1. Anzahl
In der Schweiz leben gemäss Schätzung der Sektion Wildtiere und Waldbiodiversität des Bundesamts für Umwelt zwischen 6000 und 10'000 Wildschweine. Ihr Bestand ist seit rund zehn Jahren stabil, wie die relativ konstanten Abschusszahlen der Jagdstatistik vermuten lassen. Die Zahlen schwanken, da die Sterblichkeit der Jungtiere vom Klima abhängig ist: In nasskalten Frühlingen sterben viele.
2. Lebensart
Weibchen, Bachen genannt, leben im Wald im Familienverbund mit ihren «Töchtern» und oft auch «Enkeln». Junge Keiler verlassen mit ungefähr einem Jahr diese Rotte und leben für einige Zeit mit anderen Jungmännchen im Rudel. Mit eineinhalb bis zwei Jahren beginnen die Männchen, als Einzelgänger zu leben. Wildschweine benötigen Büsche und Bäume, um verborgen zu ruhen, und feuchte, schlammige Stellen zum Suhlen. Das Suhlen, Trocknen und anschliessende Abreiben an einem Baum dient der Kontrolle von Parasiten, dem Schutz vor Mücken und der Abkühlung
3. Verbreitung
Ausser in den Alpen und in Teilen der Innerschweiz sind Wildschweine überall in der Schweiz zu finden. Sie erobern zudem ständig höher gelegene Gebiete.
4. Steckbrief
In hiesigen Wäldern erreichen Wildschweine ungefähr eine Schulterhöhe von 60 und eine Länge von 120 Zentimetern. Die Männchen, Keiler genannt, können hierzulande bis zu 120 Kilo schwer werden. Das Körpergewicht schwankt aber mit dem Nahrungsangebot – in den Karpaten wurden schon Wildschweine mit 350 Kilo Gewicht geschossen.
5. Gefährlichkeit
Messerscharfe Eckzähne von Bachen und Keilern können tiefe Wunden verursachen. Meistens ziehen Wildschweine das Ausweichen aber einem Angriff vor. Ausser im Frühling: Wenn die Bachen Frischlinge haben, sind sie aggressiv. Wildschweine geben vor einem Angriff aber deutliche Warnsignale von sich. Ein lautstarkes Schnauben durch die Nase mit erhobenem Schwanz ist das erste. Dann ist ein sofortiger Rückzug angebracht. Klappert das Wildschwein mit den Zähnen, steht ein Angriff unmittelbar bevor. Das Einzige, was dann noch helfen kann, ist, die Hände über den Kopf zu heben und laut zu klatschen, sich also möglichst gross zu machen – und zu hoffen, dass sich das Wildschwein seinerseits ängstlich verzieht.
6. Anzeichen
Augen auf, Nase auf! Riecht es im Wald nach Maggiwürze, sind die Sauen nicht fern. Weitere Spuren sind zerwühlte, aufgerissene Bodenstellen. Wildschweine pflügen mit ihren Schnauzen und Zähnen den Waldboden auf der Suche nach Schnecken, Würmern, Wurzeln oder Mäusen regelrecht um. Begegnet man solchen Verwüstungsspuren, sind ganz sicher Wildschweine in der Nähe.
7. Afrikanische Schweinepest
Die hoch ansteckende, virale Tierseuche ist für Menschen ungefährlich. Sie führt aber bei den meisten Wild- und Hausschweinen binnen zwei bis vier Tagen zu inneren Blutungen, Hautblutungen und zum Tod. Eine Impfung gibt es nicht. Die Seuche breitet sich zurzeit in den baltischen Staaten, Russland und in Osteuropa nahe der deutschen Grenze aus. Deutsche Bauernverbände rufen bereits jetzt dazu auf, Wildschweine massenhaft zu bejagen, um eine Übertragung auf Hausschweine zu verhindern. Ansonsten, befürchten die Bauern, entstehen der Fleischindustrie und Landwirtschaft massive Einbussen.
8. Schweizer Massnahmen
Gemäss Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist die Gefahr einer Einschleppung der Schweinepest in die Schweiz gross. Das BLV hat deshalb die Einfuhr von lebenden Schweinen und Produkten vom Schwein aus den Gebieten, in der die Afrikanische Schweinepest zurzeit bekämpft wird, eingeschränkt. Es hat auch Tierärzte, Jäger, Wildhüter und Tierhalter informiert und zu erhöhter Aufmerksamkeit angehalten. Küchenabfälle mit Fleischresten sollten zudem immer für Wildtiere unerreichbar entsorgt werden – die Viren in einem kontaminierten Salami- oder Schinkenbrötchen bleiben bis zu sechs Monate lang ansteckend!
9. Schädlinge
Wildschweine sind zwar Allesfresser, sie ernähren sich in Laubwäldern aber hauptsächlich von Bucheckern und Eicheln. Da aber im Mittelland während Jahrzehnten forstwirtschaftlich hauptsächlich Föhren angebaut wurden, finden Wildschweine ihre bevorzugten Baumfrüchte kaum mehr. Die Sauen weichen deshalb insbesondere in schlechten Eicheljahren gern auf Äcker aus und fressen sämtliche Feldfrüchte wie Mais, Rüben, Raps oder Kartoffeln. Für Bauern kann der Einfall einer Wildschweinrotte verheerende Ernteausfälle nach sich ziehen.
10. Nützlinge
Im Gegensatz zu Bauern hat ein Waldstück richtig Schwein, lässt sich eine Rotte in ihm nieder: Längerfristig fördert gemäss deutschen Studien die Anwesenheit von Wildschweinen die Biodiversität in Wäldern. Durch die stete Durchwühlung des Bodens erhöht sich die Keimfähigkeit der Samen, und insbesondere kurzlebige, einjährige Pflanzen profitieren von grösseren Überlebenschancen. Die Allesfresser sind durch ihren Kot auch Transporteure und Verbreiter vielerlei Samen und fördern die Biodiversität so zusätzlich.