Flaka Jahaj, Shootingstar der Schweizer Designerszene
Ihre neue Masche zieht

Sie ist Profi-Häklerin und eine der talentiertesten Designerinnen der Schweiz: Flaka Jahaj lässt ihre Kollektionen von Hausfrauen in Pristina produzieren.
Publiziert: 05.05.2016 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:58 Uhr
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Häkel-Dress in Netz-Optik, getragen über einem Negligé.
Jonas Dreyfus

Sie sitzt in ihrem Atelier in Zürich und zeigt auf ein gerahmtes Foto ihrer verstorbenen Grossmutter. «Sie war eine wichtige Person für mich. Ich kann mich erinnern, wie ich mit vier Jahren auf ihrem Schoss sass und sie mir mit ihren von Arthrose gezeichneten Händen das Häkeln beibrachte – bis heute mein wertvollstes Erbe.»

Designerin Flaka Jahaj in ihrem Ateilier in der Zürcher Villa Rigi.
Foto: Studio Filipa Peixeiro

Flaka Jahaj (32) ist heiss gehandelter Shootingstar der Schweizer Modeszene. Mit ihrem 2015 gegründeten Label Iahai sorgte sie zuletzt Anfang Jahr an der Mode Suisse für Begeisterung, der wichtigsten Plattform für Schweizer Jungdesigner.

2014 gewann sie für ihre Masterarbeit, eingereicht am renommierten Londoner Central Saint Martins College, den Schweizer Designpreis. Die gebürtige Kosovo-Albanerin, die mit neun in die Schweiz kam, hat in Paris Mode studiert und als persönliche Assistentin von US-Stardesigner Rick Owens (53) wichtige Erfahrungen gesammelt.

Monatelanges Tüfteln, wochenlange Handarbeit

Jahaj nimmt einen Pullover aus ihrer aktuellen Kollektion zwischen die Finger – ein Gitterwerk aus Vierecken, die an losen Strängen aneinanderhängen. Es sei eine Art Schottenmuster, genauer ein Vichy-Karo, das sie nachgehäkelt habe.

Dann hält sie ein dickstoffiges Kleid ins Licht, dessen Struktur an einen porösen Schwamm erinnert. Eine dreidimensionale Häkelei, die aus jedem Blickwinkel anders aussieht. «Es dauert Monate, bis ich so etwas ausgetüftelt habe. Und rund eine Woche, bis ein Kleid fertig ist.»

Ein Pullover von Iahai kostet rund 700 Franken. Die Designerin lässt diesen in ihrer Heimatstadt Pristina von Hand produzieren. Im Kosovo, sagt sie, habe das Häkeln eine lange Tradition. «Wer schon einmal einen traditionellen Haushalt gesehen hat, weiss: Auf jeder möglichen Fläche liegt dort ein Häkel-Deckchen.»

Unterstützt von der Ikea Stiftung Schweiz beschäftigt sie fünf selbständige Arbeiterinnen. «Die Hausfrauen können in meinem Atelier in Pristina arbeiten. Die meisten holen das Garn aber dort ab, ich gebe ihnen Instruktionen, und sie setzen sie zu Hause um. Viel erklären muss ich nie.»

Jahaj setzt auf ein Handwerk, dessen Zukunft ungewiss ist. Denn auch im Kosovo ist billige Massenware auf dem Vormarsch.

Zusätzlich gibt sie Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft – darunter viele Analphabetinnen – die Möglichkeit, finanziell zum Haushalt beizutragen mit einem für lokale Verhältnisse guten Lohn. Jahaj: «Eine der Frauen, Ajshe, kann ihren Sohn jetzt endlich in den Fussbalclub schicken, wo er schon so lange hinwollte.»

Iahai gibts zu kaufen: an den Events Kreislauf 4+5 (27. bis 29. Mai, Zürich) und Loufmeter (28. Mai, Bern). Oder auf Voranmeldung im Atelier. Infos: iahai.international

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