Gegentrend zu Fast Fashion
Zusehen, wie mein T-Shirt wächst

Das T-Shirt, das in zehn Sekunden gekauft ist, wird nicht in zehn Minuten hergestellt. Beim «Traceable TreeShirts» kann man zusehen, wo die Baumwolle wächst, wie sie verarbeitet wird und vor allem, wie viel Aufwand hinter einem T-Shirt steht.
Publiziert: 10.03.2020 um 15:58 Uhr
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Das Projekt «Traceable TreeShirts» setzt sich für transparente und nachhaltige Partnerschaften mit Bäuerinnen in Burkina Faso ein.
Foto: Ecos
Barbara Ehrensperger

15 bis 18 Kilogramm Mode konsumiert jeder Schweizer und jeder Schweizerin pro Jahr. Die weltweite Textilproduktion hat sich zwischen 2000 und 2015 verdoppelt. Aber die Tragedauer der Kleidung hat sich in dieser Zeit halbiert. Und: Fast die Hälfte aller hergestellten Kleider wird nicht ein einziges Mal angezogen. Im Schnitt werden Textilien sieben bis zehn Mal getragen. Würden wir aufhören, Kleider zu kaufen, könnten wir mit unserer vorhandenen Garderobe sieben Jahre lang auskommen.

Dabei ist die Produktion eines T-Shirts aufwendig. Wie viel Arbeit dahinter steckt, kann man nun beim Projekt «Traceable TreeShirts» genau mitverfolgen. Die Schweizer Kleidermarke Nikin, das ETH-Spin-off Haelixa, die Fairtrade-Organisation Gebana und die Nachhaltigkeits-Beraterin Ecos haben sich dafür zusammengetan.

Baumwollpflanze wird markiert

Während eines halben Jahres können die Projekt-Unterstützer jeden Produktionsschritt der T-Shirts, das 49 Franken kostet, in Echtzeit mitverfolgen. «Dadurch können Kundinnen und Kunden über nachhaltige Produktion aufgeklärt werden», so die beteiligten Unternehmen. Herausforderungen in Bezug auf nachhaltige Produktion, wie Zertifizierung, Mindestmengen und Produktionsstätten sollen offen kommuniziert werden.

Das ETH-Spin-off Haelixa markiert die Bio-Baumwolle in Burkina Faso mit natürlichen DNS-Sequenzen, welche aufgesprüht werden. Diese verändern weder die Eigenschaften der Fasern noch den genetischen Code der Pflanze. Dank der Markierung kann Haelixa die Baumwolle von der Pflanze in Burkina Faso über die Verarbeitung in Griechenland und Nord-Mazedonien bis zur Auslieferung zurückverfolgen.

Nikin designte das T-Shirt und brachte die Idee der Wiederaufforstung ein. So wird für jedes verkaufte T-Shirt ein Beitrag an die Partnerorganisation «One Tree Planted» gespendet. Diese sammelt die Beiträge, ermittelt wirksame Standorte für die Pflanzungen und setzt sie in Zusammenarbeit mit lokalen Partner um.

Mit Regenwasser bewässert

«Die gewählten Anbauorte in Burkina Faso haben den Vorteil, dass die Bäuerinnen und Bauern ihre Felder mit Regenwasser bewässern können. Der biologische Anbau verhindert Verunreinigungen des Grundwassers durch Pestizide, Insektizide oder Kunstdünger. Zudem erhalten die Bauern erhalten für ihre Bio-Baumwolle eine Prämie», erklärt Adrian Wiedmer, Geschäftsführer der Fairtrade-Organisation Gebana.

«Die Fast-Fashion-Modelle der Textilindustrie verursachen enorme ökologische und soziale Kosten weltweit. Mit dem rückverfolgbaren TreeShirt setzen wir hier ein Zeichen für transparente Lieferketten. Im Zentrum stehen faire Bedingungen für die Bäuerinnen und Bauern in Burkina Faso sowie die biologische Baumwolle», sagt Wiedmer. Und erklärt weiter: «Hier stellt sich bereits eine Herausforderung: Aufgrund höherer Preise gegenüber konventioneller Baumwolle ist es schwierig, Abnehmer zu finden.»

Wegen dem Preisdruck müssen andere leiden

Aber noch ist unklar, ob das Projekt überhaupt zustande kommt. Denn erst bei 2000 bestellten TreeShirts wird die Bestellung ausgelöst. Die Lieferung würde dann voraussichtlich im Juli 2020 erfolgen. Aktuell bestellt wurden bisher 539 Shirts.

Die Einschätzung von Gebana-Chef Wiedmer stimmt: «Für viele Kundinnen und Kunden müssen vor allem Design und Preis stimmen. Darum wird die Lieferkette von Preis- und Zeitdruck dominiert. Wir wollen vorangehen und zeigen, dass nachhaltige und faire Mode zu angemessenen Preisen möglich ist. Aber dies erfordert die Verantwortung von allen Beteiligten.»

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