Bei vielen Vögeln sind die Männchen an der Jungenaufzucht beteiligt und ihr Engagement ist für den Bruterfolg entscheidend. So suchen sich die Weibchen Merkmale aus, die einen Super-Papa anzeigen - ein schönes Gefieder, ein toller Balztanz und bei der Nachtigall ein höchst kunstvolles nächtliches Gesangsrepertoire.
Männliche Nachtigallen können bis zu 180 verschiedene Gesangstypen trällern, die sie vor allem vor dem Beginn der Brut erschallen lassen. Doch nicht der Umfang des Repertoires allein beeindruckt die Weibchen, wie das Team um Conny Bartsch von der Freien Universität Berlin nun herausgefunden hat.
Bartsch und ihr Team zeichneten die Balzgesänge von 20 männlichen Nachtigallen auf und filmten später ihr Fütterungsverhalten. Tatsächlich gab es einen Zusammenhang zwischen der Gesangsstruktur und dem Beitrag der Männchen zur Versorgung der Brut.
Gute Väter singen demnach in einer geordneteren Weise, indem sie Gesangssequenzen wiederholen. Sie verwenden auch mehr verschiedene Gesänge, die «Summ»-, «Pfeif»- und «Triller»-Lieder beinhalten, wie die Forscher im Fachjournal «BMC Evolutionary Biology» berichten.
«Dies sind Elemente, die bei keiner anderen Vogelart je beschrieben worden sind», erklärte Bartsch in einer Mitteilung zur Studie. «Die Nachtigallen verwenden akustische Strukturen, die äusserst schwierig zu produzieren sind.» Allerdings trugen sämtliche Nachtigallenmännchen - auch die weniger virtuosen - im Schnitt etwa gleich viel zur Fütterung der Brut bei wie die Weibchen.
Nachtigallen-Weibchen erweisen sich somit als wahre Kunstkennerinnen und beurteilen unterschiedliche Gesangsaspekte, um ihren Partner auszuwählen. Interessanterweise zeigte sich weiter, dass geordnetere Gesänge mit dem Alter der Männchen korrelieren. Sie könnten somit die Erfahrung des Männchens im Brutgebiet anzeigen, was wiederum seine Qualität als Versorger erhöht.