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Ins Netz gegangen
Sind diese Outfits das Ende der Emanzipation?

Der Modemonat ist in den letzten Zügen. Offensichtlich höchste Zeit, sich mal über etwas aufzuregen. Die Netzoutfits von Dior und ihre Bedeutung für die Emanzipation zum Beispiel. Muss das wirklich sein?
Publiziert: 12.03.2019 um 11:41 Uhr
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Der Aufreger schlechthin: Caro Daur, die im Netzkleid von Dior zur Show schreitet und dabei die Gemüter erhitzt. Wieso eigentlich?
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Malin Mueller, Style

«Sisterhood Is Global» druckte Kreativdirektorin Maria Grazia Chiuri auf ihre Dior-Shirts. Das Statement ist eine Anlehnung an die feministische Anthologie von Robin Morgan, die unter dem gleichen Titel erschien. Darin versammelt die Schriftstellerin Beiträge über die Lebenssituation von Frauen in verschiedenen Ländern.

Das Zelt, in der die neue Dior-Kollektion präsentiert wurde, war mit einer Reihe von Fotografien der Künstlerin und Feministin Tomaso Binga dekoriert. Chiuri versucht damit ein Zeichen zu setzen: Wenn wir zusammenhalten sind wir stark, wissen, was wir wollen, wofür wir stehen und können tragen, was immer wir möchten. Richtig so! Sollte man zumindest meinen. Denn kaum war die Show vorüber und die Front Row in ihren Dior-Looks abgelichtet, warfen die ersten Modemagazine folgende Frage in den Raum: «Würdet ihr das Netzkleid von Caro Daur tragen?»

Gegenfrage: Ist das noch ein Kleid mit Schlitz oder schon ein Schlitz mit Kleid?

Ist es nackt, wird es Thema

Dass die Modebloggerin jobbedingt häufiger mal Kleider trägt, die sich im Büro oder beim Stadtbummel als eher unpraktisch erweisen, versteht sich ja irgendwie von selbst. Der Punkt ist nur: Bei Oversize-LooksAll-Over-Animalprints oder Batik-Jumpsuits fragt keiner danach, wer sich mit dem Outfit auf die Strasse trauen würde. Tragen die Besucher der Fashion Week einmal, was auf dem roten Teppich längst Gang und Gäbe ist, muss das plötzlich diskutiert werden.

Ein Magazin brachte die Kleider, die tief blicken lassen, gar mit dem Ende der Emanzipation in Verbindung. Die Begründung: Wer ein Kleid trägt, das alles offenbart, reduziert sich selbst nur auf seine «optischen Primärreize». Oh wow.

Verhüllen? Ja. Zeigen? Nein.

Dass ein wahnsinnig weiter Anzug, der den Körper komplett verhüllt, ein starkes, feministisches Statement sein kann, hat Lady Gaga mit ihrem Look an den «Woman Hollywood Awards» längst bewiesen. Dass man seine Einstellung und das, wofür man einsteht, mit einem sexy durchscheinenden Outfit nicht automatisch ablegt, scheint allerdings keineswegs so selbstverständlich zu sein. Schade eigentlich. Denn so lange wir zwar frei darin sind, uns zu verhüllen, der Anschein von Nacktheit bei Frauen aber weiter ein Tabu bleibt, ist es noch ein langer Weg bis zur Emanzipation.

Artikel aus Style

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Magazin Style veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.style-magazin.ch.

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