Die Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie (SGW) hat am Dienstag im Tierpark Goldau das Vorhaben vorgestellt. Säugetiere beschäftigten den Menschen seit Jahrtausenden, teilte die SGW mit, etwa als Beutetiere, Konkurrenten, Nutztiere oder Haustiere.
Nach Ansicht der SGW weiss die Schweizer Bevölkerung aber nur wenig über die rund 90 einheimischen wildlebenden Säugetierarten. Ein neuer Säugetieratlas soll Abhilfe schaffen.
Ein solches Nachschlagewerk war bereits 1995 publiziert worden. Seither habe sich die Verbreitung vieler Arten aber markant geändert, teilte der SGW mit. Zudem könnten heute dank der Genetik die Arten zuverlässiger bestimmt werden.
Die SGW nennt als Beispiel den Rothirsch, dessen Verbreitung sich in den letzten 20 Jahren stark ausgebreitet habe. Er habe weitere Gebiete seines ursprünglichen Lebensraumes zurückerobert. Der Rothirsch könne sich auch in Gebieten, die stark durch die Menschen beansprucht würden, ganzjährig aufhalten.
Dank genetischen Untersuchungen konnten in den letzten 15 Jahren auch drei neue Fledermausarten nachgewiesen werden, nämlich das Alpenlangohr, die Nymphenfledermaus und die Mückenfledermaus. Allein über körperliche Merkmale hätten sie sich kaum von nahe verwandten Arten unterscheiden lassen, teilte die SGW mit.
Eine Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus der Schweiz und Liechtenstein hat bereits damit begonnen, den neuen Atlas zu erstellen. In die Datenerfassung soll aber auch die Bevölkerung miteinbezogen werden. Wildtierbeobachtungen können im Internet unter www.säugetieratlas.wildenachbarn.ch eingetragen werden. Jede Meldung sei wichtig und liefere wertvolle Hinweise zur Verbreitung der Tiere.
Als Beispiel nennt die SGW den Gartenschläfer. Es handelt sich um einen nahen Verwandten des Siebenschläfers. Er lebt vor allem in den südlichen Gebieten der Schweiz und im Jura. Lokal taucht er auch in den nördlichen Voralpen auf. Der neue Atlas solle Klarheit bringen, ob das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers unterschätzt werde.
Die SGW verfolgt mit dem Atlas Ziele, die über das Verfassen eines Buches hinausgehen. Das Atlasprojekt solle Standards in der Säugetierbiologie setzen und die Forschung in der Schweiz stimulieren. Auch die Öffentlichkeit solle mit ihrer Beteiligung bei der Datenerfassung für das Thema sensibilisiert werden.