Fotoshooting der anderen Art
Selfies aus der Savanne

Tausende Male sind Tiere der Serengeti in den vergangenen Jahren in Fotofallen getappt. Viele der Selfies sind niedlich, andere Zeugnis erbitterter Kämpfe. Forscher hoffen, aus den Bildern auf Veränderungen in der Savanne schliessen zu können.
Publiziert: 09.06.2015 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 16:20 Uhr
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Diese Wildtiere sind unfreiwillig zu Selfie-Stars geworden.
Foto: DLCconvert.com, DPA, University of Minnesota

Die Fotodatenbank umfasst Kuriositäten wie die Nase eines neugierigen Geparden, die langen Wimpern einer Antilope im Gegenlicht oder das faltige Hinterteil eines Nilpferds. Wissenschaftler haben dafür zusammen mit 28'000 freiwilligen Helfern rund 1,2 Millionen Aufnahmen von Kamerafallen ausgewertet und katalogisiert.

Die Vielfalt der Bilder ist immens: Ein Zebrafohlen stakst auf die Kamera zu, ein Vogel beschnäbelt den seltsamen Kasten, auf dem Rücken eines Löwen läuft Blut aus einer frischen Wunde, ein Hyäne zerrt Beute vorbei. Auch stimmungsvolle Aufnahmen von durch die Savanne galoppierenden Gnus vor einem aufsteigenden Heissluftballon oder Elefantenherden im Abendlicht sind zu bewundern.

Die Bilder stammen von 225 Kamerafallen in einem 1125 Quadratkilometer grossen Gebiet des Serengeti-Nationalparks, berichten die Forscher um Alexandra Swanson von der University of Minnesota in Minneapolis.

Für die Datenbank begutachteten jeweils mehrere Helfer die Bilder und ermöglichten eine Einordnung, indem sie Merkmale wie die fotografierte Art, die Zahl der Tiere, ihr Verhalten und das Vorhandensein von Jungtieren angaben.

Alle Fotos der Datenbank wurden zwischen 2010 bis 2013 in dem Gebiet in Tansania aufgenommen. Auf den über 322'000 Bildern, auf denen Tiere zu sehen sind, wurden etwa 40 verschiedene Arten identifiziert - darunter auch ungewöhnliche wie Erdwolf, Honigdachs und Zorilla (ein marderähnliches Raubtier).

Die übrigen der gut 1 Million Aufnahmen seien Fehlschüsse gewesen, ausgelöst etwa durch hohe Temperaturen oder Pflanzen in der Umgebung.

Kamerafallen hätten in den vergangenen 20 Jahren die Verhaltensforschung revolutioniert, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal «Scientific Data». Anfangs seien sie vor allem dazu genutzt worden, in Schutzgebieten sehr seltene Tiere nachzuweisen oder Bestandsschätzungen vorzunehmen.

Inzwischen gebe es immense Mengen solcher Aufnahmen, und die Herausforderung sei vor allem, diese über spezielle Algorithmen sinnvoll auswerten zu können. Mit solchen Analysen lasse sich dann die dynamische Entwicklung eines Ökosystems in vielen Facetten nachvollziehen.

Der Serengeti-Nationalpark gehört mit knapp 15'000 Quadratkilometern Fläche zu den grössten Nationalparks der Welt, 1981 wurde er zum Weltnaturerbe erklärt. Sein Name bedeutet in der Sprache der örtlichen Massai etwa so viel wie «endlose Ebene» - tatsächlich erstreckt sich das Grasland unermesslich weit. Rund 90'000 Besucher aus aller Welt kommen jährlich in die Region.

Berühmt ist vor allem die grosse Tiermigration: Jedes Jahr wandern rund zwei Millionen Zebras, Gnus und andere Antilopen von der Serengeti in Tansania in das Masai-Mara-Gebiet in Kenia. Der deutsche Naturschützer Bernhard Grzimek hatte die Massenwanderung bereits 1959 in seiner oscargekrönten Dokumentation «Serengeti darf nicht sterben» in beeindruckenden Bildern festgehalten.

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