Männertrend farbige Socken
Exzentrik auf tiefem Niveau

Farbige Herrensocken haben sich durchgesetzt. Eine Herausforderung. Denn der Grat zwischen stilvoll und infantil ist schmal wie ein menschlicher Knöchel.
Publiziert: 27.04.2017 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:20 Uhr
Streifen, Rhomben, Polkadots. Socken, die rocken.
Foto: Getty Images
Jonas Dreyfus

Wohin wir schauen, überall sehen wir kunterbunte Socken. Erst wollten Hipster und Fashion-Dandys damit auffallen, jetzt Geschäftsmänner und Familienväter. Das war schon bei den Bärten so. Im Moment, wo ein modischer Hype überstanden scheint, gehts erst richtig los.

Von diesem Phänomen profitieren jetzt Marken, die sich auf frohe Farben und Muster spezialisiert haben. Darunter Dilly Socks aus Zürich. Oder Happy Socks, ein ursprünglich schwedisches Unternehmen, das 2016 einen Umsatz von über 106 Millionen Franken machte. Auch Blacksocks, der traditionelle Schweizer Sockenlieferant, hat sein Sortiment um eine Linie Namens «Funky» erweitert. Und selbst die Klassiker von Burlington mit ihrem rautenförmigen Argyle-Muster gibts mittlerweile in Neonfarben.

Zeigt, wie man den Farbtupfer am Knöchel perfekt setzt: US-Blogger Norris Danta Ford.

Warum aber sind Socken plötzlich der heilige Gral männlichen Stilbewusstseins? Weil sich damit jeder ein Stückchen Extravaganz überstre

ifen kann. Im falschen Umfeld wirkt das Sockentheater aber schnell infantil. Auch Humor sollte niemand auf Knöchelhöhe zum Ausdruck bringen. Sonst verhält es sich wie mit den «lustigen» Krawatten mit Fred-Feuerstein: Über sie lacht keiner ausser dem Scherzkeks selbst. Und dessen Kinder.

Melonenschnitze und Polkadots bei Freizeitsocken

Wer Pannen verhindern will, sollte sich an folgende Regeln halten: Alles, was herzig wirkt, gehört in die Kategorie Casual. Dazu gehören auffällig bunte Streifen, Muster mit Melonenschnitzen oder Polkadots. Bei Freizeitlooks lässt sich gut damit experimentieren. Am schönsten kommen sie kombiniert mit Retro-Turnschuhen zur Geltung, zum Beispiel zu Stan Smiths von Adidas oder zu Sneakers aus Wildleder. Maritime Motive wie kleine Anker und Palmen passen wiederum gut zu Seglerschuhen. Hochgekrempelte Chino-Hosen und ein weisses T-Shirt oder Hemd lassen den Look aussehen, als hätten Sie ihn um die Socken herum gebaut. Genau so muss es sein.

Weisse Sportsocken waren lange Zeit das meistbelächelte Kleidungsstück. Ausgerechnet jetzt, wo sich viele Männer von ihnen verabschiedet haben, tragen junge Modefans die Teile zurück auf die Strasse. Durch den anhaltenden Athleisure-Trend, die Vermischung von Fitness- und Alltagsmode, ist sockentechnisch vieles wieder möglich. Wagemutige Frauen kombinieren Sportsocken mit High Heels. Perfekt gegen frierende Füsse in der Übergangszeit.

Anders in der formellen Herrenmode. Hier ist Zurückhaltung angesagt. Kein Anzugträger will an Geschäftsmeetings in seinen Strümpfen putzig rüberkommen. Socken dienen hier nicht als Fashion-Statement, sondern als dezentes Accessoire – so wie Krawatte, Einsteck- oder Halstuch. Und bewirken trotzdem viel.

«Farbige Socken können die Strenge eines Business-Looks brechen», sagt Christian Malzach (50), Unternehmensleiter und Chefeinkäufer von Herren Globus. Auch er beobachtet eine steigende Nachfrage nach entsprechenden Modellen. Die Zeit ist günstig: Moderne Anzüge sind kurz geschnitten, Socken gut sichtbar. Malzach: «Socken sollten so lang sein, dass sie die Beine auch im Sitzen verdecken. Nackte Haut im Businessbereich ist ein No-Go.»

Klassische Rhombenmuster funktionieren immer

Wer nicht aussehen will wie ein britischer Gentleman, wählt zum Anzug keine Wappenmotive oder Streifen in den Farben des Union Jacks. Klassische Rhombenmuster funktionieren hingegen immer. Wenn Ihre Krawatte oder Ihr Einstecktuch eine der Farben der Socken aufnimmt, haben Sie alles richtig gemacht. Zu kompliziert? Dann halten Sie sich an schwarze, blaue oder weinrote Modelle. Die passen immer.

Mindestens so wichtig wie der Stil ist der Zustand der Strümpfe. Abgewetzte Fersenteile, die an einen Frauenhintern in Nylon-Strumpfhosen erinnern, sind kein schöner Anblick. Genauso wenig Zehen, die aus einem Käfig loser Fäden herausstehen. Man sollte jederzeit bereit für eine Hausparty mit Schuhverbot sein, ohne sich dabei schämen zu müssen.

Die wichtigste Regel: Je bunter die Socken, desto schlichter die übrigen Accessoires. Haben sie den Kniff drauf, machen Sie ihn zu Ihrem Markenzeichen. Sobald man sie als «den Mann mit den coolen Socken» beschreibt, haben Sie es in den Stil-Himmel geschafft.

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