Die Schnitttechnikerin, die mit ihrem Mann in Luzern wohnt, trägt Tag für Tag dasselbe schwarze Kleid – schon seit dem 1. Januar, und sie will dies das ganze Jahr lang durchziehen. Nur Strumpfhose und Pullover wechselt sie, manchmal kombiniert sie das Kleid mit Jeans und Cardigan.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Jahr lang das gleiche Kleid zu tragen?
Mich erschlagen immer wieder all die Möglichkeiten und Dinge, die wir hier in Europa haben. Ich wollte persönlich reduzieren, meinen Alltag etwas vereinfachen und mich ganz einfach selbst herausfordern.
Sie nennen es «One – the Project». Was bezwecken Sie damit?
Ich möchte Leute inspirieren, nachhaltiger zu leben, ihren Konsum zu überdenken. Es geht um Minimalismus und Einfachheit. Sonst sehen Sie ja nur Leute, die kaufen, kaufen, kaufen. Warum nicht mal ein Gegenbeispiel setzen?
Merken die Leute, dass Sie immer das Gleiche tragen?
Bisher hat mich noch niemand, der nichts vom Projekt wusste, auf das Kleid angesprochen. Früher dachte ich immer, es würde jemanden stören, wenn ich drei Tage die gleiche Jeans trage. Ich glaube aber, solche Nebensächlichkeiten sind den Menschen völlig egal.
Erleben Sie auch Negatives?
Nein, nicht wirklich. Es passiert schon mal, dass jemand die Idee hinter dem Projekt nicht versteht, doch ich werde immer geübter im Erklären.
Hält das Kleid das Jahr durch?
Ich glaube schon, das wäre auch das Ziel. Falls nicht, werde ich zu gegebener Zeit eine Lösung suchen.
Wie oft waschen Sie das Kleid?
Etwa alle drei Tage, abends, von Hand. Es trocknet innerhalb von vier Stunden, ist also am nächsten Morgen wieder bereit.
Was haben Sie sonst noch im Kleiderschrank?
Vor dem Projekt habe ich zwei Kisten Klamotten aussortiert und vorerst im Keller deponiert. Im Schrank befinden sich für dieses Jahr noch 100 Stücke, inklusive Socken und Unterwäsche.
Ich habe 30 Paar Hosen. Geben Sie mir Tipps, wie ich reduzieren kann?
Behalten Sie nur Lieblingsstücke und hinterfragen Sie sich vor einem Neukauf genau: Möchten Sie etwas, weil sie es wirklich brauchen oder wegen der Werbung? Wie ist die Qualität, und wer hat es gemacht? Wird es mir lange gefallen? Passt es zu meinem Stil und kann ich es vielseitig kombinieren? Ich persönlich stelle mir diese Fragen auch jedes Mal, und sie helfen mir, den Fokus zu behalten.
Ein Geheimtipp?
Seien Sie zufrieden mit dem, was Sie haben und denken Sie nicht, ein neues Stück würde alle Probleme in Luft auflösen. Genau das will uns die Werbung oft glauben machen. Durch diese Zufriedenheit kaufe ich weniger. Wenn ich doch etwas sehe, was ich gerne hätte, schlafe ich ein paar Nächte darüber und schaue dann, ob ich es wirklich noch will bzw. brauche.
Sie sind erst 25. Wurde Ihnen dieser Lebensstil vorgelebt?
Nein, nicht unbedingt. Ich habe irgendwann gemerkt, dass man als Konsument einen Unterschied machen kann. Es geht mir auch nicht in erster Linie ums Reduzieren, viel mehr um die Nachhaltigkeit. Doch das gehört zusammen. Wenn man weniger besitzt, braucht man auch weniger Ressourcen und Energie.
Leben Sie auch sonst reduziert?
Klar, nicht so minimalistisch wie andere, und doch hat sich das Thema auf alle Bereiche meines Lebens ausgebreitet. Ich frage immer nach, wer das Produkt zu welchen Bedingungen gemacht hat. Wenn ein T-Shirt nur zehn Franken kostet, hat jemand den Rest bezahlt. Durch dieses Wissen fällt es mir leicht, etwas nicht zu kaufen.
Wann tragen Sie Ihr schwarzes Kleid nicht?
Zum Sport und zum Schlafen. Sonst fällt mir keine Gelegenheit ein, zu der ich es nicht passend kombinieren könnte.
Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf Zipporas Blog.