Empör-Videos und Boykottaufrufe von verärgerten Kunden, die der Luxusmodemarke Balenciaga den Rücken kehren. Er könne es «gar nicht glauben», dass es nicht für einen grösseren Skandal sorge, schreibt der Influencer Mike Chabot (26) auf Tiktok. Es sei «einfach schrecklich», dass das Modehaus «sogar denkt, dass die Verwendung von Kinderpornos für Mode in Ordnung ist. Ich kaufe nie wieder etwas von denen.» Und vor laufender Kamera zerschneidet der Männer-Lifestylecoach ein Paar Balenciagas.
Kalkül, um in aller Munde zu sein, oder ist die Aktion aus dem Ruder gelaufen? Inzwischen hat sich Balenciaga für die Kampagne entschuldigt, die Kinder mit Bondage-Teddys zeigt. Kreativchef Demna Gvasalia (41) äusserte auf Instagram Reue darüber, Kinder mit Kuscheltieren in ihren Kinderzimmern zu zeigen – Kuscheltiere in BDSM-Geschirr, wohlgemerkt.
Ein Motiv in einer weiteren Frühlingskampagne 2023, in der Balenciaga zusammen mit dem Sportartikelhersteller Adidas werben wollte, beinhaltet sogar die Fotokopie eines Auszugs aus einem Gerichtsurteil über Kinderpornografie! Das schien alles nicht zufällig. Der Shitstorm nahm seinen Lauf. Auch Prominente schossen gegen das Edel-Label.
«Lynchjustiz»?
Erst schockierte der Luxuskonzern, dann duckte er sich weg. Wenige Tage nach der Veröffentlichung der Fotos auf seiner Webseite nahm Balenciaga die Fotos wieder vom Netz – und kündigte rechtliche Schritte gegen alle an, die am Fotoset beteiligt waren. 25 Millionen Dollar hoch sei die Schadensersatzforderung, die das Pariser Modeunternehmen am Freitag vor dem New York Supreme Court gegen die Produzenten der Kampagne eingereicht haben soll.
Der italienische Fotograf Gabriele Galimberti (45), der die Teddy-Bilder schoss, hat inzwischen offenbar Hunderte von Hassmails erhalten. Er sah sich zu einer «Erklärung gezwungen». Er sei «in keiner Weise berechtigt» gewesen, «weder die Produkte noch die Modelle noch die Kombination derselben auszuwählen», schreibt Galimberti auf Twitter. Er habe bloss seinen Job gemacht – «die vorgegebene Szene auszuleuchten und die Aufnahmen in meinem eigenen Stil zu machen».
Dann holt der Italiener zum Gegenschlag aus: Er vermute, dass jede Person mit Neigung zur Pädophilie im Internet «leider einen zu leichten Zugang zu Bildern hat, die ganz anders sind als meine, absolut eindeutig in ihrem schrecklichen Inhalt. Lynchjustiz wie diese richtet sich gegen die falschen Ziele und lenkt vom eigentlichen Problem, den Kriminellen, ab.» (kes)