldgrossen Waldstück komme Rechberger ab und zu beim Joggen vorbei oder wenn er spazieren gehe: «Dann schaue ich, wie es wächst und wie es aussieht.» Für die Waldarbeit investiere der 52-Jährige einige Samstage im Jahr, wobei er meistens Jungwaldpflege betreibe, Holz spalte oder Bäume pflanze. Für das Fällen grösserer Bäume habe er aber nicht die notwendigen Maschinen: «Wenn ich so grosse Bäume fällen müsste, würde ich Profis anstellen. Darum lasse ich diese hier stehen.» Sechs dicht nebeneinander stehende alte Buchen nennt Rechberger «das Altersheim» seines Waldes. «Die Bäume bleiben für immer. Das wäre ein Ort, an dem man sich einmal verstreuen lassen könnte.»