Sneakers sind der modische Megatrend und kultige Sammlerstücke
«Viele Schuhe sind für Normalverdiener unbezahlbar»

Dieses Wochenende zelebrieren Sneakerheads ihre Passion für Schuhe an der Messe Sneakerness in Zürich.
Publiziert: 04.05.2018 um 21:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:25 Uhr
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Cyril Striebel (27) und seine Sneaker-Sammlung: Er besitzt um die 100 Paar.
Foto: Cyril Striebel
Elisabeth Zirk

Sportschuhe haben Turnhalle und Laufbahn verlassen, sie sind der Megatrend für den Alltag. Die angesagten bunten Sneakers sind unverzichtbare Mode-Accessoires und teure Sammlerstücke.

Der Hype um Sneakers hat eine Eigendynamik entwickelt. «Die Anzahl der Likes und Follower auf Instagram bestimmt inzwischen, was cool oder angesagt ist», erklärt Reto Vogel (25), Schuhverkäufer bei Jelmoli in Zürich. Für ihn hat der Hype um Sneakers vor etwa sechs Jahren angefangen. «2012 sind Studenten voll auf Nike abgefahren und die Leute haben vor Schuhläden gecampt, um an die limitierten ‹Yeezys› von Kanye West zu kommen.»

Sneakerholic mit 19 Jahren

Auf Instagram nennt sie sich lulu_gaga12. Auf ihren Fotos fällt sofort auf: Diese Frau besitzt ganz schön viele Schuhe, ein Paar bunter als das andere. Ganz schön gaga könnte man denken? Luisa Garske aus dem Thurgau steht zu ihrer Leidenschaft. «Entweder versteht man es, oder man versteht es eben nicht», meint sie. 

Die 19-Jährige besitzt 70 Paar Sneakers. Früher, sagt Luisa, habe sie nichts von Markenschuhen gehalten, ihre Leidenschaft habe sich durch den Einfluss ihrer Freunde langsam eingeschlichen. «Im Sommer 2016 ist es eskaliert, als ich mir drei Paare innerhalb einer Woche gekauft habe.» Inzwischen hat sie sich Grenzen gesetzt: Ein Paar pro Monat ist ihr Limit. Für das kostspielige Hobby muss sich Luisa öfters rechtfertigen. Dann heisst es: schon wieder neue Schuhe? «Dabei hatte ich diese noch nie getragen.»

Der Druck, angesagt zu sein, ist gross

Manchmal versucht sich Luisa mit ihrer Sammelleidenschaft zurückzuhalten, «aber es geht einfach nicht, es kommt von innen heraus». Waren es anfangs noch 150 Franken pro Paar, ist Luisas Schmerzgrenze inzwischen auf über 300 Franken gestiegen. Bei seltenen Schuhen ist sie durchaus bereit, noch tiefer in die Tasche zu greifen.

Die Anzahl der Likes auf den sozialen Medien gibt Feedback über die Beliebtheit der Person, sowie deren Schuhe. «Es herrscht schon ein Druck, man will angesagt sein und viele Likes bekommen. Ich entdecke dort auch Schuhe an Prominenten, die sehr gelobt werden und mir dann nicht mehr aus dem Kopf gehen. Dann weiss ich, ich muss sie haben.» 

Schuhe als emotionale Angelegenheit 

Cyril Striebel ist vor sieben Jahren mehr zufällig in die Sneaker-Szene gerutscht, als er den Seven Sneaker Store in Basel betrat. «Ich war einfach auf der Suche nach Schuhen und dort gab es welche, die eher selten sind, das hat mich fasziniert.» Vom nichtsahnenden Kunden ist Cyril zum Besitzer von 100 Paar Sneakers geworden. Und mit Freunden, die er im Store kennenlernte, veranstaltet er seit 2014 eine eigene Schuhmesse in Basel, die Sole Season mit über 1000 Besuchern.

Der Hype um Turnschuhe mache es immer schwieriger, an aussergewöhnliche Schuhe ranzukommen, die in limitierten Stückzahlen hergestellt werden. «Als Berufstätiger, der auch samstags arbeitet, habe ich keine Zeit, vor einem Laden zu übernachten. Viele Schuhe werden gekauft, um sie danach für einen viel höheren Preis wieder zu verkaufen, für Normalverdiener unbezahlbar.»

Selbst designte Schuhe für 1000 Dollar

Seine Lieblingsschuhe hat er selbst designed. Zu seinem Geburtstag legten Familie und Freunde zusammen und ermöglichten Cyril, im Nike Lab in New York für 1000 Dollar seinen eigenen Schuh zu produzieren, den es nur einmal auf der Welt gibt. Der Air Max 1 Bespoke ist jetzt sein teuerster Schuh.

Für seine Sammlung hat er schon etwa 10'000 Franken ausgegeben. Der emotionale Wert ist für den 27-Jährigen allerdings viel höher. «Die Geschichten zu den Schuhen, die Erlebnisse und Reisen, vor allem die Leute, die ich in dieser Community kennenlernte, das ist der wahre Wert hinter den Schuhen.»

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