Ich war zwölf Jahre alt, wir lebten zu der Zeit in Teheran und waren auf eine grosse Hochzeit eingeladen. Das war in der Stadt nichts Besonderes, besonders war nur, dass es diesmal eine Art Gala war und ich explizit auch eingeladen war. Es mussten also Ballkleider her, eins für mich, eins für meine Mutter.
Ich wälzte damals alle Modemagazine Teherans, bis ich «mein» Kleid in der englischen «Vogue» vom Juni 1977 fand. Ein langes Trägerkleid mit lila-weissem Vichy-Muster, einem weiten Stufenrock und weissen Spitzenborten an den Trägern.
Und wie durch ein Wunder fanden wir genau denselben Stoff in einem Laden, so wie ihn das Model trug, und die Schneiderin übertraf sich selbst. Beide Kleider wurden wunderschön. Das meiner Mutter aus blauem Chiffon mit einer riesigen Blume an der Schulter und meines aus besagtem Wäschestoff. Wir trugen sicher zwei der schönsten Kleider auf dieser Hochzeit voller toller Kleider. Aber meines hatte etwas Freches, es war casual und doch ein Ballkleid, und ich wusste, das war für einmal nicht zu toppen. Stolz tanzte ich die halbe Nacht durch in meinem lila Vichy-Traum.
Ein Vichy-Hemd gehört zur Grundausstattung
Jetzt, wo Vichy plötzlich wieder sehr cool ist, muss ich an dieses allererste Vichy-Erlebnis vor einer Ewigkeit denken. Das Kleid wäre heute wieder «on point», auch wenn es mir leider längst nicht mehr passen würde. Genau genommen ist Vichy schon länger ein Trend, man kann das Karo gar als Klassiker bezeichnen. Hollywoodlegende Judy Garland trug es 1939 grazil in «The Wizard of Oz», Marilyn Monroe liebte knöchelkurze Capripants aus dem Karostoff mit am Bauch geknoteter Bluse.
Katharine Hepburn liebte alles aus Vichy, vom Kleid bis zur Jacke, und Brigitte Bardot heiratete sogar 1959 Jacques Charrier in einem Vichy-Brautkleid. Und nach der Hochzeit liess sie sich nur zu gerne in Vichy-Bikinis ablichten.
In London heisst Vichy Gingham und ist Standard jener Garderobe, die uns die grosse, zu früh verstorbene Amy Winehouse immer gezeigt hat.
Ein Vichy-Hemd gehört zur Grundausstattung, es geht das ganze Jahr. Für diesen Sommer empfehle ich Ihnen mindestens ein Kleid und vielleicht noch einen Bikini. Besser und unkomplizierter kann man nicht zeigen, dass man die Nase im (Mode-)Wind trägt.
Anstehen für den Schuh, der alle überholt