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Der Revierleiter Elefanten, Torsten Oppermann (45), war auch bei der letzten Elefantengeburt vor neun Jahren dabei.
Foto: Siggi Bucher

Besuch beim Elefantenbaby in Knies Kinderzoo
Dieses Baby nimmt pro Tag ein Kilo zu

Noch etwas wackelig auf den Beinen, aber munter. Wie sich der Elefantennachwuchs im Kinderzoo Knie einlebt.
Publiziert: 11.05.2022 um 08:45 Uhr
Der Elefantenjunge wog 140 Kilogramm bei seiner Geburt.
Foto: Siggi Bucher
Julia Klavins

Starr und mit offenem Maul steht das Elefantenbaby unter seiner Mutter, fährt mit dem kleinen Rüssel, der noch zart und zerbrechlich wirkt, langsam über den erdigen Boden. Alle paar Sekunden lässt er ihn an Ort und Stelle verharren, um den Grund unter sich zu befühlen und daran zu riechen. «Er muss erst mal lernen, wozu er diesen Rüssel überhaupt gebrauchen kann», erklärt der Revierleiter der Elefanten, Torsten Oppermann (45), lächelnd.

In der Nacht auf letzten Samstag kam der Elefantenjunge in Knies Kinderzoo in Rapperswil SG zur Welt. Die Geburt verlief überraschend schnell. Am Vorabend gab es noch keine grossen Anzeichen, erzählt der Elefanten-Dompteur und Schweizer Zirkusdirektor Franco Knie senior (67), der mit seinem Sohn Franco Knie junior (44) und Torsten Oppermann mit dabei war. Noch ist der Kleine namenlos. Die Kinder von Franco Knie junior sind aktuell auf Namenssuche. Es bestehe bereits eine lange Liste mit Vorschlägen. Klar ist, es wird ein asiatischer Name sein.

Ein Kilo pro Tag

140 Kilogramm brachte das Elefantenbaby bei seiner Geburt auf die Waage. «Seither nimmt er ein Kilogramm pro Tag zu,» erzählt Knie junior. Als ausgewachsener Bulle wird er einmal bis zu zehn Tonnen wiegen. Noch wirkt er filigran unter seinen ausgewachsenen Genossen im Gehege und wird in die Gruppe integriert. Im Kinderzoo hofft man, dass das so bleibt. «Die Gefahr, dass er totgetrampelt werden könnte, besteht immer,» sagt Knie senior. Man erinnert sich an den Vorfall vor zwei Jahren, als im Zoo Zürich ein Elefantenbaby von der Herde zu Tode getrampelt wurde. Da es sich für seine Mutter Sandry um den zweiten Nachwuchs handelt, sei die Gefahr allerdings geringer. Wichtig ist derzeit, dass das Baby viel Muttermilch trinkt, denn dies beuge einem Ausbruch des Hepatitis-Virus vor. Dieser grassiere unter Asiatischen Elefanten, die meisten Tiere seien Träger dieses Virus.

Unter Frauen

«Elefanten leben im Matriarchat,» erklärt Knie senior. «Die Weibchen leben in fürsorglichen Gemeinschaften, während Männchen Einzelgänger sind.» Deshalb hat der Kleine seinen Vater noch nicht kennengelernt. Derzeit ist der kleine Elefant der Hahn im Korb. Zusammen mit den weiblichen Elefanten lebt er sich in einem separaten Haus auf der anderen Strassenseite des Zoos ein. Als Besucher kann man ihn bereits mit etwas Glück sehen, während er sich ein paar Schritte in den Aussenbereich traut.

Jetzt ist auch seine Schwester Kalaya wieder etwas ruhiger. Die neunjährige Elefantenkuh war bei der Geburt ihres Bruders sehr nervös. Sie schaute zu, musste aber im Gehege nebenan warten. Mittlerweile hat sie sich gut in ihrer neuen Rolle eingefunden und wacht über ihren kleinen Bruder.

Seit 1963 ist es das siebte Elefantenbaby, das im Kinderzoo Knie auf die Welt kam. Die letzte Geburt war vor neun Jahren, die von Kalaya. «Es ist sehr speziell, eine Elefantengeburt miterleben zu dürfen», erzählt Knie senior, «denn es ist alles andere als selbstverständlich.» Elefanten sind sensible Tiere. Eine Schwangerschaft setzt nicht nur biologische und gesundheitliche Faktoren voraus, auch das Soziale muss stimmen.

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